Komm, dunkle Nacht
schüttelte den Kopf. »Aber er hat einem der Polizisten am anderen Ufer zugewinkt, und der hat zurückgewunken.«
»Wie nahe wart ihr?«
Er hatte Recht. Der Beamte war viel zu weit entfernt gewesen, um festzustellen, dass der Mann, der ihm da zuwinkte, nicht Chavez war. Mein Gott, wie dreist dieser Mann war. »Smith. Ich habe ihm von Henry Smith erzählt, als er sagte, er habe das Gefühl, als ob uns jemand folgte. Aber er kann ihn nicht umgebracht haben, wir waren die ganze Zeit zusammen auf dem See.«
»Hat er telefoniert?«
Sie dachte nach und nickte. »Mindestens einmal. Als wir ans Ufer gingen, um Monty ausruhen zu lassen. Ich dachte, er erstattet der Einsatzzentrale Bericht. Glaubst du, er hat jemanden geordert, um Smith zu töten?«
»Ich zweifle nicht daran.«
Sie schauderte. »Ich war den ganzen Nachmittag allein mit ihm. Wenn er mich hätte töten wollen, hätte er es jederzeit tun können. Warum hat er es nicht getan? Und warum hat er mich zu Chavez geführt?«
»Ich weiß es nicht. Ein Katz-und-Maus-Spiel? Vielleicht wollte er dich gar nicht töten. Vielleicht hatte er gar nicht vor, dich zu töten. Vielleicht wollte er mir nur zeigen, dass er dazu imstande wäre.«
»Bei dieser Sache geht es nur um dich, stimmt’s?«
»Du meinst, ich trage die Schuld daran. Zum Teufel, ja, glaubst du, ich würde es leugnen? Du hast jedes Recht, stinksauer zu sein.«
»Ich bin stinksauer.« Sie war ängstlich und erschrocken gewesen, aber jetzt waren diese Emotionen der blanken Wut gewichen. »Dieses Schwein. Er hat mich benutzt und manipuliert.«
»Rudzak hat sich von jeher viel auf seine Fähigkeit eingebildet, die richtigen Knöpfe zu drücken.«
»Und der Mord an diesem armen Polizisten war einer der Knöpfe, die er gedrückt hat?«
Logan nickte.
»Er muss verrückt sein.«
»Ich bin nicht sicher, dass er wahnsinnig ist. Ich glaube, ihm fehlt etwas von Geburt an. Er hat keine Vorstellung von Gut und Böse, wie wir es kennen. Was Rudzak zugute kommt, ist gut, was ihm im Weg steht, ist schlecht.«
»Ein Soziopath.«
»So einfach lässt er sich nicht einordnen.« Sie hatten die Raststätte erreicht und der Griff seiner Hand um ihren Arm wurde fester, als er die Leute von der Spurensicherung bei Smiths Wagen sah. »Lass uns hineingehen. Du willst dir das bestimmt nicht ansehen.«
Er hatte Recht. Sie wollte nicht noch eine Leiche sehen und Monty ging es genauso. Sie ging auf das Gebäude zu.
»Wie lange müssen wir hier bleiben?«
»Der Lieutenant will mit dir sprechen und deine Aussage aufnehmen, aber ich werde ihn bitten, zur Unterschrift jemanden mit dem Protokoll zum Blockhaus zu schicken, schließlich giltst du nicht als Verdächtige.«
Das hatte sie auch nicht erwartet. »Als was gelte ich denn?«
»Zeugin.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht auch als Opfer.«
Sie erinnerte sich des Schreckens und der Hilflosigkeit, die sie empfunden hatte, als sie durch den Wald rannte. In diesem Moment hatte sie sich als Opfer gefühlt und bei der Erinnerung stieg wieder die Wut in ihr auf.
Vier Stunden mussten sie in der Raststätte ausharren, ehe sie die Erlaubnis erhielten, nach Hause zu fahren. Sarah war schon fast so erschöpft wie Monty.
»Ich fahre«, sagte Logan und stieg in den Jeep. »Du ruhst dich aus.«
»Ich kann selbst fahren. Du musst doch deinen Wagen …«
»Es ist nur Galens Mietwagen. Er wird dafür sorgen, dass er hier abgeholt wird.« Er ließ den Jeep an. »Hör auf zu diskutieren und steig ein. Du weißt, dass ich im Augenblick emotional in besserer Verfassung bin als du. Du möchtest doch nicht auf dieser lausigen Straße einen Unfall bauen, bei dem Monty zu Schaden kommen könnte?«
Widerstrebend nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz.
»Das einzige unwiderstehliche Argument«, murmelte er.
»Lehn dich zurück und schließ die Augen.«
Ihr war nicht danach zumute, die Augen zu schließen. Ihr Körper war gefühllos vor Erschöpfung, aber ihr Geist kam nicht zur Ruhe. Sie starrte auf die gewundene Straße, die der Jeep langsam hinauffuhr, und fragte: »Wie bist du an Galens Mietwagen gekommen?«
»Ich habe ihn angerufen und gebeten, auf Maggie aufzupassen, und dann habe ich seinen Wagen genommen.«
»Galen ist auf der Ranch?« Es war so viel passiert, dass sie Maggie ganz vergessen hatte. »Du hättest Maggie nicht allein lassen sollen. Ich habe dir gesagt, du sollst auf sie …«
»Halt den Mund«, sagte er grob. »Ich konnte einfach nicht zu Hause sitzen und auf
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