Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
Teufel, die Monroe war nach den heutigen, albernen Maßstäben geradezu untersetzt. Und vor der sind die Männer schließlich auf den Knien rumgerutscht.
Ein Teil von mir möchte auch Daniel auf den Knien rutschen sehen. Oh ja. Ein anderer, deutlich stärkerer Teil von mir, hat allerdings diese verstörenden, Höschen durchnässenden Visionen, dass ich vor ihm auf den Knien rutsche. Und nicht nur das … Immer wieder tauchen in meinen Fantasien die Ledermaske und manchmal auch ein Paar hohe schwarze Jagdstiefel auf.
In dem Kasten für Verbesserungsvorschläge befinden sich heute leider keine blauen Briefe. Zugegebenermaßen enttäuschend, aber ich tröste mich damit, dass wir ja schließlich zu etwas interaktiveren Kommunikationswegen übergegangen sind. Nemesis hat mir sogar eine Handynummer gegeben, die ich anrufen soll, wenn ich meine Entscheidung getroffen habe. Auch wenn ich noch nicht die geringste Ahnung habe, wann das sein wird. Dieser sogenannte Quantensprung ist schon wirklich eine extrem verrückte Herausforderung.
Ich soll eine weitere meiner »Zufallsbekanntschaften« in einer Bar ansprechen. Er sagt, er würde mich eventuell – oder auch nicht – aus sicherer Entfernung beobachten, während ich einen geilen Mann, den ich noch nie gesehen habe, abschleppe, um irgendwo anonymen Sex mit ihm zu haben. Ob er wohl einen dieser berüchtigten Callgirl-Blogs gelesen hat?
Ich starre lächelnd in den Bibliothekssaal. Wir haben erst kurze Zeit geöffnet, aber einige der Stammkunden schlendern bereits durch die Regalreihen oder haben sich mit den aktuellen Tageszeitungen an einen der Tische gesetzt. Was würden sie wohl denken, wenn sie wüssten, was ihre gute, alte Miss Price heute vorhat? Vielleicht ahnen einige von ihnen ja etwas? Es waren nämlich nicht nur die Augenbrauen des Personals, die heute Morgen bei meinem Anblick nach oben schnellten. Einer der Arbeitslosen wirft mir über die Sun und später über das langweilige Lokalblatt hinweg immer wieder schüchterne Blicke zu.
Nemesis sagt, dass ich mir für meine Nutten-Nummer ein Hotel aussuchen soll, und ich habe auch schon eine vage Vorstellung, mit welcher Wahl er rechnet. Ich nehme an, ich sollte ihm den Gefallen tun, hätte aber auch nicht übel Lust, ihn so richtig zu schocken, indem ich irgendeine schmutzige, alte Absteige wie das Horse and Jockey oder das Master Bricklayer’s Arms auswähle.
Apropos Nemesis, wo steckt der Hauptverdächtige heute Morgen eigentlich? Vor der regulären Öffnungszeit hatte ich es gerade noch geschafft, einen kurzen Blick in Professor Adonis’ Kabuff zu werfen, um zu sehen, ob er vielleicht durch die Hintertür reingekommen wäre. Aber sowohl vorhin als auch jetzt ist nichts von ihm zu sehen. Das allein ist noch nicht besonders ungewöhnlich. Er ist schließlich nur Gast hier, hat keine festen Arbeitszeiten und könnte auch mal einen Tag wegbleiben. Obwohl ich eigentlich dachte, dass es hier mittlerweile Anreize gibt, die über die Verlockungen des Livesey -Archivs und seiner einmaligen Dokumente hinausgehen.
Der Gedanke, ihn am heutigen Tag nicht zu sehen, hat eine außerordentlich starke Wirkung auf mich. Ich dachte immer, es sei nur eine Redewendung, wenn jemand erklärt, das Herz würde ihm in die Hose rutschen. Aber ich könnte schwören, das meine sauste nur so nach unten bei der Vorstellung, sein anbetungswürdiges Gesicht heute nicht zu sehen.
Anbetungswürdig? Was zum Teufel ist nur in mich gefahren? Hab’ ich mich etwa in ihn verliebt? Bisher dachte ich, dass ich nur auf eine vielleicht etwas alarmierende Art scharf auf ihn wäre, und nur abwegige Sexspielchen mit ihm treiben wollte. Verbergen sich hinter meiner Lust etwa noch weitaus tiefere Gefühle? Also, das wäre wirklich vorsätzliche Dummheit.
Diese beunruhigenden Gedanken lassen die Freude auf diesen Tag ganz schnell verblassen. Doch ich versuche, mir möglichst nichts anmerken zu lassen. Ich setze ein Dauergrinsen auf und wende mich mit fast manischem Enthusiasmus der Auskunft der Leser zu. Selbst die bescheidenst vorgebrachten Fragen werden von mir bis ins letzte Detail beantwortet. In der Frühstückspause rase ich dann in den Keller, aber unten ist alles dunkel. Und auch als ich nach oben ins Helle zurückkehre, trage ich die trostlose Verwaistheit des Kellers immer noch in mir.
Ich muss mich einfach irgendwie von dem Gedanken an Männer mit wunderschönem Mund, magischen Fingern, dämonischen Gedankengängen und verdrehten Fantasien
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