Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
ist kein Fremder. Ich kenne ihn oberflächlich. Ich bin scharf auf ihn. Um genau zu sein, würde ich so einer Sorte Mann immer einen blasen.
Ich scheine Daniels Geschmack wieder im Mund zu haben. Er vermischt sich mit dem Aroma roher sexueller Erregung, die durch das Netzwerk fließt und in Byte-Form von Nemesis zu mir schießt. Es fühlt sich fast an, als könnte ich die Energie und das Blut spüren, die seinen Schwanz steif werden lassen.
Ich stürze hinab in eine düstere, lüsterne Welt. Und zwar an seiner Seite. Er lächelt. Ich lächle zurück und beobachte den Cursor, der wie ein Herzschlag oder wie das Pochen meines Kitzlers pulsiert.
NEMESIS: Und wie oft bläst Du Männer, auf die Du scharf bist? Einmal die Woche? Zweimal? Dreimal? Wie gehst Du vor? Suchst Du sie Dir in der Bibliothek aus, lockst sie dann in Dein Versteck und saugst ihre Schwänze aus? Langsam klingt das für mich nach einem kleinen Flittchen, Gwendolynne. Einer Schlampe geradezu. Du scheinst mir eine Frau mit großem Appetit zu sein, den sie aber kaum unter Kontrolle bekommt.
Ich reibe meine Hüften gegen die Matratze. Er hat recht. Ich kann meine eigene Geilheit riechen. Sie sammelt sich zwischen meinen Beinen und klebt zwischen meinen Fingern. Mein Appetit ist groß, aber er ist es, der ihn zu einer derartigen Intensität gesteigert hat. Er gibt mir fast das Gefühl einer Wiedergeburt oder einer Art Häutung. Ich fühle mich völlig anders. Vor ihm war ich ruhig. Ich lebte auf Nummer sicher. Ich war zwar glücklich, aber auf eine unaufgeregte, ordentliche Art und Weise. Jetzt bin ich völlig außer mir. Und es gefällt mir. Es gefällt mir gut. Ach, Quatsch, ich liebe es, verdammt!
Und ich liebe es, ganz altmodisch »Flittchen« oder »Schlampe« genannt zu werden.
LIBRARYGIRL: Ich habe nicht so oft Gelegenheit, Schwänze zu blasen, wie ich es gerne hätte. Deshalb habe ich die Gelegenheit mit meiner Zufallsbekanntschaft ja auch gleich beim Schopf gepackt. Und da ich Dich nicht bedienen kann, dachte ich mir, ich nehme einfach ihn.
Kein Wort erscheint auf dem Bildschirm, aber in meinem Kopf höre ich beglücktes, männliches Lachen. Ich habe ihn angefüttert, das weiß ich. Und doch werde ich, wie aus dem Blauen heraus, mit einem Mal ganz sehnsüchtig. Ich wünsche mir so sehr, dass er jetzt hier im Bett neben mir liegen würde, sodass ich meinen Laptop beiseiteschieben und zu ihm rüberrollen könnte und wir uns lieben würden. Vielleicht könnte ich ihm auch erst mal einen blasen. Nur so für den Anfang. Und danach würde ich ihn auf den Rücken drehen, würde mich auf ihn setzen und die Situation und ihn unter meine Kontrolle bringen.
NEMESIS: Keine Sorge, dazu wirst Du schon noch Gelegenheit bekommen, meine Liebe. Ich werde mir all die Vergnügungen holen, die Dein Mund zu bieten hat, meine wunderschöne Gwendolynne. Und zwar eher früher als später. Denk an meine Worte.
Na, dann mal los, Du Macho! Ich kann einiges vertragen! Am liebsten würde ich aufspringen und mit der Faust in die Luft schlagen. Doch ich begnüge mich mit einem in mein leeres Schlafzimmer gebrülltes »Ja!«
LIBRARYGIRL: Tatsächlich?
Ich halte kurz inne, um ihm etwas Zeit zu geben, mache dann aber einen überaus gewagten Zug.
LIBRARYGIRL: Vielleicht hattest Du ja schon das Vergnügen mit mir.
Langes Schweigen. Sehr langes Schweigen. Oh, Mist, jetzt hab’ ich alles vermasselt.
NEMESIS: Ich glaube, Du bist müde, meine Liebe. Du sprichst in Rätseln. Vielleicht sollte ich Dich jetzt lieber schlafen lassen.
Mein Herz beginnt erneut zu rasen. Er hat es nicht abgestritten, aber auch nicht bestätigt. Soll ich weiter vordringen?
Nein. Noch nicht. Noch nicht.
LIBRARYGIRL: Mir geht’s gut. Ich bin nicht müde. Um genau zu sein, bin ich geil. Du kannst ein Mädchen nicht so scharfmachen und dann einfach so verschwinden.
Und wieder erklingt das phantomhafte Dröhnen eines Lachens und das Geisterbild eines wunderschönen Lächelns erscheint. Ich meine, so etwas wie ein taktisches Eingeständnis zu spüren. Er weiß wirklich, dass ich es weiß. Und dass ich weiß, dass er weiß, dass ich es weiß. Am liebsten möchte ich mich selbst umarmen, laut lachen und auf dem Bett hin- und herrollen. Aber noch viel mehr als das möchte ich endlich kommen – und auch das weiß er.
NEMESIS: Du bist sehr unverschämt und geradeheraus, Gwendolynne. Ich dachte eigentlich, ich hätte hier das Sagen. Wenn ich Dich verwöhne und wir heute noch ein bisschen länger
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