Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
glatt die Hand schütteln.«
»Vielleicht hast du irgendwann ja mal Gelegenheit dazu?« Ich möchte im Moment allerdings mehr, als ihm nur die Hand zu schütteln. Weitaus mehr. »Und wo setzen wir dieses Szenario nun um? Wie wär’s mit deinem Hotel, dem Waverly ? Die haben da eine sehr schöne Bar, die genau richtig wäre. Das hab ich zumindest gehört. Dort gewesen bin ich noch nie.«
»Dann solltest du das so bald wie möglich nachholen, Gwendolynne«, sagt er geradeheraus und tätschelt dabei meine Hand. »Dann kümmern wir uns jetzt mal um die Einzelheiten.«
Als ich später versuche, über unseren Plan nachzudenken, muss ich feststellen, dass ich viel zu verwirrt und unbefriedigt bin, um diesem Vorhaben wirklich gerecht zu werden. Ich mache mir sogar ein wenig Sorgen und bin leicht verärgert.
Daniel ist nach London gefahren.
Die nächsten Tage und das Wochenende über wird er sich in der Hauptstadt aufhalten – weit, weit weg von dieser Stadt und dieser so sexbesessenen und liebeskranken Bibliothekarin. Er hatte es mir erst gestanden, nachdem wir unser Abendessen beendet hatten und ich bereits atemlos darüber grübelte, ob wir uns heute noch lieben würden oder nicht. Irgendwann teilte er mir schließlich mit, dass er direkt von dort zum Bahnhof fahren würde. Er hatte eine nicht näher definierte Verabredung, die ihm scheinbar unangenehm war. Und der Besuch bei seinen Eltern, den er danach eingeplant hatte, löste auch nicht gerade Begeisterungsstürme bei ihm aus.
Als wir uns trennten, tauschten wir immerhin Telefonnummern aus, und er versprach, mich anzurufen. Heißt das, er wird sich wirklich melden? Oder wird er mich vielleicht als Nemesis anrufen? Und sich damit wahrhaftig outen?
Im Moment ist mir das allerdings ziemlich egal. Irgendwas an unserer Verabschiedung war merkwürdig. Es schien, als würde er weitaus mehr verbergen, als nur eine geheime, sexuelle Identität.
Ich bin nicht weiter in ihn gedrungen. Verdammt, ich kenne den Mann bisher ja kaum – wenn ich auch bereits alle möglichen Arten von Sex mit ihm praktiziert habe.
Ich nehme an, all das ist auch der Grund für mein Unwohlsein. Wie jeder Junkie bin ich besonders dann heiß auf meine Droge, wenn ich sie nicht haben kann. Immer wieder sehe ich nach, ob vielleicht eine E-Mail gekommen ist. Immer wieder überprüfe ich, ob mein Handy auch angeschaltet ist. Und immer wieder frage ich mich, ob ich nicht doch noch in die Bibliothek hätte laufen sollen, um zu sehen, ob dort nicht vielleicht einer der blauen Briefe auf mich wartet.
Aber heute Abend gibt es nichts mehr für mich – außer einer Flasche billigen Lambrinis, den ich vor ein paar Wochen aus einer Laune heraus im Supermarkt gekauft habe.
Schokoriegel, Fish and Chips und schon wieder ein Abend, an dem ich mich betrinke. Mein Plan, mich gesund zu ernähren, ist heute sowieso den Bach runtergegangen, also kann ich den Tag auch ungesund beschließen. Dann ernähre ich mich die nächsten paar Tage, wenn Daniel weg ist, eben von Slimfast. Das wird die Völlerei vielleicht nicht ausgleichen, aber vielleicht zumindest mein Gewissen ein bisschen beruhigen. Dieser Gedanke lässt mich zum ersten Mal, seit er in Richtung Bahnhof verschwand, wieder lächeln. Was zum Teufel rede ich mir da nur ein? Ich werde mich vollstopfen, als ginge es um die Ehre Großbritanniens, bis er wieder da ist.
Der Wein ist leicht und lieblich, und es dauert nicht lange, bis ich ziemlich angesäuselt bin. Gut, dass ich morgen Spätdienst habe. Das verschafft mir ein paar Extrastunden, um wieder nüchtern zu werden.
Ich liege zusammengerollt unter der Decke und drifte in einen dicken, erotischen Nebel ab. BH und Höschen habe ich anbehalten – wie eine kleine Schlampe. Eigentlich sollte ich aufstehen und vorm Schlafengehen noch duschen, aber ich schaffe es einfach nicht, die nötige Energie aufzubringen. Außerdem will ich den schwachen Duft von Daniel nicht wegwaschen, der immer noch auf meiner Haut liegt. Der Geruch ist mir Trost, erinnert mich gleichzeitig aber auch an seine Unehrlichkeit. Die Haut zwischen meinen Beinen, auf meinen Brüsten und auf meinem Hals ist von einem seidigen Film bedeckt, der die Erinnerung an ihn wachhält.
Mistkerl! Nimm dir, was du willst, und dann verpiss dich! Ich werde mich schon rächen. Eines Tages wirst du vor mir kriechen, Professor Adonis! Ich werde dich zum Grunzen bringen, und du wirst mich anbetteln, ein wenig an mir schnuppern zu dürfen!
Einmal
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