Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
sich soeben verraten hat. Oder vielleicht doch …
»Hey, gibt’s irgendwas Neues von dem alten Perversling Nemesis? Wie lautet seine nächste Aufgabe oder Strafe oder was immer er da von dir verlangt? Habt ihr gestern Abend gechattet?«
Ich sehe ihn mit schmalen Augen an, aber er gibt kein Stück von seiner Tarnung preis. Sein Gesicht ist sexy und interessiert, sieht gleichzeitig aber völlig unschuldig aus. Vielleicht ja nur scheinbar. Eine Sekunde lang erlebe ich einen Hauch von echter Angst, etwas mit einem Mann zu haben, der entweder teuflisch verdreht und hinterhältig oder aber das Opfer einer Persönlichkeitsspaltung ist. Doch schnell gewinnt die Freude an dem Spiel wieder die Oberhand, und ich frage mich, ob ich ihn wohl dazu bringen kann, aufzugeben und seine geschickten, kleinen Tricksereien zuzugeben.
»Ja, es gab einen Chat.« Ich mache eine Pause, schenke mir Tee nach und beiße von einer gebutterten Weißbrotscheibe ab.
Daniels Reaktion auf meinen ersten Zug in diesem Poker-Duell besteht in einem kaum merkbaren Kopfschütteln. »Und?«
»Na ja, das Übliche eben.«
Seine Zunge fährt kurz aus dem Mund hervor und leckt leicht über die Unterlippe.
»Irgendwann hat er mir dann eine neue Aufgabe gestellt.«
Während ich ihm das Straf-Szenario eines Callgirls, das einen Freier aufreißt, beschreibe, weiten sich Daniels Augen auf eine Weise, die in ihrer Glaubhaftigkeit eines Sir Laurence Olivier würdig wäre.
»Wirst du es tun? Das Ganze klingt ziemlich riskant.«
»Finde ich eigentlich nicht. Du hast doch gesagt, du würdest mir helfen, oder? Du könntest zum Beispiel den Freier geben.«
Er lächelt, und es kommt zu einem kurzen Moment perfekter Komplizenschaft. Ein herrliches beiderseitiges Bewusstsein des Spiels und seiner Freuden. Es ist gar nicht nötig, darüber zu sprechen, es in Worte zu fassen oder gar zu hinterfragen. In gewisser Weise ist das gemeinsame Wissen ebenso intim wie der Sex. Alles, was wir tun müssen, ist spielen.
»Okay, ich bin dabei.«
»Wirklich?«
Er lacht. »Teufel, ja! Aber klar doch!«
Seine Erwiderung trifft mich bis ins Mark, und ich zittere. Was geht wohl unter dieser unschuldigen, makellosen, rotweißen Tischdecke vor sich? Ist er schon hart, weil er sich unsere nächste Begegnung vorstellt? Hat der Gedanke an ein Nutte-und-Freier-Spiel dafür gesorgt, dass er mitten in der West-Side-Fischerei eine Erektion bekommt?
»Okay. Dann müssen wir nur noch einen Ort, einen Abend und eine Uhrzeit festlegen. Und dann muss ich natürlich Nemesis informieren.« Ich versuche, ruhig und planvoll zu bleiben, kann aber eigentlich nur an Daniels Körper denken. Bilder seines nackten Körpers und des harten, rosigen Riemens jagen durch meinen Kopf und machen jeden Versuch, mich zu konzentrieren, zunichte. »Ich weiß allerdings nicht, ob Nemesis mich dabei beobachten will, oder ob ich ihm hinterher nur Bericht erstatten soll. Er scheint mich ganz gerne im Ungewissen zu lassen.«
Daniel hebt den Kopf etwas an, und seine Augen verengen sich. »Im letzteren Fall musst du gar nichts tun. Du kannst die ganze Sache doch auch einfach erfinden.«
Aha, er will mich testen.
»Das wäre ja gemogelt.«
»Aber du bist ihm doch nichts schuldig. Der Mann ist nichts weiter als ein Perversling. Außerdem manipuliert er dich.«
Ach, und du nicht?
»Um genau zu sein, finde ich schon, dass ich ihm etwas schuldig bin.« Noch während ich es ausspreche, trifft es mich wie Shakubuku , dieser schnelle, spirituelle Schlag gegen den Kopf, von dem in Filmen immer die Rede ist. »Ohne ihn hätte ich niemals … niemals das Licht gesehen.« Daniel neigt den Kopf zur Seite und runzelt die Stirn. »Ohne ihn wäre mir der Sex mit seinen ganzen Spielarten weiter ein Rätsel geblieben. Sicher, ich hätte zwar weiterhin insgeheim erotische Bücher gelesen und mir wohl hin und wieder auch’nen Porno angeschaut … aber getan hätte ich es nicht. Und den Mut, mich mit dir einzulassen, hätte ich ohne ihn auch nie im Leben aufgebracht! Du bist ihm also auch was schuldig.«
Daniel betrachtet seine Gabel, schaut dann aber wieder mich an. Seine Wimpern wirken hinter der Brille unendlich lang. Schließlich wirft er mir ein seliges Lächeln zu, das mich mal wieder fast ohnmächtig werden lässt. Gut gemacht! , scheint es mir zu sagen. Jetzt begreifst du es endlich, junger Skywalker! Der Schüler hat seinen Meister endlich eingeholt.
»Da hast du wohl recht.« Er lacht leise. »Dafür sollte ich dem Mann
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