Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
und die Aktentasche in der Hand. Mit seinen wilden schwarzen Locken, der glitzernden Brille und dem ganzen akademischen Brimborium ist er das perfekte Abbild des zerstreuten, aber sexy Professors.
»Entschuldige. Ich musste in letzter Minute noch ein paar E-Mails beantworten. Ich hoffe, du wartest noch nicht allzu lange.«
Sein vieldeutiges Lächeln lässt jede einzelne der fünfzehn Minuten lohnenswert erscheinen. In seinem Gesicht steht echte Reue geschrieben. Aber dahinter ist auch wieder diese augenzwinkernde Verschmitztheit zu erkennen, die mir so ans Herz gewachsen ist. Der aufreizende Geist von Nemesis scheint eben doch immer wieder durch die äußerlich so gelehrt wirkende Persönlichkeit von Daniel hindurch.
Wie schön wäre es doch, wenn wir jetzt wieder auf dem Sofa im Keller liegen würden – selbst wenn es mittlerweile völlig zusammengebrochen ist.
»Oh, Mist!«, entfährt es ihm, als wir zusammen die Bibliothek verlassen. Traceys stechender Blick begleitet uns fast bis ins Freie. Sie hatte die ganze Zeit verzweifelt versucht, Augenkontakt mit mir aufzunehmen. Tja, sieht wohl so aus, als würde zumindest ein kleiner Teil meiner geheimen Beziehung noch während der Spätschicht unter die Leute gebracht werden.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es regnet.« Er sieht die Straße entlang. »Was ist denn am nächsten, wo wir was essen könnten?«
»Also, da wären die West-Side-Fischereien …« Die Diät, die Diät! »Die sind am Ende der Straße.« Ich zeige in die entsprechende Richtung und bin hin- und hergerissen zwischen aufflackernden Bildern knuspriger goldener Pommes frites und dem Zeiger auf meiner Waage, der in die falsche Richtung ausschlägt. Einem unbestreitbar wunderschönen Mann hier und da ein paar Körperteile gezeigt zu haben, hat plötzlich dazu geführt, dass ich mir meines Gewichtes bewusster bin, als ich es seit den ersten Monaten nach meiner Scheidung war.
»Gut. Dann also zu den West-Side-Fischereien.« Er packt mich recht kräftig beim Arm und zieht mich durch den strömenden Regen.
Schon bald sitzen wir an einem Tisch und essen.
»Das ist wirklich gut. So kriegt man die bei uns im Süden gar nicht.« Er beißt mit seinen scharfen, weißen Zähnen in eine Pommesstange und scheint dieses einfache Vergnügen überaus zu genießen.
»Ja, das sind die besten Fish and Chips, die man im ganzen Landkreis kriegen kann. Aber das hier und der Schokoriegel – ich habe wirklich den Eindruck, du willst meine Figur ruinieren. Vielleicht hätte ich lieber einen Salat nehmen sollen.«
Daniel hört auf zu essen, legt sein Besteck beiseite und greift nach seiner Teetasse. Er nimmt einen Schluck und wirft mir unter seinen dunklen Brauen hervor einen sehr mahnenden, professionellen Blick zu. Nachdem er abgewartet hat, bis die Kellnerin außer Hörweite ist, sagt er mit leiser Stimme: »Dein Körper ist einfach wunderschön, Gwendolynne. Er ist so herrlich üppig und sinnlich. Superb. Ich liebe jeden Zentimeter davon. Du solltest stolz auf deine Kurven sein. So was bringt die Männer um den Verstand.«
Die Worte bringen mich zum Zittern. Sie klingen so rau, so leidenschaftlich, so hungrig. Es hört sich an, als wollte er mich mit demselben Genuss verspeisen, den er offensichtlich bei seinem Fisch, den Chips und dem Erbsenmus empfindet. Die Augen hinter seiner Brille glitzern, als wollten sie die Inbrunst seiner Worte noch unterstreichen.
Ist das Nemesis, der hier spricht? Oder Daniel? Es besteht wirklich kein großer Unterschied mehr zwischen ihnen, und jeder Unterschied, den es vielleicht mal gab, verschwindet sehr schnell. Er ist nur ein einziger Mann, der aber wie Janus zwei Gesichter hat. Ständig reizt er mich und lässt mich nie wissen, mit welcher seiner Persönlichkeiten er mir als Nächstes begegnen wird.
»Na ja, aber du weißt ja, wie es ist. In der heutigen Zeit ist es einfach nicht mehr so richtig angesagt, dass die BH-Größe bei 85B oder sogar noch höher liegt.«
»Dummes Zeug! Dieser ganze Modekram ist doch völlig bedeutungslos! Männer haben Frauen mit sinnlicher Figur schon immer angebetet. Und so wird es auch bleiben.« Er spießt ein paar Pommes mit seiner Gabel auf und isst sie auf eine Art und Weise, die ein bisschen ungehobelt aussieht. »Und du, meine liebe Bibliothekskönigin, bist das Nonplusultra an sinnlicher Üppigkeit.«
Da habe ich also die Bestätigung. Nemesis nennt mich auch Bibliothekskönigin. Daniel scheint überhaupt nicht zu bemerken, dass er
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