Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
und genieße, was du hast, so lange es geht.
»Na, dann ist das ja auch geklärt«, täusche ich Unbekümmertheit vor. Ich weiß zwar, dass er mich ganz sicher durchschaut, aber das kümmert mich im Moment nicht allzu sehr. »Ich finde nur, wir sollten uns in Zukunft hier unten benehmen. Meinst du nicht auch?«
»Auf jeden Fall. Schließlich gibt es viele andere geeignete Orte für einen netten, kleinen Fick, oder?«
Ich will ihn fragen, was für Orte er meint, greife stattdessen aber nach seiner Hand und ziehe ihn in Richtung eines dieser Orte. Doch plötzlich erklingt das brummende Läuten der alten Rathausuhr. Der Klang zeigt mir an, dass die Fickereien und die verrückten Spiele mit Nemesis, der außerdem Daniel ist, jetzt vorbei sind, und ich wieder in den Alltag zurückkehren muss. Ich habe meine gesamte Mittagspause hier unten verbracht und sollte hinauf zur Stechuhr. Und zwar unverzüglich.
»Oh, so ein Mist! Ich muss wieder rauf an die Arbeit!«
Ich springe auf, und Daniel tut es mir gleich.
»Aber was ist denn mit dem Essen? Du musst doch was essen … Ich wollte gerade vorschlagen, noch in einen Pub, ein Café oder ein Restaurant zu gehen.«
Eine zauberhafte Idee und vor meinem geistigen Auge entsteht auch sofort das Bild, wie wir irgendwo gemeinsam an einem Tisch sitzen, etwas essen, ein Bier trinken, uns unterhalten und lachen. Nichts besonders Sexuelles, sondern einfach nur die Gesellschaft des anderen genießen. Nähe.
»Nun, das ist zwar ein reizendes Angebot, Professor, aber ich habe in meiner Mittagspause gerade dich verspeist.« Sein spitzbübisches Lächeln bringt mich fast um. »Ich muss nach oben, wirklich. Ich muss!«
Er knabbert an seiner Lippe, greift blitzschnell nach seiner Laptoptasche und fördert einen übergroßen Schokoriegel zutage.
»Hier. Das Essen geht auf mich.« Er legt den Riegel in meine Hand, aber für mich fühlt es sich an, als hätte er mir gerade eine Diamanthalskette oder einen riesigen Lottogewinn überreicht.
»Und wenn du nachher Feierabend hast, hole ich dich ab, und wir gehen irgendwo hin. Okay?«
Eine Zeit lang starre ich ihn nur an. Mit seinem dunklen, zerzausten Haar, der ernsten Brille und einem Gesicht, das unendlich männlich, gleichzeitig aber auch unendlich liebevoll aussieht, wirkt er auf mich wie ein verwirrter Engel.
Oh, Mist! Ich bin wirklich total verknallt in ihn.
»Okay. Gut. Dann sind wir also verabredet. Oder so was Ähnliches.«
Bevor ich noch etwas unglaublich Dummes tue, gebe ich ihm einen kurzen Schmatzer auf die Wange, drehe mich um und trete den schnellsten aller Rückzüge an. Ich laufe an den großen Regalen vorbei in Richtung Treppe. Den Schokoriegel trage ich, als wäre er der Heilige Gral. Dabei weiß ich genau, das ich ihn mir irgendwann doch reinstopfen werde. Zwar mag er das netteste Geschenk sein, dass ich je bekommen habe, aber ein Mädchen muss ja schließlich auch mal was essen.
Kurz vor Feierabend ist der Schokoriegel nichts weiter als eine süße, aber entfernte Erinnerung, und es ist sicher nicht gut für meine Diät, dass ich schon wieder Appetit habe. Ich lungere in der Eingangshalle herum und ernte neugierige Blicke von Tracey, die heute die Spätschicht am Auskunftsplatz hat. Ich hatte mich zuvor mit voller Absicht vor den Haupteingang und damit außer Plauderreichweite gestellt, aber da es draußen nieselt, wäre es einfach Unsinn, dort auf jemanden zu warten. Auch wenn es sich um Professor Adonis handelt.
Was ist das denn jetzt wieder für ein Spiel? Meine Uhr verrät mir, dass ich jetzt schon seit ungefähr fünfzehn Minuten von einem Fuß auf den anderen trete und versuche, ruhig zu bleiben. Daniel weiß doch, wann ich normalerweise Feierabend habe. Wo zum Teufel steckt er also?
Ich fühle mich schuldig, mache mir gleichzeitig aber auch Sorgen. Es hatte schließlich einen Grund, dass er auf dem Sofa lag, bevor wir es später zertrümmerten. Ich schätze, er hat wohl wieder einen dieser seltsamen Kopfschmerzanfälle bekommen oder was immer ihn heimsucht. Vielleicht sitzt er ja im Keller, hat den Kopf auf den Schreibtisch gelegt und kann sich vor Schmerzen kaum rühren?
Doch gerade als ich die Schwingtür zur öffentlichen Ausleihe aufstoßen will, sehe ich ihn wie einen Flaschengeist, den ich vom Land der Träume herbeigerufen habe, aus der Tür zum Keller treten. Er will für heute offensichtlich Schluss machen, denn er hat seinen dunklen Regenmantel an, die Laptoptasche über die Schulter gehängt
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