Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
zu.
»Es war eine Schwärze in meinem Inneren, Gwendolynne, nicht im Zimmer. Da gibt es einen Unterschied. Und den kenne ich.«
Ich habe das Gefühl, als würde sich eine kalte Hand um mein Herz legen. Gott, ich hatte so sehr gehofft, dass ihn nichts Schlimmes plagt. Dass er nur Spannungskopfschmerzen hat oder gestresst ist oder sonst was.
»Stimmt irgendwas mit deinen Augen nicht, Daniel?«, frage ich mit fester Stimme. Ich habe keine Lust mehr, um den heißen Brei herumzureden. Wenn er ein Problem hat, dann muss er sich dem auch stellen. Und wenn sein Problem so geartet ist, dass man das lieber zu zweit tun sollte, dann möchte ich gern diejenige sein, auf die er zurückgreift. Ich muss dafür genau die Richtige sein, denn er ist genau der Richtige für mich.
Die Worte »in Gesundheit und Krankheit« schießen mir durch den Kopf. Bei meiner Vermählung waren das nur Worte. Doch jetzt meine ich sie absolut ernst.
Er scheint immer noch nicht in der Lage zu sein, mich anzusehen, versucht es aber wenigstens zögerlich.
»Also es sind nicht so sehr die Augen, sondern eher der Kopf.« Er reibt sich den Hinterkopf und zerzaust dabei seine Locken. »Da ist etwas drin, was da nicht drin sein sollte. Ich habe schon unzählige Tests hinter mir und … ich habe einen Tumor. Man hält ihn zwar für gutartig, aber raus muss er trotzdem.« Er atmet schwer und tief ein. »Und zwar sehr bald.«
Endlich sieht er mich auch wieder an. Sein Blick ist jetzt konzentrierter, aber ich sehe in seinen Augen nicht nur eine Akzeptanz seines Schicksals, sondern auch Angst. Die kalte Hand um mein Herz drückt fester zu. Ich kämpfe tapfer dagegen an, aber es fällt mir sehr schwer, nicht von der Sorge überwältigt zu werden. Sorge um ihn. Wie sehr muss das an ihm nagen? Die Angst. Die Aussicht, vielleicht irgendwann blind zu werden – oder vielleicht sogar zu sterben. Die kalte Hand katapultiert mich in ein Meer des Schreckens, der Trauer und des Zorns.
Nein! Nicht dieser Mann! Dazu darf es nicht kommen! Nicht jetzt, da ich ihn gerade gefunden habe! Mag ja sein, dass die Sache zwischen uns nicht über einen Flirt hinausgeht, aber ich möchte trotzdem nicht, dass diesem Mann jemals irgendetwas zustößt. Ich liebe ihn doch. Und es ist mir völlig gleichgültig, ob ich ihn nun für immer haben kann oder nicht. Ich möchte einfach nur, dass es ihm gut geht und dass er glücklich ist. Gleichzeitig möchte ich ihn aber auch nicht mit Mitleid und Traurigkeit überschütten. So etwas mögen Männer einfach nicht.
»Das ist hart. Was für eine schlimme Situation, Daniel«, taste ich mich vorsichtig heran. »Das tut mir wirklich sehr leid für dich. Kann ich irgendwas tun? Kann ich dir irgendwie bei deinen Recherchen helfen? Vielleicht Aufzeichnungen abtippen oder so was?«
Wundersamerweise wird sein Blick plötzlich scharf. Er wendet sich zu mir um und lächelt mich mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an.
»Du bist wirklich eine besondere Frau, Gwendolynne.« Diesmal ist es an ihm, mir die Hand zu küssen. Und er tut es nicht nur ein Mal und reibt dann seinen Stoppelbart an meinem Handrücken. »Eine ganz besondere Frau.«
Sein Lächeln erscheint jetzt auch in seinen Augen, und ich weiß, dass er mich in diesem Moment ganz klar sehen kann.
»Was meinst du damit?«
»Na ja, die meisten Frauen würden jetzt ganz mitleidig werden und auf Mutter Teresa machen. Aber du, du gehst die Sache ganz praktisch und nüchtern an.« Er küsst erneut meine Hand. »Und das gefällt mir. Ich bin dir sehr dankbar dafür.«
Trotz seiner erschütternden Offenbarung spüre ich etwas Großartiges, etwas Wundervolles in meinem Inneren. Eine echte Form von Kommunikation, die gar nichts mit Sex zu tun hat. »Na ja, ich dachte mir schon, dass du nicht bemitleidet oder bemuttert werden willst und so. Ich, äh …« Ich spitze die Lippen, denn ich weiß nicht so recht, wie ich meine Gefühle formulieren soll. »Du sollst jedenfalls nicht denken, dass ich dich für weniger männlich halte, weil du gesundheitliche Probleme hast.«
Er lacht – ein unverstelltes, absolut hinreißendes Lachen.
»Du musst ein Genie sein, meine Bibliothekskönigin. Oder wenigstens Psychologin oder so etwas.« Er zuckt erneut mit den Schultern und wirft mir einen sehr liebevollen Blick zu, der mein Herz trotz allem Achterbahn fahren lässt. »Genau so habe ich mich, äh, gefühlt.« Sein Blick wird ernst, glühend geradezu. »Ich will dich, Gwendolynne. Ich begehre dich und du bedeutest
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