Komm her, Kleiner
stehend ihre Freunde empfangen, ihre bewundernden Blicke, das Staunen … Sie musste nur noch diesen Stefano Clerici davon überzeugen, ihr dieses Schmuckstück zu überlassen. Was hatte er gesagt? Der Nase nach?
Aus dem hinteren Bereich drangen leises Klappern und ein Schwall köstlichen Dufts – Huhn, Kräuter, Knoblauch …
Er stand leicht gebückt vor der geöffneten Backofentür und bestrich die Hühnerschenkel mit Marinade. In dieser Position konnte Laura nicht umhin, den ausgesprochen ansprechenden Hintern zu bemerken, der sich unter den hautengen Jeans abzeichnete. Klein, aber muskulös. Trug er einen Slip? Wie würde wohl ein Stringtanga an ihm aussehen?
Geschmeidig richtete er sich auf und strich sich mit dem Unterarm über die Stirn.
„Puh, ist das heiß! – Ich glaube, sie sind gleich fertig. Wie sieht es mit Ihnen aus? Haben Sie schon zu Abend gegessen oder hätten Sie Lust, alles Weitere beim Essen zu besprechen?“
Laura zögerte. Eigentlich zog sie ihr Büro für Geschäftliches vor. Andererseits … Die Hühnerschenkel dufteten verführerisch, und sie hatte wirklich Hunger.
„Na, kommen Sie – es ist ein Rezept von meiner Nonna aus Sizilien. Sie sammelt und mahlt die Kräutermischung selbst. Und zum Nachtisch habe ich Bacio-Eis. Für mich allein ist es zu viel. Ein Freund hat mich in letzter Minute versetzt. Springen Sie für Angelo ein!“
Wieso nicht?
„Wer könnte einer so charmanten Einladung widerstehen? Vielen Dank, ich springe gerne für Angelo ein, damit Sie nicht auf Ihrem Essen sitzenbleiben!“
Er warf den Kopf zurück und lachte, wobei ein kleines Goldkreuz zwischen den geöffneten Hemdknöpfen sichtbar wurde.
„ Scusi, so war es nicht gemeint – oder doch. Aber ich freue mich, in so schöner Gesellschaft zu essen. Glauben Sie mir, Angelo könnte Ihnen nicht das Wasser reichen! Ich bin mit dem Tausch mehr als zufrieden.“ Damit zog er den Stuhl an der einen Stirnseite des altmodischen Holztisches heraus. „Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie lieber einen Orvieto oder einen Merlot?“
„Den Orvieto, bitte.“
Mit der Geschicklichkeit eines langjährigen Oberkellners goss er den hellen Wein in das überraschend elegante Kristallglas. Das Übrige machte eher einen zufällig zusammengesuchten Eindruck: zwei Steingutteller mit unterschiedlichen Mustern, Bistrobesteck – aber gestärkte Leinenservietten. In der Tischmitte standen ein großer Teller mit aufgeschnittenem Ciabatta und eine Glasschüssel Tomatensalat mit Mozzarella.
„ Salute – auf unsere Zusammenarbeit! Wissen Sie was? Wenn Sie mir Ihre Karte geben, komme ich morgen ganz einfach mit allem bei Ihnen vorbei, und wir klopfen es fest. Einverstanden?“
Laura nickte und griff nach ihrer Gucci-Tasche. Interessiert musterte er die dezent-marmorierte Visitenkarte.
„Na, Sie scheinen ja recht erfolgreich zu sein! Teure Gegend … Wie lange sind Sie schon in der Branche?“
Laura schluckte den Wein hastig hinunter und stellte das Glas weg. Der Wein rann kühl durch ihre Kehle, um dann doch alkoholische Wärme zu verbreiten.
„Über zwölf Jahre, acht davon mit eigener Firma!“
Er verzog anerkennend die Mundwinkel, nickte und prostete ihr erneut zu. „Respekt, Signora Bragato! Auf Ihren Erfolg!“
Die Hühnerbeine waren köstlich – knusprige Haut, das Fleisch saftig und mürb. Laura kämpfte gegen den Impuls, Messer und Gabel beiseitezulegen, mit den Fingern zuzugreifen und einfach hineinzubeißen.
Leises Klirren ließ sie aufblicken. Stefano hatte sein Besteck abgelegt und grinste sie über ein halb abgegessenes Bein an. „Sie schmecken so einfach viel besser!“
Erleichtert tat sie es ihm nach. Sie waren nicht mehr zu heiß, man konnte sie gut in der Hand halten. Die rauhe, von Fett schlüpfrige Haut am Knorpelende schmiegte sich an ihre Finger. Ihr gegenüber grub Stefano seine weißen Zähne in das helle Fleisch, riss die bräunliche Haut ab. Seine Zungenspitze fuhr über die Unterlippe, den Fleischsaft auffangend, einen feucht schimmernden Film hinterlassend. Laura ertappte sich dabei, wie sie fasziniert auf diese Unterlippe starrte und unbewusst mit ihrer Zunge die gleiche Bewegung vollführte. Diese wohlgeformten, festen Lippen auf ihren …
Ihr Blick, magisch angezogen von dem bei jeder seiner Bewegungen schimmernden Goldkreuz, wanderte über seinen offenen Hemdausschnitt. Ob Absicht oder Küchenhitze – die Knöpfe standen weiter auf, als es gerade noch anständig gewesen wäre, und
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