Komm, ich zeig dir die Liebe
aber es gelang ihr nicht. Stattdessen hatte sie das Gefühl, sich immer mehr aufzulösen.
Als Brian den Kuss schließlich abbrach und sie ansah, lag in seinem scharf geschnittenen Gesicht eine solche Leidenschaft, wie sie sie nie für möglich gehalten hätte.
Plötzlich ließ er sie los und trat einen hastigen Schritt zurück zu seiner eigenen Wohnungstür. Während er sich mit der Hand durchs Haar fuhr, sagte er mit belegter Stimme:
„Besser, du gehst jetzt hinein.”
„Ja”, flüsterte sie, doch sie wusste, dass es um ihre innere Sicherheit bereits geschehen war.
Sie wollte gerade die Tür hinter sich schließen, da bemerkte sie, dass er immer noch dastand und sie beobachtete. „Was ist denn?”
Er schüttelte den Kopf, als versuchte er, zur Besinnung zu kommen, und lächelte leicht.
„Ich warte noch, bis du hinter dir abgeschlossen hast.”
„Immer noch besorgt um mich?”
„Ich gebe mir Mühe, mich zu bremsen, Baby”, erwiderte er. „Aber es fällt mir nicht leicht.”
Sie wusste, worauf er anspielte. Es war schwer gewesen, nicht zu beenden, was sie begonnen hatten. Seine Atemlosigkeit verriet das ebenso wie ihre, und die Ausbuchtung seiner Jeans war der geradezu greifbare Beweis dafür, dass dieser Mann um ihrer Sicherheit willen für sich eine lange, frustrierende Nacht in Kauf nahm.
„Wenn du mich noch lange so ansiehst”, murmelte er, und sie hob den Blick von seinen Hüften, bis er sich mit seinem traf, „bekommen wir diese Nacht beide keinen Schlaf mehr.”
Ihr wurde heiß bei dieser Vorstellung, und eine süße Schwäche erfasste sie. Aber dann rief sie sich ihre vernünftigen Vorsätze ins Gedächtnis, nickte, zog die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel.
Drinnen lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür und schloss die Augen. Sie hatte sich getäuscht, als sie Tina gegenüber behauptet hatte, es gäbe keine Überraschungen im Leben.
Offensichtlich gab es davon sogar eine ganze Menge.
7. KAPITEL
„Du hast sie … verloren?” schrie Brian dem Gefreiten ins Gesicht, dem anzusehen war, dass er am liebsten im Erdboden verschwunden wäre.
„Ja, Gunnery Sergeant.”
Brian kochte vor Wut. Doch er durfte jetzt nicht völlig die Kontrolle über sich verlieren.
Um sich zu beruhigen, sah er aus dem Fenster und ließ seinen Blick über den Sandstrand schweifen, von dem Camp Pendleton umgeben war. Die Abendsonne verschwand gerade hinter den Dünen. Ein paar Jeeps und Panzer standen herum, an denen Marines lehnten.
Möwen flatterten über ihren Köpfen, auf der Suche nach Essbarem und immer auf der Flucht vor den scharfen Propellern der Hubschrauber.
Feierabend. Es wurde Zeit, seine Sachen zu packen, damit man sich auf den Weg nach Hause machen konnte. Und jetzt hatte dieser Trottel seine Nachtsichtbrille verloren.
Brian wandte sich ihm wieder zu. „Gefreiter”, sprach er ihn mit gefährlich tiefer Stimme an, „der Staat hat dir diese Brille geliehen, und das U. S. Marine Corps hat dir so viel Verstand zugetraut, darauf allein und selbstständig aufzupassen.”
Der junge Mann stand ganz steif da.
Brian beugte sich vor, so dass er Auge in Auge mit ihm stand. Plötzlich fühlte er sich sehr alt, und er fragte sich, ob er tatsächlich so gealtert war oder ob es daran lag, dass die Offiziersanwärter immer jünger wurden. „Diese Brille kostet mehr, als du in einem Monat verdienst, Junge”, schärfte er dem Gefreiten ein und sah ihm dabei fest in die Augen.
„Ja, Sergeant.”
„Und du wirst sie wieder finden.”
„Ich?”
„Glaubst du etwa, dass ich sie für dich suche?”
„Nein, Sergeant”, antwortete der Gefreite schnell.
„Oder sollen wir deiner Mommy Bescheid sagen, damit sie die Brille für dich sucht?”
Der Junge machte sich noch steifer. „Nein, Sergeant.”
„Na also”, erwiderte Brian streng. Wenn es etwas gab, worauf er Wert legte, dann war es, dass seine Jungs Verantwortungsbewusstsein lernten. Er wollte es nicht einfach damit bewenden lassen, einen Bericht darüber abzufassen, dass einer einen wertvollen Ausrüstungsgegenstand verloren hatte. Wenn er nicht mit aller Härte darauf reagierte, würden die Soldaten demnächst noch ihre Gewehre überall liegen lassen.
„Gefreiter Henry”, fuhr Brian fort, „deine Mannschaft wird noch lange an dich denken.”
Der Junge blinzelte verständnislos.
„Alle bleiben im Camp und suchen so lange, bis wir die Brille gefunden haben.”
Brian achtete gar nicht auf den gemurmelten Protest,
Weitere Kostenlose Bücher