Komm mit auf die Insel unserer Liebe
so weh, dass Jace den Schmerz fast schon körperlich spürte. Er packte Eleanor an den Schultern und sah sie eindringlich an. „Also gut, wenn es wirklich stimmt, was du sagst, wenn ich wirklich der Vater deines Kindes sein soll, dann will ich wissen, wo es ist! Wo ist unser Kind, Eleanor?“
Sie schloss für einen Moment die Augen, denn vor dieser Frage hatte sie sich schon die ganze Zeit gefürchtet. Sie wollte Jace nichts sagen, wollte nicht daran erinnert werden, was sie verloren hatte, denn es tat immer noch so unendlich weh. Aber Eleanor war klar, dass sie es ihm sagen musste, denn er hatte das Recht, die Wahrheit zu erfahren. „Es war “, flüsterte sie gequält. „Unser Kind ist nicht mehr am Leben, Jace.“
Im nächsten Moment wich alle Farbe aus seinem Gesicht, und er ließ sie los. „Was willst du damit sagen? Dass du abgetrieben hast?“
„Nein, das hab ich nicht!“, protestierte Eleanor aufgebracht. „Das ist typisch für dich, dass du schon wieder völlig falsche Schlüsse über mich ziehst!“
Jace runzelte die Stirn. „Und was ist dann passiert?“
„Ich hatte … eine Fehlgeburt.“ Der Kloß in ihrem Hals wurde größer und machte ihr das Sprechen schwer. „Ich hab mein Kind verloren.“
Nun war auch Jace so aufgewühlt, dass er nicht mehr wusste, wie er sich verhalten sollte. „Das … tut mir leid“, sagte er nach kurzem Zögern, und Eleanor merkte, dass seine Stimme dabei schwankte. „Aber ich werde mich … trotz allem untersuchen lassen, um ganz sicher zu sein, ob …“
„Ob das Baby von dir war?“, ergänzte sie verächtlich, als er nicht mehr weitersprach. „Es ist nicht zu fassen, du glaubst mir noch immer nicht! Wann hätte ich mich denn mit einem anderen Mann treffen sollen, kannst du mir das mal verraten? Ich war doch Tag und Nacht bei dir, immer nur bei dir!“
„Eleanor, hör zu, ich …“
„Nein, ich habe keine Lust mehr zuzuhören!“, schrie sie aufgebracht. „Wie konntest du nur daran zweifeln, dass ich dir nicht treu gewesen bin? Ich habe dich geliebt, mehr als alles auf der Welt, und du hast mich verlassen an dem Tag, als ich dir sagte, dass ich schwanger von dir bin. Kannst du dir nur im Entferntesten vorstellen, was das für mich bedeutet hat?“
„Eleanor, ich wollte …“
„Spar dir deine Erklärungen, dafür ist es jetzt zu spät.“ Sie atmete tief durch, um ihre Fassung wiederzuerlangen. Dann sah sie ihn mit Tränen in den Augen an. „Geh nur und lass dich testen, wenn du Gewissheit brauchst. Das Ergebnis brauchst du mir nicht mitzuteilen, denn ich weiß ganz genau, wer der Vater meines Kindes war!“
Jace sah in Eleanors Gesicht, und seine Zweifel wurden immer größer. Sie war nicht mehr das fröhliche und unbekümmerte Mädchen von damals, sondern eine Frau, die ein hartes Schicksal hatte meistern müssen. Hatte sie sich deshalb so verändert? Weil er sie verlassen hatte und sie die schwere Zeit danach ganz allein durchstehen musste? War er schuld daran, dass sie heute so verbittert war?
Dass solche Fragen sinnlos waren, wusste Jace, denn nach zehn Jahren veränderte sich jeder Mensch. Auch Jace war nicht mehr der naive junge Mann von damals, der sich Hals über Kopf verliebt und dann die Welt durch eine rosarote Brille gesehen hatte. Auch ihm hatte das Schicksal übel mitgespielt und ihn hart gemacht, ebenso wie Eleanor. Aber wenn sie tatsächlich die Wahrheit sagte, dann hatten sie eines gemeinsam: den Verlust ihres Kindes.
Der Schmerz, den Jace bei diesem Gedanken verspürte, war unermesslich, doch er wollte ihn nicht zeigen, vor allem nicht Eleanor. Im Lauf der Jahre hatte er gelernt, seine Gefühle zu verbergen, nur um nicht verletzt zu werden, und daran war sein Vater schuld. Er ließ keine Gelegenheit aus, um Jace zu zeigen, für wie unzulänglich er ihn hielt, und so hatte Jace allmählich eine Strategie entwickelt, um diese Schläge an sich abprallen zu lassen wie an einem Schutzschild. Er hatte eine Mauer um sein Herz errichtet, die ihn vor solchen Grausamkeiten schützte, und die Einzige, der es gelungen war, diese Mauer zu durchbrechen, war Eleanor. Sie hatte es geschafft, die Tür zu seinem Herzen zu öffnen und ihn so zu sehen, wie er wirklich war.
Seine Ellie … Jace wurde richtiggehend schlecht, wenn er sich vorstellte, was sie durchgemacht haben musste, nachdem er sie im Stich gelassen hatte. Aber was bedeutete das jetzt für ihn? Glaubte er denn wirklich, dass er der Vater ihres Kindes war? Jace wusste nicht
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