Komm mit auf die Insel unserer Liebe
mehr, was er glauben oder fühlen sollte, denn er war völlig durcheinander. Er brauchte Zeit, um über alles nachzudenken und vor allem, um seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Und das ging nur durch Arbeit.
„Also gut“, sagte er schließlich und wunderte sich selbst, wie fest seine Stimme dabei klang. „Dann lass uns über meine Weihnachtsfeier sprechen.“
4. KAPITEL
Eleanor sah ihn fassungslos an. Wie konnte Jace von seiner Feier sprechen nach all dem, was sie ihm gerade erzählt hatte? „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch, das ist es. Schließlich sind wir beide Profis, und außerdem wäre Lily alles andere als begeistert, wenn sie wüsste, dass du kneifen willst.“
Damit hatte er tatsächlich recht, und das ärgerte Eleanor maßlos. Lily würde toben, wenn Eleanor diesen Auftrag so kurzfristig ablehnen würde. Und sie hätte noch nicht einmal eine vernünftige Erklärung dafür parat, weil sie Lily keinesfalls Privates über sich erzählen wollte. Eleanor verschränkte die Arme vor der Brust und sah Jace grimmig an. „Mir ist immer noch nicht klar, warum du ausgerechnet mich für diese Planung willst. Was versprichst du dir davon?“
„Du bist die Beste, hat deine Chefin mir gesagt. Und genau das Beste brauche ich.“
„Ach tatsächlich? Meine Vorschläge haben dir aber gar nicht gefallen.“
„Das hab ich nur gesagt, weil ich weiß, dass du es besser kannst.“
Auch damit lag Jace richtig. Eleanor war die Nummer eins im Team und bekannt für ihre originellen Ideen und eine perfekte Ausführung. Sie hatte hart für ihre Karriere gearbeitet, und diesen Erfolg würde sie sich nicht nehmen lassen, nur weil ihre alte Liebe nach zehn Jahren plötzlich wieder auftauchte und schmerzliche Erinnerungen in ihr weckte. Die Arbeit hatte Eleanor geholfen, über den Tod ihres Babys und die Einsamkeit hinwegzukommen, allein schon deshalb musste sie sich zusammenreißen. Es war nur eine Party, ein Routinejob, und wenn sie den hinter sich gebracht hatte, würde sie Jace nie wiedersehen.
„Also gut“, gab sie nach, „dann organisiere ich eben deine Weihnachtsfeier. Bist du jetzt zufrieden?“
„Ja.“
Jace sah ihr in die Augen, und plötzlich hatte Eleanor das Gefühl, als würde die Luft im Raum vibrieren. Ihr Puls begann zu rasen, und ihr wurde heiß. Ob Jace spürte, welche Wirkung er immer noch auf sie hatte? Er war die Liebe ihres Lebens gewesen, der Mann, mit dem sie ihre Träume hatte teilen und ihre Zukunft planen wollen. Doch wie bitter hatte sie erkennen müssen, dass all das nur eine Illusion gewesen war, eine schöne Fantasie, die sich nie erfüllen würde.
Eleanor senkte den Blick, weil sie befürchtete, Jace könne ihre Gefühle in ihren Augen lesen. „Ich bin müde Jace, bitte lass mich jetzt allein.“
„Wie du willst“, sagte er ruhig, und dann tat er plötzlich etwas, das Eleanor völlig aus der Fassung brachte. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob sie ihr zärtlich hinters Ohr. Es war nur eine kleine Geste, doch dort, wo er Eleanors Haut berührt hatte, prickelte sie wie elektrisiert. „Gute Nacht, Ellie.“
Diesmal protestierte sie nicht, weil er sie schon wieder bei ihrem Kosenamen genannt hatte, denn sie fühlte sich wie hypnotisiert. Sie stand nur da und sah ihm nach, als er ihre Wohnung verließ. Eine einzige Berührung von Jace hatte genügt, um heiße Leidenschaft in Eleanor zu entfachen. Sie stöhnte auf. Wie sollte sie die kommenden fünf Tage nur überstehen?
Jace’ Gefühle fuhren Achterbahn, als er Eleanors Wohnung verließ. Er war wütend auf sich selbst, wütend auf das Schicksal und das ganze Leben. Warum war er damals bloß davongelaufen? Wieso hatte er Eleanor nicht die Chance gegeben, sich zu verteidigen und ihm zu erklären, warum sie so überzeugt von ihrer Meinung war? Der Gedanke daran, was sie seinetwegen durchlitten hatte, raubte ihm schier den Verstand. Hätte er damals das Richtige getan, wäre heute sicher alles anders. Aber vielleicht war es ja noch nicht zu spät, vielleicht bestand ja doch noch die Hoffnung, dass …
Hoffnung worauf? dachte Jace frustriert. Die Hoffnung, eine Familie zu gründen mit der Frau, die er liebte, hatte er vor langer Zeit begraben und sich fortan nur noch auf seine Karriere konzentriert. In harter Arbeit hatte Jace Trost und Ablenkung gefunden und es nur so geschafft, die bittere Enttäuschung über Eleanor zu verkraften. Aber war ihm das wirklich gelungen? Hatten die Begegnungen
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