Komm mit auf die Insel unserer Liebe
können, doch sie spürte, wie die Müdigkeit sie allmählich übermannte. „Also das Essen war wirklich fabelhaft, aber so langsam macht sich der Jetlag bei mir bemerkbar. Ich könnte glatt im Sitzen einschlafen.“
Jace lächelte. „Dann lass uns ins Bett gehen.“
Lass uns ins Bett gehen … die Worte lösten ein brennendes Verlangen in Eleanor aus, und sie stand schnell auf, um das irritierende Gefühl abzuschütteln. „Ja, das … wäre gut.“
„Ich begleite dich noch zu deinem Zimmer.“
„Das brauchst du nicht, ich weiß schon …“
„Ich bin ein Gentleman, Eleanor.“
Also gab sie nach und ließ sich von Jace bis zu ihrem Zimmer führen. An der Tür blieben beide stehen, und Jace war Eleanor nun so nahe, dass sie seinen männlich-herben Duft spüren konnte. Wenn er sie jetzt küssen würde …
Jace strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und Eleanor schloss die Augen, weil es so unglaublich schön war, von Jace berührt zu werden. Dann endlich senkte er die Lippen auf ihren Mund. Es war nur eine hauchzarte Berührung, doch sie löste einen Sturm der Gefühle bei Eleanor aus. Doch ehe sie den Kuss erwidern konnte, ließ Jace sie los und trat zurück.
„Gute Nacht, Eleanor.“
Dann wandte er sich ab und ging davon.
Jace ging hinaus in den Garten und von dort mit schnellen Schritten an den Strand. Er musste sich unbedingt abkühlen. Er streifte Hemd und Hose ab und stürzte sich in die Fluten. Das Wasser war eiskalt – gerade richtig für sein erhitztes Gemüt. Jace schwamm mit kräftigen Zügen voran, bis seine Lungen schmerzten und sein Herz heftig pochte. Schließlich hielt er inne, und blickte wassertretend zum sternenklaren Himmel hinauf. Warum zum Teufel hatte er das getan? Warum hatte er Eleanor mit auf seine Insel genommen?
Als er mit Alicia im Café gesessen hatte, war ihm diese Idee gekommen, und er war sich so sicher gewesen, das Richtige zu tun. Er war nach New York geflogen unter dem Vorwand, sich um Atrikides Holdings kümmern zu müssen, obwohl die Firma unter der Führung von Leandros Neffen eigentlich gut lief. Aber Jace hatte Eleanor sehen müssen , weil er es vor Sehnsucht nach ihr einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Die unerwartete Erkenntnis, dass er doch nicht unfruchtbar war und sie ihn demnach nicht betrogen hatte, hatte sein Leben förmlich auf den Kopf gestellt. Seitdem beherrschte ihn nur noch ein einziger Gedanke, der ihn nicht mehr losließ: die Hoffnung auf einen Neuanfang mit Eleanor, seiner großen Liebe.
Meine große Liebe, dachte Jace selbstironisch. Hatte er sich nicht vor vielen Jahren vorgenommen, sein Herz nie wieder einer Frau zu schenken? Jace fluchte laut und schwamm zurück, da sein Körper schon vor Kälte schmerzte. Es war nur ein Hauch von einem Kuss gewesen, doch der hatte genügt, um Jace in einen regelrechten Sinnesrausch zu versetzen. Er liebte Eleanor immer noch, und nun war er drauf und dran, ihr zum zweiten Mal zu verfallen.
Jace trocknete sich kurz mit seinem Hemd ab und setzte sich dann in den kalten Sand. Der Gedanke, dass Eleanor nur wenige Meter von seinem Schlafzimmer entfernt allein im Bett lag, machte ihn noch ganz verrückt. Aber vielleicht ging es ihr ja ganz genauso? Vielleicht wälzte sie sich gerade ruhelos im Bett herum, weil sie sich nach ihm verzehrte.
Heißes Verlangen erfasste ihn bei der Erinnerung an ihren allerersten Kuss. Eleanor hatte Jace von ihrem selbstgebackenen Schokoladenkuchen zum Probieren gegeben, der ihn so begeistert hatte, dass er sie einfach hatte küssen müssen. Wenige Tage später hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen, und es war wundervoll gewesen. Noch nie hatte Jace bei einer Frau ein solches Glücksgefühl verspürt wie bei Eleanor.
Aber es war nicht nur Sex, der sie miteinander verband. Eleanor hatte ihm die Tür zu einer Welt geöffnet, die unterschiedlicher zu seiner gar nicht hätte sein können. Und sie hatte ihm von ihrem Traum erzählt, dem Traum vom eigenen Café, das sie zu einer Wohlfühloase für Bücherfreunde und Kunstliebhaber machen wollte. Mit Feuereifer hatten sie zusammen Pläne geschmiedet, wie sie diesen Traum verwirklichen könnten, und das hatte Jace sehr glücklich gemacht. Bei Eleanor fühlte er sich nie als Versager und konnte sein großes Defizit, wie sein Vater es bis heute nannte, beinahe ganz vergessen. Ja, bei ihr durfte Jace so sein, wie er wirklich war, und was hatte er getan? Er hatte dieses große Glück zerstört, indem er sie
Weitere Kostenlose Bücher