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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Schublade ihrer Kommode heraus, wühlte in ihr herum und brachte einen Schal aus reiner Seide zutage, gelb, blau und weiß gestreift. „Eigentlich viel zu schade für mich“, stellte sie fest, „aber Tante Elly hat nun mal Begriffe! Aber für dich ist er gerade richtig... für dich ist das Beste eben gut genug.“ Sie legte den zu einem Quadrat zusammengefalteten Schal so, wie er war, auf den Boden des Korbes. „Los jetzt!“
    Das Gespenst blieb mißtrauisch. „Und wenn du mich da nun nie wieder herausläßt?“
    „Traust du mir das zu?“
    „Wenn ich an meine Schwestern denke...“
    „Ich weiß schon, die dich im Seerosenteich haben ertrinken lassen. Aber ich bin nicht eine deiner Schwestern... ich bin deine Freundin.“
    Amadeus zögerte immer noch.
    „Willst du denn auf ewig hier gebannt bleiben?“ fragte Monika. „Willst du denn nicht in die schöne, weite Welt hinaus?“
    „Eh bien, mon amie Monique
    Jetzt bot er Monika ein Schauspiel, das sie noch nie zuvor erlebt hatte. Er zog sich zusammen, aber während er kleiner und kleiner wurde, verschwand er nicht, sondern wurde immer heller, bis er sich endlich in eine leuchtende Kugel verwandelt hatte. Monika beobachtete voller Staunen, wie diese grünlich strahlende Kugel über den Fußboden rollte, unter ihrem Bett her, über ihr Bett zurück, die Wand hinauf und über die Decke.
    „Bravo!“ rief sie und klatschte in die Hände. „Spitze, Amadeus!“ Aber als er zu einem zweiten Rundlauf ansetzte, befahl sie so energisch wie nur möglich: „Genug jetzt! Husch, husch, ins Körbchen!“
    Wie ein Blitz zuckte das Gespenst zurück und verschwand im Korb. Rasch schlug Monika den Deckel zu, legte die Schlaufe über den Knopf und drückte dann, hintereinander, die drei Klettverschlüsse zu.
    Sie versuchte hineinzulugen, aber das Geflecht war so dicht, daß sie nicht feststellen konnte, ob es drinnen hell oder dunkel war. Probeweise hob sie den Korb; er war ganz leicht.
    „Trotzdem bist du drinnen“, sagte sie, „ich habe dich ja hineinhüpfen sehen. Wenn du klug bist, rührst du dich nicht, bis wir hier weg sind. Gute Nacht, Amadeus, bis morgen!“
    Monika wußte, daß sie am nächsten Morgen sehr früh aufstehen mußte. Das Flugzeug, das sie von Frankfurt nach Nassau bringen sollte, startete um 10 Uhr. Das bedeutete, daß sie aus München um 7 Uhr 15 abfliegen mußten. Bis zum Flughafen München-Riem dauerte die Fahrt mit dem Auto eine gute halbe Stunde.
    Nur zu gern hätte sie die kurze Zeit, die ihr blieb, tief und fest geschlafen. Aber sie war zu aufgeregt. Sie zählte Schäfchen und versuchte, sich auf andere Art zu entspannen. Es wollte ihr nicht gelingen. Zum Glück war es aber keine schwere Sorge, die sie wachhielt, sondern freudige Erregung.
    Als der Wecker klingelte, knipste sie ihre Nachttischlampe an und sprang mit einem Satz aus den Federn. Sie lief ins Badezimmer, duschte sich erst heiß, dann kalt und fühlte sich danach, trotz des fehlenden Schlafes, ganz frisch. Sie bürstete ihr glattes, rotes Haar, bis es glänzte. Mit Genugtuung stellte sie fest, daß es jetzt schon schulterlang war. Sie konnte es gut und gern offen tragen, band es für die Reise aber doch zu zwei Schwänzchen zusammen. Danach zog sie sich an. Sie hatte ihre Reisekleidung am Abend zuvor herausgelegt: ein fröhliches buntes Baumwollhemd und einen hellblauen Jeansanzug.
    „Guten Morgen, Amadeus!“ rief sie vergnügt. „Na, dann wollen wir mal!“ Sie hängte sich die lederne Tasche, in der ihr Paß, ihr Flugschein und ihr Taschengeld steckten, um den Hals, packte den Koffer mit der Rechten, den Korb mit der Linken und polterte die Treppe hinunter.
    Frau Schmidt stand schon in der Küche. Auch sie sah übernächtigt aus. Spiegeleier und Speck brutzelten auf dem Herd.
    „Du bist aber anscheinend leicht aufgestanden“, sagte die Mutter nach der Begrüßung.
    „Ich habe gar nicht erst geschlafen“, gestand Monika fröhlich und schnitt sich eine Scheibe Brot ab.
    „Sehr unvernünftig von dir! Du weißt doch, daß du zehn Stunden in der Luft sein wirst.“
    „Dann schlafe ich eben im Flugzeug!“
    Herr Schmidt kam herunter, und sie setzten sich zusammen an den Küchentisch. Es wurde eine gemütliche kleine Mahlzeit mit Spiegeleiern, geräuchertem Speck, Butter, Brot und hausgemachter Marmelade. Draußen vor den Fenstern stand noch die Nacht.
    „Ich glaube, nirgends kann es so schön sein wie zu Hause“, erklärte Monika mit vollem Mund.
    „Steck erst mal dein

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