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Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Komm mit mir, liebes Hausgespenst

Titel: Komm mit mir, liebes Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Näschen in die Welt hinaus“, neckte der Vater sie, „dann kannst du mitreden.“ Er blickte auf seine Armbanduhr und drängte zum Aufbruch, da es angeblich spät geworden sei.
    Monika wußte, daß sie genau pünktlich waren, aber sie war ihm dankbar für die Eile, mit der er einen tränenvollen Abschied unmöglich machte. So konnten sich Mutter und Tochter nur ganz flüchtig umarmen, während Herr Schmidt das Auto aus der Garage holte.
    Danach ließ Monika es sich nicht nehmen, noch rasch Bodo auf Wiedersehen zu sagen. Kaspar, der nachts draußen frei herumlief und, wenn er wollte, in einer gut ausgepolsterten Hütte schlief, kam schwanzwedelnd zu ihr hingerannt. Er wollte ihr bis zum Auto folgen, wich aber dann mit gesträubtem Haar zurück.
    „Wußte ich es doch, ich hab ihn!“ rief Monika triumphierend. „Nein, laß mir den Korb, Vati, ich will ihn festhalten.“
    Während der Vater den Koffer in den Gepäckraum wuchtete, stieg Monika hinten ein. Den Korb nahm sie auf ihren Schoß und hielt ihn mit beiden Armen umschlungen.
    Frau Schmidt stand in der Haustür und winkte. Aber Monika winkte nicht zurück. Sie hatte Angst, den Korb loszulassen.
    Leicht hätte es Amadeus fertigbringen können, sich mitsamt seinem Gefängnis in die Luft zu erheben. Gewöhnliche Wände konnte er ja überwinden, also hätte er, wenn ihm der Sinn danach stand, das Auto wieder verlassen können. Monika nickte, lächelte ihrer Mutter durch die geschlossene Scheibe nur zu und verließ sich darauf, daß sie ohnehin nicht sehen konnte. Frau Schmidt war zwar im Licht über der Haustür gut sichtbar, aber im Wageninneren war es dunkel. Draußen herrschte noch tiefe Nacht, und eine blasse Mondsichel hing über den Bäumen des Waldes.
    Dann ging die Fahrt los, holterdiepolter über den nicht asphaltierten Feldweg, der das Haus am Seerosenteich mit der Umwelt verband. Es ging ein starker Frühlingswind, der die Kronen der Bäume bog und Wolkenfetzen über den Himmel jagte.
    Monika schauderte. Sie war nicht ängstlich, und schon gar nicht in Beziehung auf Gespenster. Aber jetzt wuchs eine böse Vorahnung in ihr, daß gleich etwas Entsetzliches geschehen müßte.
    Das Auto holperte auf die Kreuzung zu, wo sich der Weg gabelte; geradeaus führte er weiter nach Geretsried und rechts nach Heidholzen.
    Genau an diesem Punkt, das hatte Monika mehrmals erlebt, endete das Reich von Amadeus. Niemals zuvor hatte er die Kreuzung auch nur um einen Meter nach Geretsried oder nach Heidholzen überschritten.
    „Fahr schneller, Vati!“ bat sie.
    „Unmöglich! Bei diesen Schlaglöchern!“
    Plötzlich spürte Monika, daß der Korb mit Amadeus sich selbständig machen wollte — nein, so war es gar nicht, eine gewaltige unsichtbare Macht wollte ihr den Korb entreißen. Aber Monika gab nicht nach. Sie hielt den Korb fest umschlungen und sagte laut: „Gott und alle guten Geister, steht mir bei!“
    Dann war es, als entwiche die unsichtbare Kraft aus dem Auto. Dafür stellte sie sich ihm draußen in den Weg.
    Als sie die Kreuzung erreicht hatten, drehten die Räder durch. Der Motor arbeitete mit voller Kraft, aber der Wagen kam nicht mehr von der Stelle.
    „Zum Kuckuck, was ist das?“ fragte Herr Schmidt entgeistert; er gab noch mehr Gas, und der Motor heulte auf.
    „Das nutzt gar nichts, Vati“, sagte Monika mit klappernden Zähnen, „du mußt beten.“
    „Und du meinst, das könnte helfen?“
    „Etwas anderes weiß ich nicht.“
    „Nun denn.“ Herr Schmidt dachte nach, und es fiel ihm nur ein etwas sonderbares Gebet ein, das er aus einer Oper kannte: „Abends, wenn ich schlafen geh, vierzehn Englein um mich stehn... zwei zu meinen Füßen...“
    Weder er noch Monika hätten es für möglich gehalten, aber dieses Gebet half. Die Blockade wurde aufgehoben, das Auto schoß so unvermittelt und heftig voran, daß sich die Räder vom Boden lösten und es ein gutes Stück durch die Luft flog.
    Monika und ihr Vater hatten das Gefühl, in einem Spielzeugauto zu sitzen, das ein böser Junge von sich schleuderte. Beide hielten vor Entsetzen den Atem an.

    Aber dann landete das Auto ganz sanft wieder auf seinen vier Rädern und rollte weiter in Richtung Heidholzen, wo Ingrid darauf wartete, abgeholt zu werden.
    „Das war etwas!“ sagte Herr Schmidt aufatmend. „Nur schade, daß wir das nicht erzählen dürfen... niemand würde es uns glauben.“
    „Die, die Amadeus kennen, schon“, behauptete Monika, „und außerdem, was macht es? Hauptsache ist doch,

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