Komm mit mir, liebes Hausgespenst
freundliche, noch etwas verschlafene Stewardeß nahm die Heftchen entgegen, riß aus jedem einen Schein heraus und begann auf einer Maschine zu tippen.
„Was schreibt die da?“ flüsterte Monika ihrer Freundin zu.
„Sie schreibt gar nichts“, erwiderte Ingrid, „sie kontrolliert, ob alles in Ordnung ist... ob es für uns Plätze im Flugzeug gibt. Das eben ist das Einchecken.“
„Aha“, sagte Monika zum drittenmal an diesem Morgen.
Ein Mann in Hemdsärmeln nahm die Koffer von der Waage und klebte Zettel darauf. Die Stewardeß zwickte kleine Kennzeichen auf die Flugscheine, die besagten, daß sie Koffer mithatten. „Ihr fliegt nach Nassau?“ fragte sie. „Donnerwetter, das ist aber eine weite Reise für zwei so kleine Mädchen.“
„So klein sind wir gar nicht mehr“, widersprach Monika, „und überhaupt...“
„Was ist mit dem Korb? Willst du ihn nicht auch aufgeben?“
„Nein, danke. Ich glaube, ich kann ihn zwischen die Füße stellen!“
„Es ist doch nicht etwa ein Tier darin? Tiere gehören in den...“
„Nein, kein Tier!“ stellte Monika mit Entschiedenheit richtig.
Die Stewardeß warf Herrn Schmidt einen fragenden Blick zu.
„Kein Tier“, bestätigte er.
„Das ist gut“, sagte die Stewardeß, „du würdest sonst nur Schwierigkeiten bekommen.“
Monika und Ingrid verstauten ihre Flugkarten wieder sorgfältig in ihren Taschen und nahmen die Platzkarten in die Hand.
„Ausgang B, Flugsteig siebzehn“, sagte die Stewardeß, „ich wünsche euch einen guten Flug.“
Sie bedankten sich und machten sich auf den Weg zum Ausgang B, der deutlich und weithin sichtbar gekennzeichnet war. Vor ihm standen zwei Männer vom Grenzschutz mit Maschinenpistolen. Der Einlaß war so schmal, daß man nur einzeln hindurch konnte.
„Ist etwas passiert?“ fragte Monika ein wenig erschrocken.
„Nein“, belehrte sie der Vater, „das sind nur Sicherheitsmaßnahmen. Jeder Flugreisende wird nach Waffen und Sprengkörpern untersucht.“
„Damit niemand den Piloten bedrohen und das Flugzeug entführen kann!“ fügte Ingrid hinzu.
„Aber da ihr nicht einmal ein Taschenmesser bei euch habt, könnt ihr euch ja seelenruhig durchsuchen lassen. Also, lebt wohl.“ Herr Schmidt reichte Ingrid die Hand, die, wohlerzogen, wie sie war, einen Knicks machte.
Monika küßte ihren Vater zärtlich auf beide Wangen. „Grüß Mutti von mir! Und Bodo und Kaspar! Und auch Liane und Peter!“
Herr Schmidt machte sich lächelnd von ihr frei. „Eine höchst interessante Reihenfolge...“
„Was wirst du jetzt überhaupt unternehmen?“ fiel es Monika ein. „Wo es doch noch so früh ist?“
„Ich werde irgendwo eine Tasse Kaffee trinken.“ Herr Schmidt drehte sich um und ging.
Plötzlich fühlten sich Monika und Ingrid sehr verlassen.
Sie sahen sich hilfesuchend an und sagten gleichzeitig: „Na, dann wollen wir mal...“
Diese schöne Übereinstimmung brachte sie zum Lachen, sie verhakten die kleinen Finger ihrer linken Hände miteinander und sagten genauso gleichgültig: „Goethe.“ Das war ein gutes Vorzeichen, denn dadurch hatten sie einen Wunsch frei. Sie sprachen nicht aus, was sie sich gewünscht hatten, und doch wußten es beide: eine schöne Reise.
In einem Schalterhäuschen saß ein Grenzpolizist, dem sie ihre Platzkarten vorzeigten. Dann kamen sie an einen langen Tisch, hinter dem ein anderer Beamter saß.
„Eure Handtaschen, bitte“, sagte er.
„Was wollen Sie mit denen?“ fragte Monika.
„Wir müssen sie kontrollieren.“
Der Tisch öffnete sich, so daß ein Zwischenraum entstand. Ingrid gab ihre Tasche ab. Der Beamte drückte auf einen Knopf, und die Lücke schloß sich.
Er blickte auf einen kleinen Bildschirm, sagte: „In Ordnung“, und drückte wieder auf den Knopf. Der Tisch öffnete sich, und Ingrid hatte ihre Tasche wieder.
Monika, die ihre Tasche um den Hals gehängt trug, hatte sie inzwischen abgenommen. Sie hielt sie dem Beamten entgegen. Er nahm sie, steckte sie in den Apparat und gab sie ihr zurück. Monika bedankte sich und wollte vorbeischlüpfen.
„Moment mal, kleines Fräulein“, sagte der Beamte, ein junger schnauzbärtiger Mann, „und was ist mit dem Korb?“
„Oh, da ist nichts drin“, behauptete Monika und wurde zu ihrem Ärger über und über rot.
„Nun sag bloß nicht, du trägst einen leeren Korb spazieren.“
„Aber ja doch! Ich... wenn man ins Ausland reist... ich meine, da kauft man doch allerhand zusammen, und eben das will ich in den
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