Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham
Vom Netzwerk:
Seidenmorgenmantel über und verließ das Zimmer, um Luis aus dem Säuglingssaal zu holen, wo er jeden Tag einige Stunden verbrachte, damit sie sich ausruhen konnte.
    Polly runzelte die Stirn. Am Tag der Geburt hatte Raul so besorgt und zugänglich gewirkt, doch in den letzten fünf Tagen war er wieder auf Distanz gegangen.
    Wider Erwarten hatte die Geburt sie einander nicht näher, sondern nur noch weiter auseinander gebracht. Wenn Raul sie, Polly, besuchte, brachte er ihr immer irgendein teures Geschenk mit, das er ihr wie ein Trinkgeld überreichte.
    Am ersten Tag war es eine wertvolle Diamantkette gewesen. Am zweiten Tag exklusive Nachtwäsche. Am dritten Tag eine Cartier-Uhr. Am vierten Tag ein kostbarer Diamantring. Mittlerweile war es ihr richtig peinlich. Raul war reich. Raul war jetzt ihr Ehemann. Doch es war komisch, derart kostbare Geschenke von einem Mann entgegenzunehmen, der sie nicht einmal berührte.
    Als sie im Flur um die Ecke ging, stellte Polly bestürzt fest, dass Raul vor dem Fenster zum Säuglingssaal stand und sich mit Digby Carson unterhielt. Keiner der beiden hatte sie bemerkt, und sie versteckte sich in einer Nische, denn sie schämte sich, ihnen so leicht bekleidet gegenüberzutreten.
    „Also, was sagst du zu dieser ... Entwicklung?" fragte Digby Carson gerade leise.
    „Ich bin überglücklich, Digby."
    „Im Ernst, Raul ..."
    „Das war Sarkasmus, Digby. Meine kleine Braut ist viel cleverer als die durchschnittliche Mitgiftjägerin", erklärte Raul bitter. „Sie hat meinen Sohn als Druckmittel benutzt, um mich zur Heirat zu zwingen."
    Polly war so entsetzt, dass sie sich an die Wand lehnen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und sie konnte nicht verstehen, was der Anwalt erwiderte. Dann schienen die Stimmen zu verstummen. Als sie schließlich um die Ecke sah, war niemand mehr im Flur.
    Wie betäubt eilte sie in ihr Zimmer zurück. Mitgiftjägerin ... Erpresserin ... Zitternd sank sie aufs Bett, weil die Beine ihr den Dienst versagten.
    Sie war zutiefst verletzt. Das war der Mann, mit dem sie in Venezuela ein neues Leben zu beginnen hoffte? Ein Mann, der sie verachtete? Sie konnte ihm nicht mehr vertrauen ... und daher konnte sie es auch nicht riskieren, mit ihrem Sohn nach Venezuela zu gehen.
    Wenige Minuten später rollte eine Schwester Luis' Bett herein. „Offenbar wollten Sie gerade kommen und ihn holen", sagte sie, als sie sah, dass Polly einen Morgenmantel und Hausschuhe trug. „Ihr Mann meinte, Sie hätten noch geschlafen, als er vorhin nach Ihnen gesehen hat, aber ich weiß, dass Sie Luis lieber selbst füttern."
    Als Polly mit Luis allein war, atmete sie tief durch. Ängstlich betrachtete sie sein unschuldiges kleines Gesicht, und dann stand sie entschlossen auf.
    Sie nahm ihr Adressbuch aus dem Schrank und begann, fieberhaft darin zu blättern, bis sie schließlich die Telefonnummer fand, die Maxie ihr nach der Testamentseröffnung gegeben hatte. „Liz weiß immer, wo ich bin", hatte sie gesagt.
    Vom Telefon neben dem Bett aus rief Polly Liz Blake an und ließ sich von ihr Maxies Telefonnummer geben. Als sie Maxies vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, atmete Polly erleichtert auf.
    „Ich bin's, Polly", meldete sie sich. „Maxie, ich brauche unbedingt eine Bleibe ..."
    Eine knappe Stunde später - sie hatte Raul eine Nachricht hinterlassen - verließ Polly mit Luis auf dem Arm die Klinik und stieg in das Taxi, das draußen wartete. Die Schwester in der Aufnahme war gerade beschäftigt und merkte daher nicht, dass sie ging.

5. KAPITEL
    Polly schob den Kinderwagen auf den Dachgarten. Maxie strich ihre blonde Mähne zurück und beugte sich darüber, um den warm eingepackten Luis zu betrachten. „Er ist so süß! Ich könnte ihn klauen!"
    Liebevoll betrachtete Polly ihren schlafenden Sohn. Er war vier Wochen alt und wurde mit jedem Tag hübscher. Da sie Raul gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, hatte sie zwei kurze Briefe mit Fotos von Luis an Rod Bevan in die Klinik geschickt, damit er sie an Raul weiterleitete.
    Seit über drei Wochen hütete sie jetzt in dem Penthouse ein, das Maxie und ihrem Mann Angelos gehörte. Die beiden wohnten in der Innenstadt von London, und sie fungierte als Hausmeisterin, während die restlichen Stockwerke ebenfalls in Luxusapartments umgewandelt wurden. Nach der Fertigstellung wollte Angelos Petronides das Gebäude verkaufen, und das Penthouse sollte als Musterwohnung

Weitere Kostenlose Bücher