Komm mit mir nach Caracas
Society war, wirkte sehr ungehalten.
„Caracas?" wiederholte Melina D'Agnolo schrill.
Daraufhin zuckte Luis erschrocken zusammen und begann zu schreien.
Sie trat einen Schritt vor und musterte ihn verächtlich. „Das ist also das Kind, von dem ich gerüchteweise gehört habe. Es existiert tatsächlich. Worauf warten Sie?
Bringen Sie es zum Schweigen."
„Er hat nur Hunger ..."
„Wann kommt Raul?"
„In einigen Tagen."
„Dann werde ich auf ihn warten." Ein harter Ausdruck trat in Melinas Augen, als Luis weiterschrie, obwohl Polly ihn zu beruhigen versuchte. „Aber das Kind wird oben bleiben, damit ich es weder sehen noch hören muss."
„Ich habe nicht die Absicht...", begann Polly wütend.
„Ich dulde keine Impertinenz. Sie tun, was ich sage, oder Sie sind bald arbeitslos", informierte Melina sie. „Wenn Raul nicht da ist, bestimme ich hier."
Da Melina sie offenbar für eine Angestellte hielt, hob Polly das Kinn, um das Missverständnis aufzuklären. Melina war jedoch bereits gegangen und sagte etwas auf Spanisch. Sofort erschien eine Frau mittleren Alters in einem schwarzen Kleid, und Melina erteilte ihr Anweisungen.
Die ältere Frau sah Polly bestürzt an.
„Die Haushälterin bringt Sie nach oben ins Kinderzimmer. Dort können Sie auch essen. Ich möchte von dem Kind nicht gestört werden ... Ist das klar?"
„Warum haben Sie hier das Sagen? Sind Sie mit Raul verwandt?" hakte Polly nach.
Melina kniff die grünen Augen zusammen und lächelte kühl. „Raul und ich sind schon sehr lange sehr eng miteinander befreundet."
Polly wurde aschfahl, denn ihr war klar, was diese Worte bedeuteten. Sie war eifersüchtig auf Irena gewesen, doch nun präsentierte ihr das Schicksal eine echte Rivalin ...
„Warum sehen Sie mich so an?" fragte Melina von oben herab.
„Das wird sicher peinlich", erwiderte Polly leise.
Melina warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
„Raul und ich haben vor einem Monat geheiratet."
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann begann Luis wieder zu schreien.
Melina betrachtete sie mit hochgezogenen Brauen. „Das ist unmöglich ..."
„Ich fürchte nein", fiel Polly ihr ins Wort und wandte sich an die Haushälterin, die auf sie wartete.
„Lassen Sie mich den Kleinen nach oben bringen und ihn füttern, Senora", sagte diese leise.
Erleichtert legte Polly ihr Luis in die Arme und rang sich dabei ein Lächeln ab.
„Senora?" wiederholte Melina D'Agnolo spöttisch. „Ich glaube, wir müssen miteinander reden."
Raul, wo bist du, wenn ich dich brauche? dachte Polly wütend. Wie hatte er es nur vergessen können, seiner Geliebten zu sagen, dass er geheiratet hatte? Widerstrebend wandte sie sich wieder an Melina. „Ich halte das für keine gute Idee."
„Wenn es Ihnen lieber ist, machen wir es hier, wo alle uns hören können."
Angespannt folgte Polly ihr in ein großes Wohnzimmer, das mit wunderschönen Antiquitäten eingerichtet war. „Ich glaube nicht, dass wir uns etwas zu sagen haben ..."
„Offenbar hat Raul Sie des Kindes wegen geheiratet. Wahrscheinlich halten Sie sich für sehr clever." Melina lachte grimmig auf. „Ja, ich gebe zu, dass ich schockiert bin. Vor zehn Jahren hat Raul mich geliebt, aber da er mich nicht heiraten wollte, habe ich einen anderen geheiratet, um ihm eine Lektion zu erteilen!"
Polly stand regungslos da. Sie wollte das alles nicht hören.
„Sie brauchen mir also nicht zu erzählen, dass Raul Sie liebt, weil ich es Ihnen sowieso nicht glauben würde! Ich bin die einzige Frau, die er je geliebt hat", informierte Melina sie überheblich. „Raul liebt seine Freiheit. Als mein Mann gestorben ist, habe ich beschlossen, mich in Geduld zu üben. Ich habe mich nie in Rauls Leben eingemischt..."
„Dann tun Sie es jetzt auch nicht", warf Polly ein.
„Falls Sie das für möglich halten, sind Sie noch kindischer, als Sie aussehen.
Nächsten Monat müssen Sie sich übrigens um zweihundert Gäste kümmern, weil hier am Wochenende eine Fiesta stattfindet - mit einem Rodeo, einem Polomatch und einer Party. Sind Sie den Umgang mit der Oberschicht gewohnt? Wie gut können Sie reiten?
Normalerweise fungiere ich für Raul als Gastgeberin, aber jetzt ist es Ihr Job ... Und wenn es nicht wie am Schnürchen läuft, wird er wütend."
Wieder war Polly blass geworden. „Sicher werde ich es schaffen..."
„Raul wird zu mir zurückkommen, es ist nur eine Frage der Zeit." Melina musterte sie verächtlich. „Wenn Sie mir gegenüber schon so unsicher
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