Komm mit mir nach Kreta
eine Pause und nahm all seinen Mut zusammen. „Ich wollte, dass du mich verführst.“
Es war, als wären seine Worte für die Stille zwischen ihnen viel zu laut.
Die Röte stieg ihr ins Gesicht und betonte die hohen Wangenknochen. Ihre Augen waren groß, so klar und verlockend, dass Costas das Gefühl hatte, er würde in ihnen versinken. Er wollte sich in dem berauschenden Zauber ihres Körpers verlieren. Nach dem vergangenen Abend hatte er sich die ganze Nacht und den ganzen Tag danach gesehnt, Sophie wieder zu küssen. Er hörte ihre leisen Atemzüge, kurz und schnell. Er brauchte nur ihr Gesicht zu umfassen und …
Ein Hüsteln hinter ihm ließ ihn herumfahren. Bis zu diesem Moment hatte Costas die Welt um sich vergessen, als würde es nur noch diesen Ort geben, an dem Sophie und er standen. Verbunden durch eine so starke Leidenschaft, dass sie alles andere übertraf.
Die Haushälterin wartete am Ende der Eingangshalle vor der Tür zu den Personalwohnungen. Sie hielt ein schnurloses Telefon in der Hand und machte ein erstauntes Gesicht. In all den Jahren, die sie jetzt schon für ihn arbeitete, hatte sie Costas Palamidis niemals mit einer anderen Frau als Fotini gesehen. Selbst vor seiner Heirat hatte er sich keinem weiblichen Gast vor ihren Augen derart genähert.
„Ein Anruf aus dem Krankenhaus“, erklärte sie.
Costas wurde blass. Angst schnürte ihm so fest die Brust zusammen, dass er kaum noch atmen konnte. Er spürte Sophies Blick auf sich und zwang sich, die Nachricht entgegenzunehmen, die ihn erwartete.
Er hatte getan, was er konnte. Jetzt musste er die Kraft aufbringen, zu ertragen, was er nicht ändern konnte. Costas ging zu der Haushälterin, bedankte sich und nahm das Telefon. Dann drehte er sich um und erwiderte Sophies Blick.
„Costas Palamidis“, meldete er sich.
„Wir haben das Ergebnis.“ Er erkannte die Stimme von Elenis Arzt. „Wir möchten, dass Sie Ihre Tochter so schnell wie möglich zur Behandlung bringen. Die Spenderin, die Sie gefunden haben, ist kompatibel. Wir können die Transplantation durchführen.“
10. KAPITEL
Costas starrte durch die Fensterscheibe. Die Transplantation und die ersten Tage nach der Operation lagen hinter ihm. Er war nicht von Elenis Seite gewichen, hatte ihren Schlaf bewacht, sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um seine Tochter von Angst und Schmerzen abzulenken. Mehr hatte er nicht tun können. Der Eingriff war gut verlaufen, aber selbst jetzt wusste noch niemand zu sagen, ob ihr Körper das Knochenmark annehmen würde. Eleni sollte nicht sehen, wie sehr er sich sorgte. Aber es war ihm schwergefallen, seine Gefühle zu verdrängen und ihr immer wieder mit einem fröhlichen Gesicht entgegenzutreten, um zu trösten, ihr gut zuzureden und sie zu ermutigen. Costas war überrascht gewesen über die Willensstärke und Entschlossenheit seiner Tochter. Sie war so klein, so unglaublich zerbrechlich und kämpfte so mutig wie ein Löwe.
Aber auch außerhalb des Krankenhauses warteten Aufgaben auf ihn. Sein Unternehmen musste geführt werden, auch wenn er vieles delegieren konnte. Mit scheinbar unendlicher Geduld stellte er sich aufdringlichen Journalisten, beantwortete besorgte Fragen von Freunden und Verwandten …
Durch die Glasscheibe sah Costas in Elenis Krankenzimmer. An mehrere Kopfkissen gelehnt saß sie im Bett, ihr winziger Körper war mitleiderregend dünn. Der Anblick seiner Tochter traf ihn so schwer, dass es sich anfühlte, als würde ihm jemand das Herz herausreißen! Verzweifelt stützte er sich an der Wand ab und holte mühsam Atem. Seine Handflächen waren feucht, der Arm zitterte. Vor Angst wurde ihm schwindlig.
Aber Eleni lächelte, und ihre Augen funkelten. Sie betrachtete ein großes Bilderbuch, das vor ihr auf der Decke lag, und sagte etwas, das Costas nicht verstehen konnte. Es musste eine lustige Bemerkung sein, denn sogar durch das Glas konnte er die Frau neben ihr lachen hören. Sophie.
Noch einmal fühlte er, wie sich sein Herz zusammenzog. Sein Puls beschleunigte sich, wie immer, wenn sie in der Nähe war.
Sophie und Eleni. Eleni und Sophie.
Verwirrende Gefühle und halb geformte Gedanken durchströmten ihn. Er hatte die beiden schon oft zusammen gesehen. Sophie kam jeden Tag. Eleni wollte es, deshalb war Sophie eine der wenigen Personen, die in das unter Quarantäne gestellte Zimmer durften.
Sophie versuchte weiterhin, ihm aus dem Weg zu gehen. Dennoch waren sie und Eleni einander nähergekommen. Sophie
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