Komm schon
überreden würde, den Journalisten weitere pikante Details über seine Vergangenheit anzuvertrauen, um sich vielleicht die Sympathie der Reporter zu erkaufen. Details wie die Tatsache, dass er einen Sohn hatte.
»Was genau willst du eigentlich so dringend von Spencer? Dass er seine Klienten kontaktiert?«, erkundigte sich Riley.
»Teils, ja. Es geht aber nicht nur darum, die Klienten, die wir schon haben, zu beruhigen; wir dürfen die potentiellen neuen nicht verschrecken.«
Der Skandal zog also weite Kreise. Schade, dass ihnen keine Zeit für eine ausführliche Unterhaltung blieb. Riley hätte zu gern erfahren, wie die anderen Klienten der Agentur auf die Neuigkeit reagiert hatten. Ihn selbst interessierten die sexuellen Vorlieben seiner Mitmenschen herzlich wenig. Er hätte es lediglich vorgezogen, wenn die Vorlieben seines leiblichen Vaters nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten worden wären. Noch dazu in einem für seinen Stiefvater so wichtigen Wahlkampfjahr.
Sophie hatte inzwischen angefangen, in ihrem Büro auf und ab zu gehen, und Riley bemerkte erstaunt, dass sie offenbar ihre Schritte zählte. »Wozu in drei Teufels Namen soll das gut sein?«
»Vierundzwanzig, fünfundzwanzig.« Sie blieb vor einer geschlossenen Tür stehen. »Es beruhigt mich«, erklärte sie.
Zwanghaft bis dorthinaus, dachte Riley. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was sie von seinem lockerflockigen, spontanen Lebensstil halten würde: nicht das Geringste.
»Weih mich ein - wie sieht dein Plan für die ›Operation Sunshine State‹ aus?«
Sie nickte und rieb sich voller Tatkraft die Hände. »Ich kann es kaum erwarten, endlich mit der Schadensbegrenzung anzufangen. Spencer sollte unbedingt zu den Enthüllungen Stellung nehmen. Meiner Erfahrung nach ist es in einem solchen Fall immer klüger, möglichst bald die eigene Sicht der Dinge zu schildern, um den Medien den Wind aus den Segeln zu nehmen. Für prophylaktische Maßnahmen ist es jetzt natürlich schon zu spät, aber wenn er mit der Wahrheit herausrückt, ehe die Reporter anfangen, nachzubohren und zu spekulieren, wird er am Ende sogar mit einem besseren Image dastehen.«
Riley war wie vom Donner gerührt. Von einer öffentlichen Stellungnahme war bisher nicht die Rede gewesen.
Sophie bemerkte es gar nicht, sondern schnappte sich Frannies Zettel, wählte die darauf notierte Telefonnummer und wartete eine halbe Ewigkeit, den Hörer ans Ohr gepresst.
Schließlich legte sie auf und warf ihm einen frustrierten Blick zu. »Ich fliege gleich morgen früh hin. Ich muss irgendetwas tun.«
Riley schloss die Augen. Das schränkte seinen Handlungsspielraum natürlich beträchtlich ein.
Den Medien den Wind aus den Segeln nehmen... Was, wenn Spencer Sophies Meinung teilte? Wenn er sich tatsächlich dazu überreden ließ, eine öffentliche Erklärung abzugeben und im Zuge dessen seine Beziehung zu Riley bekannt würde? Im traditionell konservativen Staate Mississippi mit seiner bekanntermaßen republikanischen Wählerschaft wäre binnen kürzester Zeit die Hölle los. Um das zu verhindern, musste Riley dabei sein, wenn sie seinen Vater aufstöberte.
Sophie griff erneut zum Telefon. »Frannie, ich brauche ein Ticket nach Fort Lauderdale; gleich für die allererste Maschine morgen früh.«
Riley rieb sich mit den Fäusten die brennenden Augen. Sophie wirkte mindestens genauso aufgewühlt, wie er sich fühlte. Er ahnte bereits, wie sie das, was er jetzt sagte, aufnehmen würde. »Zwei Tickets«, befahl er, so laut, dass Frannie am anderen Ende es auch sicher hören konnte.
Gegen Mittag hatte Sophie Spencers Schwestern noch immer nicht erreicht. Ihre Welt war in Aufruhr, Spencer war wie vom Erdboden verschluckt, doch damit nicht genug - jetzt hatte Riley Nash auch noch beschlossen, ihr bei der Suche zu »helfen«! Wie zum Teufel sollte sie sich in Begleitung eines Mannes, in dessen Nähe sie nur noch an Sex denken konnte, auf ihre Mission konzentrieren?
Zum Glück war sie gleich mit ihrer Freundin Cindy James, die auch für ihre PR-Agentur arbeitete, im Café um die Ecke verabredet. Es war ein schöner, sonniger Tag, ungewöhnlich warm für New York City im März, und Sophie wählte einen Tisch im Freien, um die frische Luft zu genießen. Sie bestellte eine Diätcola, atmete ein paar Mal tief durch und gab sich einen Moment lang der Illusion hin, es sei alles in bester Ordnung.
»Hallo, Sophia«, ertönte da eine männliche Stimme mit kaum hörbarem spanischem Akzent.
Eine
Weitere Kostenlose Bücher