Komm schon
Sessel ein warmes, weiches Bündel spürte, das just in diesem Moment ein schrilles Gejaule anstimmte. Das Bündel entpuppte sich als ein weißer Hund mit zottigem Fell, der Riley erbost anfunkelte.
Sophie prustete unvermittelt los - ein sorgloses, herzliches Kichern, das einen krassen Gegensatz zu ihrer ansonsten so angespannt klingenden Stimme bildete. Ein Lachen, das in Riley den Wunsch weckte, sie möge endlich ein wenig auftauen - in jeder Hinsicht.
»Was gibt es da zu lachen?«, wollte er wissen.
»Nichts. Ich hatte nur nicht bemerkt, dass Noodle den Sitzplatz gewechselt hat.«
»Lieber sitze ich auf einem Hund als in Hundesch...«
Sie räusperte sich.
»Oh, entschuldige. Ich wollte dein Feingefühl nicht verletzen.« Jetzt war es an ihm zu lachen. »Was muss ich tun, um eine Verbindung herzustellen? Die Neun drücken?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Einfach den Hörer abnehmen und warten, bis das Freizeichen ertönt.«
Riley zuckte die Achseln und wählte die Nummer seiner Mutter, aber vergebens. Einerseits war er froh, sie nicht gleich noch einmal mit dem Thema Spencer aufregen zu müssen, andererseits missfiel es ihm, dass er offenbar noch etwas mehr Zeit in seine Suche investieren musste.
Sophies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Hi, Frannie. Komm rein«, begrüßte sie eine grauhaarige ältere Frau, die eben mit einem Zettel in der Hand eingetreten war.
»Spencer hat zwei Schwestern und eine Nichte. Die drei leben in Florida«, berichtete Frannie.
Sophie nickte. Sie wusste, dass Spencer Verwandte in Fort Lauderdale hatte.
»Er ruft sie regelmäßig an und besucht sie auch gelegentlich. Ihre Nummer steht hier auf dem Zettel.« Frannie wedelte mit einer gelben Haftnotiz. »Außerdem hat er einen Time-Sharing-Wohnsitz auf Aruba, der im Augenblick aber vermietet ist. Kann mir nicht vorstellen, dass Spencer dorthin fliegen würde. Wenn wir nur wüssten, ob er seinen Reisepass mitgenommen hat...«
Sophie schüttelte den Kopf. »Das werden wir wohl kaum herausfinden. Fangen wir mit seinen Verwandten an.« Sie warf Riley einen Blick unter halb geschlossenen Lidern zu.
»Ach, herrje! Ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast. Ich hätte anklopfen sollen.«
»Schon in Ordnung. Das ist schließlich ein Notfall. Außerdem ist Mister Nash ein Klient von Onkel Yank ... und von mir. Wir können ihm vertrauen.«
Frannie lächelte. »Gut. Ich bin in meinem Büro, falls du mich brauchst. Ach ja, ich sollte dich wohl noch warnen...«
Sophie hob eine Augenbraue.
»Spencers Schwestern sind seinen eigenen Aussagen zufolge etwas ›exzentrisch‹.«
»Danke. Ich werde es im Hinterkopf behalten, was immer das auch heißen mag.«
»Die beiden haben übrigens keinen Anrufbeantworter, man kann also keine Nachrichten hinterlassen. Ach ja, und John Cashman hat schon wieder angerufen.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, stöhnte Sophie und sank in den nächstbesten Sessel. Riley hatte sie noch nie derart aufgelöst erlebt. »Vielleicht sind Spencers Schwestern ja im Urlaub. Gut möglich, dass er trotzdem dort ist und einfach nicht ans Telefon geht.«
Frannie schüttelte den Kopf. »Die beiden verreisen nie. Wie gesagt, sie sind exzentrisch. Aber du hast recht - wir können nicht ausschließen, dass er sich dort verkriecht, bis sich die Lage in New York beruhigt.«
Riley konnte es seinem Vater nicht verübeln, dass er sich aus dem Staub gemacht hatte, um dem Skandal zu entgehen, auch wenn ihm die Vorstellung missfiel, einen Feigling zum Vater zu haben.
»Frannie, hast du zufällig auch die Adresse seiner Schwestern?«
»Yep. Steht hier auf dem Zettel.« Sie reichte Sophie die Haftnotiz. »Gib Bescheid, falls noch etwas ansteht.«
»Mach ich, danke«, erwiderte diese.
Sophie studierte den Zettel, während Frannie hinausging und die Tür hinter sich schloss. Dann wandte sie sich an Riley. In ihren weit aufgerissenen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Sorge und Hoffnung.
»Da Spencers Schwestern partout keine Anrufe entgegennehmen wollen, muss ich mich wohl oder übel auf den Weg nach Fort Lauderdale machen. Ich werde mir mit Spencer einen Schlachtplan zurechtlegen.«
Hm. Riley starrte an die Decke, um ihrem Blick auszuweichen und sich die Sache durch den Kopf gehen zu lassen. Angenommen er ließ sie allein nach Florida fliegen und sie stöberte Spencer nicht auf, dann gab es für ihn keinen Grund zur Besorgnis. Fand sie ihn aber, dann musste Riley sichergehen können, dass sie Atkins nicht dazu
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