Komm schon
werde ich eben zuerst das Wort ergreifen. Jetzt, wo ich für dich arbeite, muss ich ja kein Blatt mehr vor den Mund nehmen.«
»Als hättest du das bisher jemals getan.« Er blinzelte ihr zu.
Ihre ohnehin schon glühenden Wangen wurden noch eine Spur röter. »Aber jetzt bezahlst du mich auch noch dafür, dass ich dir sage, was Sache ist.« Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd, sichtlich erfreut darüber, dass sie, wie sie meinte, zur Abwechslung die Oberhand hatte.
Nun, sie würde bald feststellen, dass Riley Nash selten nach der Pfeife anderer Menschen tanzte. Er pflegte die Dinge nach seinen eigenen Vorstellungen zu regeln; nur so konnte er sicherstellen, dass er nie wieder so verletzt wurde wie als Kind von Spencer Atkins.
Er tippte Sophie sanft an die Stirn. »Na, was geht da drin so vor?«
Sie schluckte schwer. »Ich kenne Spencer praktisch mein ganzes Leben lang. Einen Sohn hat er nie erwähnt, ganz zu schweigen davon, dass dieser Sohn zu den Top-Spielern der nationalen Football-Liga zählt.«
Riley verschränkte die Arme vor der Brust. Das Thema war ihm höchst unangenehm - und zu allem Überfluss hatte er die Büchse der Pandora auch noch höchstpersönlich geöffnet. »Und?«
»Vor dem Hintergrund der derzeit kursierenden Gerüchte musst du verzeihen, wenn ich deine Behauptung infrage stelle, genau wie deine Beweggründe, dich mit Spencer zu treffen.«
Es überraschte Riley nicht, dass Sophie den Mut hatte, ihm die Stirn zu bieten. Sie war nicht umsonst eine der Top-Agentinnen in einem von Männern dominierten Umfeld.
Er hob eine Augenbraue. »Seit drei Tagen pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass er schwul ist. Ich müsste doch nicht ganz bei Trost sein, ausgerechnet jetzt zu behaupten, er sei mein Vater, wenn es gar nicht der Wahrheit entspräche.«
Ein überzeugendes Argument. Sophie nickte bedächtig.
Riley war natürlich nicht entgangen, dass sie ohne zu zögern für Spencer in die Bresche gesprungen war. »Warum mimst du hier eigentlich seine Protektorin?«
Sie straffte die Schultern. »Unterschätz mich nicht, nur weil ich eine Frau bin, Nash. Diese Agentur ist wie eine große Familie. Was ihn betrifft, betrifft uns alle.«
Wie schön, dass Atkins hier eine Familie hatte, während er seine Blutsverwandten leichten Herzens ignorierte. Sophies Worte schmerzten, obwohl sie es nicht hätten tun sollen. Sie bohrten sich wie ein Messer in Rileys Brust. Zu dumm, dass er trotzdem dringend mit seinem Rabenvater sprechen musste.
Aber welche Ironie - Riley hatte seit der Fusion von Atkins Associates und Hot Zone sämtliche Besprechungen mit Yank telefonisch abgewickelt, weil er seinem Vater unter keinen Umständen über den Weg laufen wollte. Und jetzt brannte er geradezu darauf, ihn zu sehen. Er musste Atkins überzeugen, Stillschweigen zu bewahren; das hatte Riley seiner Mutter versprochen, als sie ihn vorhin völlig aufgelöst angerufen hatte.
Er hatte keine Wahl; er war auf Sophie und ihre Connections angewiesen. »Sophie, ich bin sein Sohn, auch wenn er mich bis jetzt totgeschwiegen hat. Genau genommen bin ich nur eines von seinen zahlreichen schmutzigen Geheimnissen. Mit dem winzigen Unterschied, dass dieses Geheimnis nicht nur ihn betrifft, sondern auch andere Menschen. Ich muss ihn so bald wie möglich sprechen.«
Sophies Miene wurde weicher. »Ich würde es ihn ja wissen lassen, wenn ich könnte. Leider hat sich Spencer seit drei Tagen nicht gemeldet. Und wenn wir schon dabei sind, uns gegenseitig das Herz auszuschütten, sollte ich vielleicht hinzufügen, dass der Agentur der neue Star am Football-Himmel durch die Lappen gehen wird, wenn wir ihn nicht bald finden.« Sie schnaubte frustriert. »Also, weißt du einen Rat?«
Riley war sofort etwas leichter ums Herz. Sie war auf ihn genauso angewiesen wie er auf sie. »Ich habe in letzter Zeit auch nichts von ihm gehört.« Die Tatsache, dass er bislang keinen wie auch immer gearteten Kontakt zu Spencer gehabt hatte, ließ er bewusst unter den Tisch fallen. »Aber wer weiß, vielleicht hat bei mir zu Hause ja jemand eine Idee, wo Spencer untergetaucht sein könnte.« Meine Mutter beispielsweise, dachte Riley. Selbst wenn ihre Verbindung zu ihrem ersten Mann vor Jahren abgebrochen war, fiel ihr womöglich ein, wo oder bei wem er Zuflucht gefunden haben könnte.
»Nur zu.« Sophie deutete auf das Telefon.
Er trat an ihren Schreibtisch und machte Anstalten, sich zu setzen, fuhr jedoch sogleich wieder erschrocken hoch, als er auf dem
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