Komm schon
einem Lächeln. »Ich weiß deinen Rat zu schätzen.«
»Gib Bescheid, wenn ich irgendetwas tun kann. Und für den Fall, dass du meine Nummer verlegt haben solltest...« Er angelte eine Visitenkarte aus der Brusttasche und reichte sie ihr. »Falls du keine Verwendung dafür haben solltest, kannst du sie ja deiner hübschen Freundin vermachen - vielleicht hat sie Lust, sich mit mir auf einen Drink zu treffen.«
Er schwirrte ab, aber nicht ohne Cindy noch verheißungsvoll zuzublinzeln. Die wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Sophie kannte das; sie hatte auf zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen miterlebt, mit welcher Leichtigkeit Miguel Frauen um den Finger wickelte. Der spanische Akzent und der Antonio-Banderas-Look ließen seine nichtsahnenden Opfer reihenweise dahinschmelzen. Natürlich war dagegen nichts einzuwenden - vorausgesetzt, man arbeitete nicht für die Konkurrenz.
Kaum war er außer Hörweite, beugte sich Cindy neugierig über den Tisch. »Und, gehört er zu den Guten?«
Sophie seufzte. Sie selbst hätte den Kerl nicht einmal mit der Kohlenzange angefasst, aber sie war ihm gegenüber natürlich voreingenommen. Soweit sie wusste, hatte er als Privatperson einen untadeligen Ruf.
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich bin überzeugt, dass hinter seinem Besuch hier mehr steckte als nur Besorgnis.« Wenn sie nur wüsste, was!
»Ich werde vorsichtig sein.«
Sophie schob ihrer Freundin die Visitenkarte hin, die Cindy hastig in ihrer Handtasche verstaute.
»Was hältst du davon, wenn wir ein Date zu viert arrangieren? Auf diese Weise könntest du ihm ein wenig auf den Zahn fühlen«, schlug Cindy vor.
Sophie schüttelte lachend den Kopf. »In Bezug auf Miguel Cambias bist du auf dich allein gestellt. Sieh einfach zu, dass er dir keine geheimen Informationen entlockt.«
Sie vertraute Cindy und wusste außerdem, dass diese als reine PR-Agentin nichts mit dem Bereich Sportmanagement zu tun hatte. Zudem plagten Sophie derzeit ganz andere Sorgen. »Ich fürchte, du wirst eine Weile allein die Stellung halten müssen.«
»Warum? Wo willst du hin?«
»Nach Florida.« Und zwar mit Riley Nash.
Riley warf ein paar Klamotten in eine Reisetasche. Er war während der Saison des Öfteren auf Achse und daher quasi allzeit startbereit. Dann griff er zum Telefon.
Er freute sich nicht gerade darauf, Lizzie darüber zu informieren, dass das für morgen geplante Treffen ins Wasser fiel. Nun, im Augenblick drückte sie ohnehin die Schulbank, sodass es wohl oder übel seine Ex-Frau Lisa übernehmen musste, ihr die Nachricht beizubringen. Riley würde seine Kleine dann von Florida aus anrufen.
Lizzie, wie er sie von Anfang an genannt hatte, lebte mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Ted in Searsdale, einem stinkfeinen Vorort von New York City. Riley wohnte in einem Apartment in Manhattan, damit er stets in ihrer Nähe war.
Lisa, Ted und Riley hatten ein Arrangement ausgetüftelt, das lange Zeit zur Zufriedenheit sämtlicher Betroffenen funktioniert hatte. Doch seit Lizzies Eintritt ins Teenageralter gab es in Bezug auf ihre Erziehung Unstimmigkeiten. Was konnte man ihr erlauben, ohne sie zu sehr zu verwöhnen? Welche Maßnahmen sollten wegen ihrer immer schlechter werdenden Noten ergriffen werden? Was konnte gegen Lizzies Konzentrationsdefizit unternommen werden? Zurzeit hatten sie mit der Kleinen wahrlich alle Hände voll zu tun.
Riley nahm nicht an, dass sich Lizzie das abgesagte Date sonderlich zu Herzen nehmen würde. Sie sahen einander häufig nicht nur während der Woche, sondern auch an den Wochenenden, wenn sie nicht anderweitig ausgebucht war. Vermutlich hatte sie ihren Vater inzwischen gründlich satt und war ganz froh, ihn nicht schon wieder an der Backe zu haben. Er lächelte wehmütig.
Andererseits ... Selbst, wenn sie das vaterfreie Wochenende insgeheim mit Erleichterung erfüllte, würde sie vermutlich beleidigt, ja, zutiefst gekränkt reagieren, nur, um einen Streit vom Zaun zu brechen und ihn zu ärgern. Sein süßes kleines Mädchen war eines Morgens als hormongeplagter Teenager aufgewacht und hatte sich somit über Nacht in eines jener Monster verwandelt, die Eltern unweigerlich Albträume verursachen.
Er wählte. Beim ersten Klingeln meldete sich eine vertraute Stimme: »Hallo?«
»Tag, Lisa.«
»Hallo, Riley«, sagte sie. »Na, wie geht‘s? Genießt du deine Ferien?«
Sie hatte nie so recht wahrhaben wollen, dass Riley vor und nach der Spielsaison genauso hart trainierte, um gesund
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