Komm schon
Stimme, die zweifellos sexy geklungen hätte, wenn der Sprecher, ein attraktiver Dominikaner, nicht so überaus selbstbewusst aufgetreten wäre. Misstrauisch betrachtete Sophie den Mann im Designeranzug, der sie eine Spur zu breit anlächelte.
»Hallo, Miguel. Was führt dich denn in diese Gegend?«, begrüßte sie den größten Konkurrenten von Athlethes Only, dessen Agentur sich in der Bronx befand, unweit des Viertels, in dem Bill Clinton nach dem Auszug aus dem Weißen Haus seine Zelte aufgeschlagen hatte.
»Darf ich?« Gambias deutete auf den leeren Stuhl an ihrem Tisch.
»Selbstverständlich.« Aber nur, weil jede andere Antwort unhöflich gewesen wäre.
Er setzte sich ihr gegenüber und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Sie waren einander bereits bei diversen geschäftlichen Anlässen über den Weg gelaufen, und Miguel hatte sie stets mit ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, fühlte sie sich in seiner Gegenwart unbehaglich. Miguel war niemals grundlos freundlich, weshalb Sophie ihm nicht über den Weg traute.
»Ich war gerade bei euch, um meinem geschätzten Kollegen ein wenig moralische Unterstützung anzubieten«, sagte Miguel. Damit war wohl Spencer gemeint. »Höchst unangenehm, der Klatsch, den die Zeitungen über ihn verbreiten.«
Sophie hob eine Augenbraue. Meinte Miguel es ernst oder wollte er sich vielmehr am Unglück seines Gegenspielers weiden? »Ich hätte nicht gedacht, dass du zu Liz Smiths Klatschspalten-Lesern gehörst.«
»Ich nicht, aber meine Sekretärin, genau wie die meisten Leute, die up to date bleiben wollen, was die High Society angeht. Außerdem steht es inzwischen in sämtlichen großen Tageszeitungen, wie du bestimmt bemerkt hast.«
Das hatte sie in der Tat. Nun hoffte sie, er würde mit weiteren Informationen herausrücken: Hatten sich Miguels Klienten wegen der Neuigkeit bei ihm gemeldet? Oder, noch schlimmer, zogen Spencers Klienten in Erwägung, zum Feind überzulaufen? Direkt darauf ansprechen wollte sie ihn auf keinen Fall - er sollte nicht erfahren, dass sie sich deswegen Sorgen sorgte.
»Da dir meine Sekretärin verraten hat, wo du mich findest, hat sie dir bestimmt auch gesagt, dass sich Spencer heute freigenommen hat. Ich werde ihm deine aufmunternden Worte ausrichten, sobald ich ihn das nächste Mal sehe.«
Miguel ergriff ihre Hand. »Das ist bestimmt auch für deinen Onkel schwierig. Ich weiß doch, wie nah ihr euch alle steht.«
Sophie entzog ihm ihre Hand und winkte ab. »Ich kann dir versichern, für Athletes Only ist das alles kein Problem.«
Miguel warf einen Blick über die Schulter. »Ich glaube, deine Verabredung ist hier.«
Er erhob sich. Sophie sah auf und stellte fest, dass ihre Kollegin bereits hinter ihm stand und auf eine Gelegenheit wartete, das Gespräch zu unterbrechen. Sophie bedachte Cindy mit einem dankbaren Blick. Perfektes Timing. Sie hatte keine Lust, sich weiter mit Cambias zu unterhalten, zumal sie sich über seine Absichten völlig im Unklaren war.
»Cindy, darf ich dir Miguel Cambias vorstellen? Miguel, das ist Cindy James, eine der PR-Agentinnen von Hot Zone«, sagte sie.
Cambias musterte Cindy mit Raubtierblick. »Es überrascht mich, dass wir uns noch nie begegnet sind.«
Sofort überzog eine zarte Röte Cindys sommersprossige Wangen. »Ich bin erst vor Kurzem aus L.A. hierhergezogen.«
Selbst für einen nicht besonders aufmerksamen Beobachter war ersichtlich, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte.
»Freut mich sehr, eine von Sophias Kolleginnen kennenzulernen; noch dazu eine derart bezaubernde.« Cambias, ganz der vollendete Gentleman, rückte Cindy den Stuhl zurecht und ließ wohlwollend den Blick über ihre Mannequin-Figur und ihre rote Mähne schweifen, ehe sie sich setzte. Dem Funkeln in seinen dunklen Augen nach zu urteilen gefiel ihm, was er sah. Dann wandte er sich unvermittelt an Sophie: »Darf ich dir einen guten Rat geben?« Sein wissender Blick machte sie ganz kribbelig.
»Kann ich dich davon abhalten?«, gab sie scherzhaft zurück.
Er lachte. »Es gibt Menschen, denen die sexuelle Orientierung anderer Leute nicht gleichgültig ist. Du solltest dafür sorgen, dass Spencer mit seinen wichtigsten Klienten spricht, ehe jemand anderes es tut.«
Sein Tonfall war freundlich, doch seine Worte klangen wie eine Warnung. Vermutlich waren einige von Spencers Klienten tatsächlich bereit, den Agenten zu wechseln. Sie musste ihn finden, und zwar bald.
Sie zwang sich zu
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