Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
Nervosität und die Angst.
»Hallo, Dan! Äh, ich würde Sie gern begleiten.«
»Wie bitte?«
»Ich komme mit.«
Er schweigt.
»Ich meine, falls das Angebot noch steht.«
»Natürlich! Hey, das ist super.«
»Na hoffentlich.«
»Also dann …«
»Äh, was … Wie bereite ich mich vor? Soll ich etwas zu essen einpacken oder … na ja, was packe ich überhaupt ein?«
»Gar nichts. Ich bringe alles mit.«
»Was ist mit meinem Schlafsack?«
»Ich habe einen für Sie. Topqualität. Das gleiche Fabrikat, das auch in der Antarktis zum Einsatz kommt.«
»Klingt, als würde es kalt werden. Wo werde ich denn … wo werden wir schlafen?«
»Zwei Nächte unter dem Sternenzelt und eine Nacht im Luxus.«
»Luxus?«
»Lassen Sie sich überraschen. Würden Sie heute Nachmittag rüberkommen, um sich ausstatten zu lassen? Sie können zum Abendessen bleiben. Okay?«
»Ja, gern.«
»Außerdem machen wir ein paar Schießübungen. Haben Sie schon mal geschossen?«
»Ich dachte, ich schaue Ihnen nur zu.«
Er lacht. »Nein, so leicht kommen Sie nicht davon.«
»Ich hatte noch nie ein Gewehr in der Hand. Ich möchte das nicht.«
»Dann sehen wir uns am Nachmittag? Gegen zwei Uhr? Den Rest besprechen wir dann.«
»Okay. Und danke.«
»Bedanken Sie sich erst, wenn ich Sie wieder wohlbehalten bei Aline abgeliefert habe.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«
Er lacht wieder. »Bis später.«
Dans Haus liegt, wie Aline ihr erklärt, knapp zwei Kilometer weiter. Biegen Sie bei der ersten Einfahrt nach links ab, Sie müssen aber die Augen offen halten, sonst verpassen Sie sie wegen der hohen Bäume. Seien Sie vorsichtig, es geht steil bergab. Fahren Sie langsam, ja?
Sie verpasst die Einfahrt um ein Haar, muss wenden und ein Stück zurückfahren. Aline hatte recht, die Zufahrt ist tatsächlich steil und besteht zudem aus losem Schotter. Stephanies Herz fängt zu hämmern an, weil sie sich nach zwanzig Metern fast in der Vertikalen befindet und der Motor bedenklich stottert. Der Weg verengt sich, und der Hang fällt steil ab. Sie tritt auf die Bremse, schlittert um die Kurve und findet sich auf einer breiteren Zufahrt, die zu einem Haus führt.
Ein schönes, großzügiges Haus. Fast kann sie Daves Stimme hören: Solide wie sonst was, mit so einem Haus kann man nichts falsch machen. Rote, zum Teil verputzte Ziegelsteine. Bleiglasfenster. An einer Seite rankt Wilder Wein empor. Die breite Rasenfläche wird von Rosensträuchern, Zitronenbäumchen und Lavendel gesäumt. Irgendwie ist es viel einladender, als sie es sich vorgestellt hatte. Was hatte sie sich denn vorgestellt? Eine armselige Hütte? Sie muss sich zu ihrem großen Verdruss eingestehen, dass er richtiglag. Sie hat ihn in eine Schublade gesteckt: unzivilisiert; schießt auf Tiere.
Er kommt ums Haus herum und beugt sich zu ihrem geöffneten Seitenfenster herunter. »Na, trauen Sie sich nicht, auszusteigen?«
»Ich bin noch dabei, mich von Ihrer Einfahrt zu erholen. Sie sollten Warnschilder aufstellen!«
»Ja, da haben Sie wohl recht. Mich persönlich stört das nicht, ich habe einen Wagen mit Vierradantrieb. Betrachten Sie es als den Anfang eines wunderbaren Abenteuers.«
»Ihr Haus ist wunderschön«, sagt sie und steigt aus dem Auto.
»Kathy und ich haben es gekauft, kurz bevor Rosie auf die Welt kam. Wir wollten ein großes Grundstück und genug Platz für Gäste. Kathy war eine phantastische Köchin. Unsere Vorstellung war, dass ich mich um die Jagdausflüge kümmere und sie sich um das Essen und die Unterkunft. Leider ist es nie dazu gekommen. Na ja, Rosie und ich sind hier trotzdem glücklich. Eigentlich ist es zu groß für uns zwei, aber ich kann es nicht ertragen, eingepfercht zu sein.«
»Gehen Sie deshalb so gern in den Busch?«
Er wirft ihr einen knappen Blick zu. »Ja, wahrscheinlich ist es so. Sie sind sehr scharfsinnig.«
Sie grinst. »Das bringt mein Job mit sich.«
»Ihr Job? Oh, ich verstehe. Psychokram, was? Muss man Psychiater sein, um zu merken, warum sich jemand in einer bestimmten Umgebung wohl fühlt?«
»Nein, aber es kann hilfreich sein.«
»Na gut. Dann wollen wir mal eine Ausrüstung für Sie zusammenstellen, Doktor Stephanie.«
Dan hat einen Lagerraum voll mit Regenkleidung. Er mustert Stephanie, schätzt ihre Größe. »Nicht zu klein. Guter Durchschnitt.«
»Danke.«
Er reicht ihr einen Stapel Kleidung. Funktionswäsche, Parka, wasserdichte Hose. Handschuhe und Regenhut. »Welche Schuhgröße haben
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