Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
einmal.«
Diesmal geht es besser, leichter. Stephanie betrachtet die Waffe in ihren Händen. Das Holz schimmert seidig, das Metall glänzt tiefschwarz. Hätte sie etwas für Schusswaffen übrig, würde sie sagen, es sieht hübsch aus, geradezu elegant.
»Gut. Dann gehen wir jetzt zum Schießstand rüber. Möchten Sie es tragen?«
»Ja.«
»Eine weitere wichtige Regel: Der Waffenträger geht immer voran, aus offensichtlichem Grund. Legen Sie sich den Riemen um die Schulter und halten Sie die Waffe aufrecht.«
Sie geht vor ihm her. Die Waffe fühlt sich unnachgiebig und gewichtig an. Viel zu gefährlich für Stephanies Hände. Sie muss an die Jagdunfälle denken, von denen sie aus der Zeitung oder dem Fernsehen erfahren hat. Manchmal wird ein Treiber mit einem Tier verwechselt und erschossen.
Sie befinden sich auf einem abgezäunten Grundstück in der Nähe des Hauses, an dessen hinterem Ende Zielscheiben aufgestellt sind. Dan dreht sich zu ihr um und streckt die Hand aus. »Ich zeige Ihnen, wie man es lädt. Sie schauen zu, und dann versuchen Sie es selbst.«
»Muss das sein?«
»Es ist gar nicht so schlimm.«
Sie schaut zu, wie er die Waffe lädt und entlädt.
»Jetzt Sie.«
Ihre Hände zittern.
»Sehr gut. Nun können Sie versuchen, ein Ziel zu treffen. Hier, nehmen Sie die.«
Er reicht ihr ein Paar Ohrschützer. Sie liegt am Boden, die Ellenbogen aufgestützt, die Waffe vor sich. Sie ist steif vor Anspannung. Dan liegt dicht neben ihr. Zu dicht. Sie kann ihren Schweiß riechen, den säuerlichen, bitteren Geruch ihrer Angst.
Er redet leise und geduldig auf sie ein. »Das ist das Zielfernrohr. Da müssen Sie hineinschauen. Haben Sie Augenprobleme?«
»Nein.«
»Richten Sie das Zielkreuz auf die Mitte der Scheibe. Sind Sie so weit?«
»Ja, ich glaube.«
»Gut. Wir machen es genau so, wie wir es geübt haben. Ziehen Sie den Kammerverschluss zurück und schieben Sie den Hebel wieder nach vorn und nach unten. Jetzt ist die Patrone ins Patronenlager gerutscht. In Ordnung?«
»Ja.«
»Drücken Sie das Gewehr an Ihre Schulter. Nicht zu fest. Schön entspannt. Drücken Sie auf den Abzug. Lassen Sie sich Zeit. Nicht zu schnell.«
Sie spürt die Erschütterung, den Stoß gegen die Schulter, hört den Knall der Explosion, der in der Stille nach dem Schuss nachhallt. Du lieber Gott. Sie lässt die Waffe sinken.
»Versuchen Sie es noch einmal.«
Sie schüttelt den Kopf.
»Doch, Sie schaffen das!«
Wieder und wieder. Sie kniet, presst sich die Waffe an die Schulter und schießt. Sie lehnt an einer Mauer und schießt. Die ganze Zeit ist er direkt neben ihr, er redet und erklärt mit ruhiger, fester Stimme. Wenn Sie sich hinlegen, in der Bauchlage, haben Sie die Waffe am besten unter Kontrolle. Zu knien ist die zweitbeste Position. Falls Sie im Stehen schießen müssen, sollten Sie sich etwas suchen, um sich abzustützen und Halt zu haben. Am Ende schafft sie es; der Rückschlag fällt schwächer aus, als sie das Gewehr besser unter Kontrolle hat, außerdem gewöhnt sie sich an den plötzlichen Knall. Ihr Herz rast nicht mehr, ihr Körper entspannt sich. Sie hält das Gewehr, ohne dass ihre Arme zittern oder steif werden, sie drückt es sich fest an die Schulter, genau so, wie er es ihr erklärt hat. Nach ein paar Anläufen geht die Kugel tatsächlich nicht mehr über oder neben der Scheibe vorbei, sondern trifft das Ziel. Zuletzt trifft Stephanie ins Schwarze.
»Hey«, ruft er, »nicht schlecht! Sie sind ein Naturtalent.«
»Danach fühlt es sich aber nicht an.«
»Sie stellen sich um einiges geschickter an als viele meiner Gäste. Ich finde, Sie haben sich ein Glas Wein und ein Essen verdient.«
Das Wohnzimmer ist geschmackvoll eingerichtet. Gedämpfte Farben. Blasses Grau, sanftes Grün. Bücherregale. Weiche Sofas, in die man tief einsinkt. Ein breiter, auf Hochglanz polierter Tisch aus Kaurifichtenholz, rechts und links der Terrassentür ein passender Stuhl. Stephanie bleibt staunend auf der Schwelle stehen.
»Sie sehen überrascht aus«, sagt er.
»Das Zimmer ist wunderschön«, sagt sie. »Es ist bloß … na ja, es ist viel aufgeräumter, als ich dachte. Ich weiß, es ist ein Klischee, aber irgendwie unterstellt man alleinstehenden Männern, unordentlich zu sein.«
»Ich habe eine Haushälterin und eine Tochter, die mich davon abhalten zu verwildern.«
»Ich glaube nicht, dass Sie dazu tendieren. Nicht, wenn ich dieses Wohnzimmer sehe. Ihre Einrichtung ist so elegant!«
»Das war Kathy«,
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