Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
gemacht.
Aber dann ist Dan endlich wieder da, er kommt am Samstag zum Essen. Er kommt herein, grinst sie an und setzt sich neben sie, und da fühlt sie es wieder, ein fremdartiges, kaum merkliches Beben in der Magengrube.
»Ich hätte nicht gedacht, dass Sie noch hier sind«, sagt er, »aber ich hatte es gehofft.«
Wie soll sie es anstellen? Wie kann sie ihm zu verstehen geben, dass sie nur zu gern erfahren würde, warum er es gehofft hatte? Natürlich ohne dabei aufdringlich oder übereifrig zu wirken. Okay, Stephanie, du bist erwachsen. Du bist einunddreißig. Du bist in der Lage, dich mit einem Mann zu unterhalten. Wenn du schon nicht in der Lage bist zu flirten wie jeder normale Mensch, sollte es dir zumindest möglich sein, deine professionellen Strategien anzuwenden.
»Sie haben gehofft, mich wiederzusehen?«
»Ja. Ich hatte das Gefühl, Sie während unserer Debatte über die Jagd nicht ganz überzeugt zu haben. Ich wollte ein Rückspiel.«
»Ein Rückspiel?«
»Eine zweite Chance, um Sie davon zu überzeugen, dass nicht alle Jäger brutale Machos sind. Aber ich muss Sie warnen, heute Abend kann ich zusätzlich punkten.«
»Wie das?«
»Ich habe das Abendessen mitgebracht – Rehbraten.«
»Und wenn ich Vegetarierin bin?«
»Nein, sind Sie nicht. Ich habe gesehen, wie Sie sich am Montagabend auf Alines Schmorbraten gestürzt haben. Scheint Ihnen gut geschmeckt zu haben.«
Sie muss lachen. »Das ist ja nicht gerade ein Kompliment. Klingt so, als wäre ich zu gierig gewesen.«
»Der Braten war lecker, was?«
»Ich muss Sie warnen. Möglicherweise können Sie heute nicht punkten. Ich habe erst ein Mal Reh gegessen, fand es aber leider zäh und den Geschmack seltsam.«
»Zu kräftig? Zu streng?«
»Ja, genau.«
»Diesmal wird es anders sein.«
Er behält recht. Das Fleisch ist gut; es schmeckt köstlich und ist ganz zart. Peg und Jim wirken einen Hauch lebhafter als sonst, Pegs Ferse geht es schon viel besser. Die Kruste ist abgefallen und scheuert nicht mehr gegen den Strumpf. Am nächsten Tag wollen sie zur Golden Bay aufbrechen. Im Abel-Tasman-Nationalpark zu wandern ist nicht übermäßig anstrengend, und wenn es Peg zu viel wird, können sie immer noch auf ein Kajak umsteigen. Der Heaphy ist es nicht, aber sie nehmen es locker.
»Wir haben nur noch zehn Tage«, erklärt Peg, »und wir wollen das Beste draus machen, bevor wir ins richtige Leben zurückmüssen.«
»Zurück in die Tretmühle«, ergänzt Jim.
Dan wirft Stephanie einen Blick zu. »Was tun Sie im richtigen Leben?«
»Ich habe meine Ausbildung zur Psychiaterin fast abgeschlossen.«
»Tatsächlich?«, sagt Aline. »Ich glaube, eine Psychiaterin hatten wir noch nie.«
Dan grinst. »Geben Sie es zu, Stephanie, Sie analysieren uns.«
»Oh, ja! Nie zuvor hatte ich die Gelegenheit, einen blutrünstigen Jäger aus nächster Nähe zu beobachten.«
»Ich schaffe es einfach nicht, Sie zu überzeugen, was? Sie haben mich in eine Schublade gesteckt, und da gibt es nichts, was ich tun könnte, damit Sie Ihre Meinung ändern.«
»Nein, überhaupt nichts.« Sie lächelt ihn an.
»Wer möchte noch mehr?«, fragt Aline. »Peg, noch etwas Gemüse? Jim? Noch etwas Fleisch?«
»Ich nehme noch einen Happen Fleisch und etwas von den Süßkartoffeln«, sagt Jim. »Wun-der-bar!«
Aline reicht ihm die Schüssel. »Stephanie, Sie auch? Dan? Oh, Dan, heute Nachmittag ist ein Fax gekommen. Die Kanadier, die nächste Woche kommen wollten, haben abgesagt. Angeblich müssen sie früher abreisen.«
»Dann habe ich nächste Woche frei«, sagt Dan. »Julie ist nicht da, und Rosie geht zu den Calders. Sie und Milly freuen sich schon lange darauf und haben alle möglichen Pläne geschmiedet. Sie wird kaum darauf verzichten, nur um eine Woche mit ihrem alten Dad zu verbringen.«
»Vielleicht kommt eine neue Buchung rein«, sagt Aline.
»Ja, oder ich nutze die Gelegenheit, mal allein loszuziehen.« Er dreht sich zu Stephanie um. »Wieso kommen Sie nicht einfach mit?«
»Ich?«
»Ja, Sie. Dann können Sie es selbst erleben.«
»Nein, das geht nicht.«
»Waren Sie schon mal draußen im Busch?«
»Ich habe ein paar Wanderungen gemacht.«
»Dann schaffen sie es.«
»Nein. Nein, wirklich, das geht nicht.«
»Warum nicht?«
Alle am Tisch sehen sie an. Sie spürt, dass sie rot wird. Jim und Peg wirken leicht verschnupft, weil sie nicht ebenfalls eingeladen worden sind.
»Die Gelegenheit ist einmalig. Wie viel verlangen Sie für eine Tour, Dan? So um
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