Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
orangefarbenem Straßenlicht war es praktisch unmöglich, Farben richtig zu beurteilen. Mrs. Brooke hatte den Mann als dunkelhaarig beschrieben, aber sie hatte ihn nur aus der Ferne und in der Abenddämmerung gesehen. Irgendwo zwischen Mittel- und Dunkelbraun, mehr war im Moment nicht zu sagen.
»Sie sagten, Sie hätten sein Gesicht deutlich gesehen. Können Sie sich an die Augenfarbe erinnern?«
Zaleski dachte kurz nach und zog an einem losen Faden an seinem Manschettenknopf.
»Hell, würde ich sagen.«
»Hell?«, fragte Donovan, überflog ihre Notizen und schrieb sich etwas auf.
»Naja, ich glaube, wenn er dunkle Augen gehabt hätte, wäre mir das aufgefallen, auch in dem Licht. Aber wenn Sie mich so fragen, ganz sicher bin ich mir nicht.«
»Sie haben ihn ja auch nur kurz gesehen«, sagte Tartaglia, weil ihm bewusst geworden war, dass er Zaleski mit seinen Fragen zu sehr unter Druck gesetzt hatte. Aus dem fehlgeleiteten Wunsch heraus, zu helfen, neigten Zeugen gelegentlich dazu, sich an Dinge zu erinnern, die sie nicht wirklich gesehen hatten. Zaleski schien begierig, es ihnen recht zu machen, Tartaglia musste also vorsichtiger mit ihm umgehen.
»Wissen Sie vielleicht noch, was er anhatte?«
Zaleski verzog das Gesicht. »Klingt komisch, aber ich erinnere mich nur noch an sein Gesicht und wie er mich angesehen hat. Das ist mir im Gedächtnis geblieben. Der Rest ist ziemlich verschwommen, aber ich glaube, er hatte einen Mantel an, genau wie bei der nachgestellten Szene im Fernsehen, und die Hände in den Taschen. Keine Ahnung, was für Hosen und Schuhe er anhatte. Es ging alles viel zu schnell. Er stand plötzlich vor mir, und im nächsten Moment war er wieder verschwunden.«
Auch wenn Zaleski das Gefühl zu haben schien, dass er sich genauer erinnern sollte, für sie war es ein Fortschritt. Mrs. Brooke hatte von ihrem Platz aus das Gesicht des Mannes nicht erkennen können, Zaleski hingegen hatte ihn aus nächster Nähe gesehen, wenn auch nur ganz kurz.
»Das ist doch verständlich. Meinen Sie, Sie haben ihn gut genug gesehen, um mit uns ein Phantombild zu erstellen?«
»Ich könnte es versuchen.«
»Angenommen, der Wagen, den sie gehört haben, war seiner, in welche Richtung ist er gefahren?«
»Nach Süden.«
Donovan prüfte ihre Notizen. »Sie sagten, Richtung Popes Lane.«
»Genau.«
»Wann war das?«, fragte Tartaglia.
»Auf jeden Fall nach fünf. Vielleicht so Viertel nach. Ich wollte meinen Wagen aus der Werkstatt abholen, er war da zur Inspektion und zum TÜV. Die machen um halb sechs zu, und ich musste mich beeilen, rechtzeitig da zu sein, weil ich den Wagen am Abend brauchte. Ich habe Sergeant Donovan schon die Adresse gegeben, falls Sie das überprüfen wollen. Vielleicht wissen die noch genau, wann ich da angekommen bin.«
Sie würden das natürlich nachprüfen müssen, aber die Uhrzeit passte perfekt. Zaleski hatte Tom gesehen, da gab es keinen Zweifel. Hoffentlich würde er ihn bei einer Gegenüberstellung identifizieren können, wenn sie ihn erst einmal gefasst hatten.
»Warum haben Sie sich nicht eher gemeldet?«, fragte Donovan. »Haben Sie die Zeugenaufrufe nicht gesehen? Die hängen in allen Straßen rund um die Kirche.«
Zaleski schüttelte den Kopf. »Ich bin praktisch nie in der Gegend. Ich wohne am anderen Ende von Ealing und arbeite in South Ken. Ich habe erst gestern Abend aus Crimewatch erfahren, was da passiert ist.«
Tartaglia klappte sein Notizbuch zu und schob es in die Tasche. »Was machen Sie beruflich, Mr. Zaleski?«
»Ich bin Hypnotiseur.«
»Auf der Bühne?« Tartaglia konnte seine Verwunderung kaum verbergen. Zaleski hatte nichts Extrovertiertes oder Theatralisches an sich, was Tartaglia für einen Hypnotiseur für unerlässlich hielt, die er auf der gleichen Stufe ansiedelte wie Jahrmarktzauberer. Zaleski sah aus wie ein langweiliger Buchhalter oder Rechtsanwalt in einer großen Kanzlei in der City.
Zaleski grinste, offenbar war ihm diese Reaktion schon öfter begegnet. »Nein, nein, so glamourös ist es nicht. Ich bin nicht Paul McKenna. Ich habe eine kleine Praxis. Vielleicht könnte ich etwas ehrgeiziger sein, aber ich liebe meinen Beruf und kann davon leben, und mein Banker ist auch glücklich.«
Tartaglia konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie man von so etwas leben konnte. »Was machen Sie denn genau?«
»Mein Hauptinteresse gilt Menschen mit Phobien und Suchtproblemen. Klaustrophobie, Angst vorm Fliegen, so was. Aber die meisten
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