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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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dann fast süchtig danach geworden«, sagte ihr Vater. »Total durchgefroren und dann das warme Feuer, wo alles auftaut und ein bisschen brennt – toll!«
    Ihre Mutter sah ihn forschend an.
    »Ehrlich. Und die großen Schritte, die man machen muss, wie der Yeti, der durch meterhohen Schnee stapft.« Er hob seine bloßen Füße vom Boden und ließ sie einen nach dem anderen fallen. »Ich mochte den Geruch von Schnee.«
    »Wie riecht der denn?«, fragte Calder.
    »Tja, das ist so eine Sache. Ich glaube, das ist individuell verschieden. Für mich roch er wie nagelneue Polster.«
    Annie und Calder sahen ihre Mutter an und mussten unwillkürlich lachen.
    »Im Ernst.« Augenzwinkernd fuhr fort: »Auf einer Reise nach New York mit meinen Eltern, als ich zehn Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal einen Berg und Schnee gesehen. Der Vetter meiner Mutter starb gerade an Tetanus. Eine Säge hatte ihm seine Hand glatt durchtrennt. Wir sind zur Beerdigung hingefahren.«
    »Was ist denn überhaupt Tetanus?«, fragte Calder, als hätte er den ganzen Tag darüber nachgedacht.
    »Das ist eine Bazille, die den Körper vergiftet«, sagte ihre Mutter gedehnt und wie aus weiter Ferne. Sie beobachtete den Vater. »Da verspannt sich der Kiefer und die Kehle schnürt sich zu.« Sie legte ihre Hand an ihren Hals. »Manchmal kann man nicht atmen.«
    Calder fragte, ob man daran sterben kann, und sie sagte Ja.
    »Die Beisetzung sollte in Utica sein, wo der Vetter wohnte«, sagte ihr Vater.
    »
Meine
Verwandten wohnen in Utica, Schatz«, sagte ihre Mutter. Ihr Vater legte den Kopf schief und starrte sie mit geschürzten Lippen an.
    »Kearney?« Sie stellte den Stapel schmutziger Teller wieder auf den Tisch. »
Ich
hatte einen Vetter mit Tetanus, als ich klein war. Das war
ich

    Er drehte sich zu Calder um und fing wieder dort an, wo er aufgehört hatte. »Wir warteten zwei Tage darauf, dass Henry endlich starb, und ständig mussten wir uns anhören, wie die Verwandten meiner Mutter über seinen steifen Kiefer und seine Schmerzen redeten, wenn er ein Glas Wasser trank, da sagte Daddy endlich: ›Ichhab die Nase voll‹, und er klatschte in die Hände und erhob sich vom Sofa und er und Mutter und ich stiegen in Daddys Two Ten Station Wagon und fuhren nach Lake Placid.
    Wir kommen da also an, und Mutter wirft einen Blick auf die Berge und sagt: ›Gott, Daddy, ich glaube, das ist nichts für mich.‹ Sie bleibt in der Hütte im Tal und liest
Life
und trinkt ihren heißen Kakao. Daddy macht die Abfahrt vom Silver-Shoot-Idiotenhügel nur einmal und befindet, dass er dem Tod nun genug getrotzt hat und es zwecklos ist, sein Glück zu sehr zu versuchen. Also stellt er sich einen stabilen Hocker an die Eichenholzbar und bleibt dort sitzen wie eine Henne, die ein Gänseei scheißt.«
    Calder und Annie prusteten los.
    »Kearney!« Ihre Mutter nahm den Stapel schmutziger Teller und trug ihn zur Spüle. »Das hört sich an wie im Kino. War das nicht aus irgendeinem Film?«
    »Ich dagegen nahm den Idiotenhügel wie ein Schneehase. Dann fuhr ich mit so einem Ding, wie heißt das noch, in so einer Gondel auf irgendeinen Berg, und stellt euch vor, runter gings dann im Zickzack wie bei diesem Geduldspiel, wo eine Kugel durch ein Labyrinth im Holzkasten rollt.«
    Annie hielt sich den Bauch vor Lachen. Calder lachte mit. Sie warfen verstohlene Blicke auf ihre Mutter, wenn sie nach Luft schnappten, und selbst die lächelte breit. Dann band sie sich schnell eine gelbe Schürze um, und Annie merkte, dass die Mutter nur den Kindern zuliebe gelächelt hatte, denn als ihre Hände wieder zum Vorschein kamen, zitterten sie.
    »Ich schwöre bei Gott«, fuhr er fort, »ich bin mehrmals wieder hingefahren, bevor ich, wie heißt das noch gleich, keine Ahnung, aber er war über tausendzweihundert Meter hoch, sag ich euch, ehrlich! Ich war ein Naturtalent. Abgesehen davon, dass ich ein paar Mal auf dem Arsch gelandet bin, glaubte ich, ich hätte den Sinn meines Lebens gefunden.«
    »Kearney!«, sagte die Mutter.
    »Stell dir vor, du kommst aus Florida und findest raus, dass du im Skifahren ein Naturtalent bist«, sagte er.
    Annie bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Das Lächeln erlosch in ihrem Gesicht. Sie sah den Vater an, die winzigen schwarzen und grauen Stoppeln, die um den Mund herum aus der Haut sprossen. Irgendetwas war dran an der Sache, sie wusste nicht genau, was, aber er wollte damit etwas ausdrücken, auch wenn nichts davon stimmte.
    »Als ich von der Reise

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