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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Reed
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und entspannen. Er arbeite zu hart, sagte sie, sechs Tage die Woche seien zu viel. Nach einer Weile war er aufgesprungen, sodass der nasse Lappen vom Kopf auf den Schoß rutschte und dann auf den Fußboden flog, und hatte ausgerufen: »Verdammt, ich habe Kopfschmerzen.« Und er stellte den Fernseher ein.
    Zwei Abende, nachdem er das über seinen Kopf gesagt hatte, flüsterte ihre Mutter: »Das ist was Ernstes, Kearney«, während sie beim Schein der Lampe auf dem Wohnzimmersofa lasen. Zu ihren Füßen lagen Calder und Annie auf dem Sisalteppich, futterten Pop-Tarts und sahen
Einer flog über das Kuckucksnest
auf dem Betamax-Rekorder.
    »Sieh mich an, Miriam«, hatte ihr Vater geflüstert. »Ich bin okay. Ich arbeite vermutlich zu viel, wie du gesagt hast. Warumnehme ich mir nicht mal ein paar Tage Urlaub und wir verreisen alle zusammen? Wir können nach Homosassa Springs fahren. Uns die Seekühe ansehen.«
    »Einverstanden«, sagte ihre Mutter, und ihr sanfter Ton machte klar, dass sie ihm glauben wollte. Doch dann fügte sie hinzu: »Ich glaube immer noch, dass es mehr ist. Warum lässt du dich nicht mal untersuchen?«
    »Weil ich so viel arbeite«, versetzte er lachend, und Annie drehte sich gerade noch rechtzeitig um und sah, wie er ihre Mutter auf die Wange küsste.
    Das Buch ihrer Mutter klappte zu, als sie es auf die Kissen warf. Sie stieg über Annies und Calders Beine aus dem Zimmer, und ihre kühlen Zehenspitzen streiften Annies Wade.
    Jetzt ließ ihre Mutter die Zeitung los. Sie legte ihre Hände flach und ruhig auf den Tisch und beobachtete Annies Vater.
    Annie schluckte. Sie wollte an nichts anderes denken als daran, wie schön Sonntage waren – wie sie dann alle am Tisch sitzen blieben und die Eltern Geschichten von Kunden und Lehrerkollegen erzählten, was für komische Sachen die Leute sagten und machten. Eine Frau zum Beispiel brauchte einen neuen Schrank, weil ihr Vater über den Esstisch hinweg auf ihren Mann geschossen hatte, aber stattdessen den Schrank getroffen hatte. Dadurch war, so erzählte die Frau, nicht nur das Glas herausgefallen, sondern auch der Türrahmen in zwei Hälften zersprungen und die Rückseite von Schrot regelrecht durchsiebt. »Man kann das beim besten Willen nicht reparieren«, sagte die Frau zu Annies Vater, als sie den neuen Schrank in seinem Laden kaufte. »Was ist mit Ihrem Mann?«, hatte er gefragt, und die Frau machte eine wegwerfende Handbewegung, als wollte sie Vögel verscheuchen. »Der ist auch hinüber«, sagte sie, und Kearney hatte Angst zu fragen, was genau das bedeuten sollte. Die Geschichten von Annies Mutter handelten immer vom selben kleinen Kreis von Frauen. Etepetete junge Lehrerinnen auf der Suche nach Ehemännern, die meistens die Art Mann fanden, der am Ende keine von ihnen wollte, sodass die Frauen sich weiter beklagten, weil sie
ewig
unterrichten mussten. Annies Mutter schiendas urkomisch zu finden. »Unterrichten
müssen«
, sagte sie, »
ewig
. Könnt ihr euch das vorstellen? Andererseits sollte Suzette sich vielleicht einfach mal die Zähne richten lassen. Dann würde mir nicht länger jeden Morgen im Lehrerzimmer von ihrem Charlie-Parfüm und den Zigaretten übel.« Und so redeten sie immer weiter, bis alle wieder Hunger hatten und sich zum Lunch die letzten Buttermilch-Brötchen mit Bacon belegten und den restlichen lauwarmen Saft tranken.
    »Er ist ein stures Arschloch«, sagte ihr Vater unvermittelt. »Das muss ich ihm lassen.«
    »Kearney!« Ihre Mutter drehte ruckartig den Kopf und sah erst Calder und dann Annie an. »Von wem redest du da?«
    »Tja, Miriam. Ist doch wahr.«
    Die Sonne leuchtete orange in der weißen Schale mit den Cantaloupe-Melonen und Pfirsichen. Ihr Vater hielt sich wieder die Zeitung vor das Gesicht. Ihre Mutter stand wortlos auf und begann die Teller aufeinanderzustapeln.
    Es blieb zu lange still, und Calder begann, wie ein Fisch nach Luft zu schnappen.
    Dann ließ ihr Vater die Zeitung wieder auf seinen Schoß fallen.
    Die Bewegungen ihrer Mutter wurden langsamer.
    »Ihr wisst ja, dass ich früher Ski gelaufen bin«, sagte er.
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Was redest du da?«
    »Wasserski?«, fragte Calder.
    »Im Schnee.«
    Annie sah ihre Mutter an. Mittendrin hatte sie aufgehört, alle Soßenreste auf einem Teller zu sammeln. Annie wandte sich an ihren Vater. »Echt?«
    »Wisst ihr, die Finger werden so kalt, dass sie brennen, wenn man sie wieder erwärmt«, sagte er. Calder fragte, ob das stimmte.
    »Ich bin

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