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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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hat.«
    Â»Nicht mal das wissen wir genau«, sagte Mr Tuttle. »Es scheint nur die einzige plausible Erklärung zu sein für das, was vorgefallen sein muss, aber sie hat uns natürlich nichts erzählen können. Ein Mann auf dem Weg zur Arbeit hat sie heute Morgen in dem kleinen Park gegenüber von unserem Stadthaus gefunden. Das muss man sich mal vorstellen, sie hat dort die ganze Nacht gelegen und wir wussten nichts davon! Sie hätte sterben können, keine hundert Meter von uns entfernt.«
    Â»Was hat sie denn nachts im Park gemacht?«, fragte ich. »Das passt doch gar nicht zu Helen.«
    Â»Sie war mit diesem Jungen zusammen«, sagte Mrs Tuttle. Das war ihr erster Beitrag zum Gespräch und ihre Stimme klang unnatürlich schrill. »Dieser unheimliche Junge. Die beiden sind gestern Abend ausgegangen und Helen ist nicht nach Hause gekommen. Er war bei ihr. Er hatte die Verantwortung.«
    Â»Jeff war nicht mit ihr im Park«, sagte Helens Vater sanft.
    Â»Woher wollen wir das wissen? Bis es Helen wieder so gut geht, dass sie uns etwas erzählen kann, wissen wir doch gar nichts.« Der dumpfe, leblose Gesichtsausdruck war verschwunden, jetzt war ihr Gesicht schmerzverzerrt. »Wir wissen nur, dass Jeff Rankin unsere Helen um halb acht abgeholt hat und nachts um halb eins, als sie immer noch nicht zu Hause war, hat mein Mann auf der Insel angerufen. Jeff war zu Hause. Sein Vater sagte, er sei in der Dusche. Als Jeff ein paar Minuten später zurückrief, sagte er, er habe Helen ganz allein unten in der Stadt stehen lassen.«
    Â»Er hat sie nicht einfach ›stehen lassen‹«, sagte Mr Tuttle. »Er hat sie in ein Taxi gesetzt.«
    Â»Warum war sie dann im Park? Laurie hat recht. Es gibt keinen Grund, aus dem Helen mitten in der Nacht allein in den Park gehen würde. Mädchen machen so was nicht. Mädchen springen nicht vor ihrem Haus aus Taxis und rennen sonst wohin. Wenn es wahr ist, was Jeff sagt – wenn er sie in einem Taxi nach Hause geschickt hat –, dann hätte sie den Fahrer bezahlt und wäre sofort ins Haus gegangen.«
    Â»Im Moment können wir sie nicht nach ihren Gründen fragen«, sagte Mr Tuttle. »Wir wissen, sie ist in den Park gegangen und dort ist ihr etwas zugestoßen. Nach den Angaben der Polizei ist Helen auf einem vereisten Weg ausgerutscht und mit dem Kopf auf eine Bank aufgeschlagen. Jedenfalls …«, wandte er sich an Mom und mich, »… ist sie nicht nach Hause gekommen. Als es halb eins wurde, habe ich bei den Rankins angerufen. Jeff sagte, er habe Helen gegen elf in ein Taxi gesetzt und ihr Geld für die Fahrt gegeben. Sie hätte also spätestens um halb zwölf zu Hause sein müssen.«
    Â»Oh, das tut mir ja so leid«, sagte Mom leise. »Was müssen Sie durchgemacht haben.«
    Â»Wir haben selbstverständlich die Polizei angerufen«, sagte Mr Tuttle. »Sie kamen zu uns nach Hause und haben sich eine Beschreibung von Helen geben lassen und so weiter. Dann haben sie ein Boot der Küstenwache losgeschickt, um Jeff zu holen. Das hat alles so lange gedauert. Sie schienen nicht mal besorgt zu sein. Einer der Polizisten hatte sogar den Nerv zu unterstellen, dass Helen weggelaufen war. ›Sie ist in diesem Alter‹, sagte er. ›Wir haben immerzu mit solchen Anzeigen zu tun. Normalerweise stellt sich dann heraus, dass das Mädchen Streit mit ihren Eltern oder ihrem Freund hatte und alle nur ein wenig erschrecken wollte.‹«
    Â»Wenn es das doch nur gewesen wäre«, warf Mrs Tuttle ein, »aber wir wussten ja, dass es nicht so sein konnte. Helen würde uns so etwas niemals antun. Und dieser Junge ist nicht ihr Freund.«
    Â»Sie waren noch dabei, Jeff zu befragen, als sich einer ihrer Einsatzwagen per Funk meldete«, fuhr Mr Tuttle fort, als wäre er nicht unterbrochen worden. »Irgendein Mann, ein Koch aus einem Café in unserer Nachbarschaft, hatte Helen gefunden. Er sagte, er sei fast über sie gefallen. Sie lag bewusstlos im Gras und ihre Beine ragten auf den Pfad hinaus. Dort hatte sie die ganze Nacht in der Kälte gelegen.«
    Er holte tief Luft, seine Frau berührte seine Hand. Jetzt war sie es, die versuchte, Trost zu spenden.
    Â»Sie wird wieder gesund«, sagte sie. »Das müssen wir einfach glauben. Gott hätte sie nicht bis jetzt durchkommen lassen, um sie uns dann wieder wegzunehmen.«
    Einen Moment lang

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