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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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vereinbart, einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen.« Ich versuchte, meinen Ärger nicht zu zeigen, weil sie recht hatte. » Und übrigens kannst du morgen die Computersuche übernehmen«, fuhr Sally fort, um sich ihren Vorteil zu sichern. » Ich habe es satt, alles allein zu tun.« Diesmal hörte ich sie laut und deutlich.
    Sally hatte schon wieder recht. Wie Phoebe hatte ich irgendwie erwartet, ein Hund würde auf magische Weise auftauchen. Es war Zeit, mich mehr reinzuknien, auch wenn dies für mich mit mehr Anspannung und Dramatik verbunden war. Zwei Tage später fand ich auf der Internetseite von Redwood City einen Boston Terrier und einen Schnauzermischling. Wir riefen Phoebe bei einer Freundin an, die sie gerade besuchte, um sie dann eine halbe Stunde später dort abzuholen. Als wir das Tierheim erreichten, waren beide Hunde fort. Dennoch ging ich noch einmal an den Käfigen entlang. Dies war der Moment, in dem ich Ecstasy erblickte. Ich war sicher, dass unsere Suche angesichts dieser Corgi-Beagle-Mischung ein Ende hatte. Phoebe und das Schicksal führten jedoch anderes im Schilde.
    Eine Woche später übernahm Sally wieder die Suche, nachdem sie meine Verwünschungen des Computers, der keinen passenden Hund mehr ausspuckte, nicht mehr hören wollte. Das Haus wurde schlagartig ruhiger. Wie mehr als nur ein paar Freunde bemerkt hatten, kommt meine Frau dank ihrer geduldigen und besänftigenden Art in Bezug auf mich einem biochemischen Gegenpol sehr nah. Sally kann eine Stunde und länger mit einer Aufgabe verbringen– Zeitungen sortieren, Hemden bügeln oder Hundeseiten durchblättern–, ohne viel reden zu müssen. Wenn sie dabei etwas zu sagen hat, verdient es meistens Aufmerksamkeit. Selbst ein gemurmeltes » der ginge« zu einem Hund auf dem Bildschirm veranlasste mich, über ihre Schulter zu spähen.
    » Was hältst du von dem hier?«, rief sie an einem heißen Septembernachmittag, kurz nachdem die Schule nach den Sommerferien wieder begonnen hatte. Ich erhob mich von meinem Schreibtisch und trat zu ihr, als sie auf der uns schon bekannten Seite von Redwood City mit der Maus ein Vorschaubild öffnete. Ein Knäuel mattweißes Fell, zwei dunkle Augen und eine für dieses Terriergesicht viel zu große Knollennase ploppten auf. Der Hund blickte uns mit vorgerecktem Kopf an, als wäre er gerade in Alarmbereitschaft versetzt worden und wollte gleich aus dem Bildschirm springen.
    » Wo sind seine Ohren?«
    » Da.« Sally fuhr mit dem Mauszeiger über seinen wirren Kopf. » Glaube ich jedenfalls.«
    Sein Fell war wie ein Mandala um sein Gesicht gedreht, an den Seiten hingen Zotteln wie beim Schaf, auf seinem wuscheligen Haupt standen einzelne Strähnen ab und verdeckten seine Ohren, und über den Augen hing jeweils eine Franse. Das struppige Fell unter seinem Kinn sah aus wie der schlecht geschnittene Ziegenbart eines Beatniks der 50 er-Jahre.
    » Er ist ein Jahr alt und stubenrein«, las Sally aus dem Text unter dem Bild vor. » Er wiegt sechs Kilo, und die Fotos von ihm sind aktuell. Er heißt Gandalf und sucht ein gutes Zuhause mit Kindern.«
    » Braucht er mehr als eins?«, fragte ich. » Wir haben nur ein Kind. Ist das nicht der Zauberer aus Der Herr der Ringe?«
    » Was?«
    » Gandalf. Sein Name.«
    » Hör auf, Zeit zu schinden«, drängte Sally. » Wir brauchen endlich einen Hund. Der hier ist doch irgendwie süß. Ein bisschen anders, aber ziemlich hübsch.«
    Ich betrachtete mir das Bild etwas genauer und versuchte mir vorzustellen, dass dies der Hund war, mit dem wir zusammenleben würden, der mit uns spazieren gehen, sich von uns baden lassen (was er offensichtlich bitter nötig hatte) und sich auf Phoebes Schoß zusammenrollen würde. Meine Vorstellungskraft reichte nicht. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob ich mir je richtig vorgestellt hatte, dass unsere Suche ein Ende haben und als Ergebnis ein echter Hund in unser Haus einziehen würde. Also echt.
    » Na gut«, stimmte ich vage zu, spürte aber das Verlangen, das Thema zu wechseln. » Welcher Tag ist heute eigentlich?«
    » Der elfte September 2003 «, antwortete sie. Ein Datum, an das wir uns ohne Probleme erinnern würden.

Fünf
    Vom Geist besessen
    S ally und ich warteten an diesem Donnerstagnachmittag zehn Minuten vor dem letzten Klingeln vor Phoebes Schule. Sobald das erste Kind aus der Tür stürmte, stieg Sally aus, um sich unsere Tochter zu schnappen. Es ist gut, dass man uns in dieser Gegend kennt– Phoebe besuchte diese Schule

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