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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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Chance. Ihre Gedanken waren vollständig auf Hund geeicht, und in ihrem Kopf war kein Platz für ein neues italienisches Wort oder gar einen Satz. » Dann schaffen wir uns tatsächlich einen Hund an?«, wiederholte sie und starrte mich an wie eine Staatsanwältin. » Und keinen Plüschhund oder eine Witzfigur oder so? Wir schaffen uns einen Hund an, wenn wir nach Hause kommen? Wann genau? Ich meine, gleich sofort?«
    So ging es den ganzen Abend, am nächsten Morgen und die nächsten drei Tage weiter, die wir in Venedig verbrachten. Ich bin mir nicht sicher, ob Phoebe mitbekam, dass sie in die Vaporettos ein- und ausstieg, Schoko-Haselnuss-Eis in sich hineinschaufelte oder sich von uns durch Kirchen und Museen schleifen ließ. Ihr Kopf war voller Hunde– ihrem Hund, wirklich und ganz echt ihrer–, sodass die Stadt der Kanäle, die ihr eigentlich hätte den Atem rauben sollen, zu einer verschwommenen Hintergrundkulisse verkam. Wir traten den langen Rückflug nach San Francisco an einem Mittwoch an. Am nächsten Morgen war sie um sieben Uhr auf den Beinen und bereit, mit der Suche zu beginnen.
    » Könntest du uns bitte ein bisschen länger schlafen lassen?«, flehte ich in dem Versuch, meine zeitverschobenen Augenlider zu öffnen, ohne Licht hineinzulassen.
    » Wie viel ist ein bisschen?«, fragte sie naseweis.
    » Ich werde aufstehen«, stöhnte Sally auf ihrer Seite des Bettes. » Ich kann sowieso nicht mehr einschlafen.«
    Als ich nach unten kam, hingen die beiden vor dem Computer und durchforsteten die Hundeadoptionsseiten. Während Phoebe anfangs auf einen Welpen gehofft hatte, hatten wir in einer Marathonsitzung im Flugzeug einstimmig beschlossen, einen Hund aus dem Tierheim zu nehmen. Phoebe, eine erklärte Verfechterin von Tierschutzrechten, war von Grund auf davon überzeugt, sie würde einen Hund retten, der ansonsten dem Untergang geweiht war. Hoch über dem Atlantik hatten wir uns gegenseitig versichert, wie aufregend und spaßig die Sache werden würde. All die ungewollten Hunde da draußen, die darauf warteten, von uns gewollt zu werden. All die Rassen und die unermessliche Auswahl. Wir würden den besten, liebenswürdigsten Hund aussuchen, den wir finden konnten.
    Von Anfang an waren wir überwältigt. Dutzende Internetseiten zeigten Bilder von hübschen über sonderbar aussehenden zu absolut bedrohlichen Hunden. Daneben führten sie auf, wie man einen Besuchstermin vereinbarte und wie das Adoptionsverfahren ablief. Telefonanrufe in diese Tierheime in der Bay Area und manchmal auch weiter entfernt in Meterey, Sacramento und Redding führten fast immer zu einer Bandansage. Manchmal konnten wir eine wehmütig klingende Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, doch nur wenige Tierheime riefen zurück. Wenn sie es taten, waren die Hunde, die unser Interesse geweckt hatten, bereits weg. Hatten diese Hunde überhaupt zur Verfügung gestanden? Vielleicht hatten die Bilder nur als Köder gedient. Die Tierheime lockten die Interessenten, vertrösteten sie und machten sie mürbe, damit sie ihnen die schäbigsten Hunde andrehen konnten, die niemand mehr haben wollte.
    Frustriert von unserer Cyber-Suche, begannen wir, Tierheime, Hundemessen und besondere Veranstaltungen abzuklappern. Der Tierschutzverein war ein erster Anlaufpunkt. Dort begutachteten wir in einer hübsch zurechtgemachten Einrichtung eine beachtliche Sammlung von Pitbulls. Vielleicht waren an jenem Tag noch andere Rassen im Angebot. Vielleicht waren unsere Erfahrungen alles andere als repräsentativ für den Charme und die schmeichelnden Eigenschaften, die Pitbulls an den Tag legen können. Doch ich erinnere mich nur daran, einen Flur wie in einem Horrorfilm entlanggegangen zu sein, in dem uns ein stämmiger, stumpfnasiger Hund nach dem anderen gequält anblickte. Andere bellten und jaulten, als sie uns sahen. Wieder andere verschmierten mit ihren Mäulern und Zungen die Glasfenster. Einige wenige fletschten ihre Zähne und knurrten. Einer marschierte in seinem Zwinger auf und ab. Ihn störte es offenbar nicht, beobachtet zu werden.
    Weder Sally noch Phoebe oder ich sagten viel, als wir unsere Runde drehten. Auf dem Weg nach draußen fragte uns unser Begleiter, ob wir etwas Passendes gesehen hätten. Es war Phoebe, die sich zu meiner Überraschung zu Wort meldete. » Heute nicht«, sagte sie. » Aber wir schauen noch mal vorbei.«
    Das taten wir dann auch ein paar Tage später. Auf wundersame Weise war die adoptierbare

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