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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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ich zu Sally und deutete über den Flur. » Wir versuchen, ihn in die Enge zu treiben.« Das bedeutete, dass ich über eines der Gitter steigen musste, um ins Esszimmer zu gelangen, und von dort über das nächste in die Küche. Diese Vorgehensweise erwies sich mit Bademantel als komplizierter als vorher in meiner Unterhose. Das Überraschungsmoment, als ich hinter dem ersten Gitter in eine weitere Pfütze trat, bewahrte mich davor zu stolpern.
    » Ich habe ihn«, rief Sally.
    » Hat er da drin auch hingepinkelt?«, rief ich ihr zu. Als sie das Küchenlicht einschaltete, bemerkte ich das Ausmaß des Schadens. Die Box sah aus, als hätte sie jemand mit einem riesigen Dosenöffner geknackt. Ich zog das Dach ein Stück ab, um hineinzuschauen. Como hatte sich durch die dicken Plastikscharniere gebissen, was vermeintlich das Mahlgeräusch verursacht hatte. Die blaue Decke war zu einem Haufen faseriger, wirrer Streifen zerfetzt. Ein mechanischer Schredder hätte kein gründlicheres Ergebnis liefern können. Verblüfft versuchte ich das Unbegreifliche zu begreifen: Wir lebten mit einem Außerirdischen zusammen.
    » Ja, er hat gepinkelt«, antwortete Sally. » Was machst du da drin? Ich kann ihn nicht festhalten und gleichzeitig putzen.«
    Ich ging zum zweiten Gitter an der Küchentür und berichtete, was ich vorgefunden hatte. Sally hielt Como auf dem Arm. So, wie er seinen Kopf abgewendet hatte, um hinter ihr aus dem Fenster blicken zu können, sah er aus wie ein alter, verstaubter Muff aus einem Kostümladen. Der Himmel hinter ihnen begann schon im ersten rosa Tageslicht zu schimmern. In den nächsten zwanzig Minuten suchten wir die Stellen ab, die Como gekennzeichnet hatte– Teppiche, Läufer und Holzdielen. Es gab eine ganze Menge dieser Flecken. Der Hund ließ sich immer noch von Sally tragen, als wir schließlich nach oben gingen.
    » Irgendwelche Vorschläge?«, fragte mich meine Frau.
    Ich hatte keine mehr. Sie setzte den Hund auf dem Boden unseres Schlafzimmers ab, um zu sehen, was passierte. Nach einer kurzen Erkundungstour wählte er einen Platz in der Nähe des Bettes auf Sallys Seite und ließ sich, den Kopf zwischen den Vorderpfoten, auf den Boden plumpsen. Wir hatten alle drei eine anstrengende Nacht hinter uns. Sally und ich krochen wieder unter das Laken und versuchten, den Sonnenaufgang zu ignorieren. Als ich irgendwann meine Augen aufschlug, blickte ich genau in die von Sally, die sich zusammenzogen und in dem grauen Morgenlicht funkelten.
    » Entweder er oder wir«, sagte sie ruhig. » Ich glaube, wir müssen ihn töten.«
    » Du hast völlig recht. Wie werden wir es anstellen?«
    » Tabletten«, antwortete sie. » Sein Futter vergiften.«
    » Gas«, schlug ich vor. » Oder Steine in einen Leinenbeutel und ab in einen Teich. So hat mein Onkel überflüssige junge Katzen entsorgt.«
    » Grausam«, stellte Sally fest.
    » Stimmt«, pflichtete ich ihr bei. » Aber effektiv.«
    Marlene Dietrich und Groucho Marx hätten die Szene nicht besser spielen können– halb anspruchsvolles Melodrama, halb absurde Komödie. Sally tätschelte meine Wange. Ich erwiderte ihre Geste und kratzte sie hinter dem Ohr. Das Gefühl, wachzuliegen und ein bisschen gaga im Kopf zu sein, war uns vertraut. Wir kannten es noch aus den Zeiten, als unsere Tochter nachts um drei Uhr gestillt, gewickelt oder getröstet werden musste. So hatten wir diese Nächte überstanden, waren dem Elend mit schwarzem Humor begegnet, wenn wir uns aus dem Bett schleppten. Mit etwas Glück würden wir auch die Überraschungen überstehen, die Como für uns parat hatte.
    » Ich liebe dich, mein kleiner Pfaffe«, sagte Sally.
    » Hä, komme ich dir jetzt schon wie ein sturer Prediger vor?«
    » Affe«, stellte Sally klar. » Ich habe › Affe ‹ gesagt. › Ich liebe dich, mein kleiner Affe. ‹ «
    » Ich liebe dich auch«, erwiderte ich und rutschte auf meine Seite des Bettes. » Liebe ist eine gute Sache. Wir werden viel davon brauchen.« Erschöpft schliefen wir schließlich ein.
    Unsere Sorge wegen Phoebes nächstem Schultag war unbegründet. Ein paar Stunden später, als ihr Wecker anfing zu piepsen, wachte sie erholt und aufgeregt wegen ihres ersten vollständigen Tages mit einem Hund im Haus auf.

Sieben
    Rücktrittsklausel
    Z unächst war es nicht ersichtlich. Weil Como mit seinem chaotischen Verhalten so fordernd war, kam uns nicht in den Sinn, dass er so etwas wie geschlechtsbezogene Vorurteile hegte. Falls er seine Abneigung allen Männern

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