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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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verloren wir bereits eine Schlacht, auf die wir uns noch gar nicht richtig eingelassen hatten.
    Aber es ließ sich auch kaum etwas gegen die Sichtweise des Geschäftsführers einwenden, der Como durchaus als boxenresistent einstufte. Schließlich war er kein beeinflussbarer, gefügiger Welpe mehr, sondern ein einjähriger Hund, der offenbar seine Erfahrungen auf der Straße gemacht hatte und über im Einsatz gehärtete Zähne verfügte. Und es war ja nicht so, als könnte ich selbst mit wahnsinnig guten Ideen auftrumpfen. Wieder einmal spürte ich in dem Kundengeplapper, der leisen Musik, dem Sittichgeschnatter und dem gelegentlichen Kreischen eines Unzertrennlichen, wie die Wände um uns herum näher rückten. Was, um alles auf der Welt, hatten wir uns angetan?
    » Lass uns von hier verschwinden«, schlug ich vor. » Wir müssen ohnehin bald Phoebe abholen.« Ich griff zu den Überbleibseln unserer nutzlosen Box, für die wir eindeutig keine Rückerstattung der Kosten erhalten würden, und ging Sally zum Wagen voraus.
    Auf der Fahrt zurück durch die Stadt zur Schule unserer Tochter beschlossen wir, Phoebe zu erlauben, Como heute Nacht in ihrem Zimmer schlafen zu lassen, allerdings nur versuchsweise. Wir beide taten, als wäre es besser, den Hund im ruhigeren Hinterzimmer zu testen, weitab vom Straßenlärm in unserem Schlafzimmer. Und wir wussten, Phoebe würde ganz außer sich sein. Nur widerwillig hatte sie akzeptiert, dass Como unten im » Gefängnis« bleiben musste. » Hunde sollten nicht in Kisten leben«, wie sie es ausgedrückt hatte. Von allen unausgesprochen blieb die Annahme, dass sich Como leichter beruhigen würde, wenn in dem Zimmer kein anderes Männchen, sprich ich, anwesend sein würde.
    Phoebe war enttäuscht, dass wir ihren neuen Schatz nicht mitgebracht hatten, damit sie ihn auf dem Schulhof herumzeigen konnte. » Eins nach dem anderen«, sagte ich. » Außerdem glaube ich nicht, dass er hier gut zurechtkäme.« Kinder rannten um uns herum, schrien und jagten einander hinterher und sprangen von den Bänken. Die Hunde, die von ihren jungen Herrchen und Frauchen zu den Freitagnachmittagstreffen mitgebracht worden waren, schienen sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Ich erkannte Spencer, Lauries ungestümen Airedale, der an der Leine in Richtung einer Gruppe Drittklässler zerrte. Und auch Oscar war da, Tobias’ voll ausgewachsener Dackel, der an dem Tag, als er seinen ersten Auftritt hier hatte, zwischen mir und Phoebe zu einer Eiseskälte geführt hatte. All dies sah so lebhaft, so normal aus– und schien für den Hund, den wir adoptiert hatten, undenkbar zu sein.
    Phoebe tat ihre Enttäuschung über Comos Abwesenheit mit einem leichten Schulterzucken ab und eilte zum Wagen. Sie wollte unbedingt nach Hause. Sie und Sally besprachen logistische Probleme, wovon ich während des Fahrens nur wenig mitbekam. Sie beschlossen, aus alten Decken und Handtüchern ein Schlafnest für Como zu bauen. » Hunde mögen den Geruch alter Sachen«, erklärte Phoebe. » Für sie schafft das eine behagliche Atmosphäre.« Mit ihrem anscheinend umfassenden Wissen über Hundeverhalten wirkte sie selbstsicher, aber auch einschüchternd. Woher wusste sie so viel?
    Als wir in die Einfahrt bogen, ermahnte ich die beiden, Vorsicht walten zu lassen, wenn wir das Haus betraten. » Lass Mommy oder mich zuerst hineingehen«, sagte ich. » Vielleicht wartet er an der Tür, um rauszuflitzen. Das wär’s dann.« Ich wollte, dass sie verstand, dass Fluchtgefahr bestand. Phoebe nahm ihren Rucksack aus dem Kofferraum und rannte die Treppe hinauf. Sally schloss die Tür auf, woraufhin die beiden begeistert das Haus stürmten. Sie leinten Como bereits an, als ich hereinkam.
    » Wir gehen mit ihm spazieren«, säuselte Phoebe. Sie und der Hund tanzten im Flur an mir vorbei.
    » Gleich wieder da«, stimmte Sally ein und folgte ihr auf dem Fuße.
    Allein im Haus, nutzte ich die Gelegenheit, unsere missglückten Barrieren einzureißen. Die Gitter und Kartons verstaute ich wieder in der Garage, dann zupfte ich das blaue Klebeband und die geschredderte Plastikplane vom Boden ab, knüllte sie zu einem großen Ball zusammen und stopfte sie in den Mülleimer. Sally, Phoebe und Como kehrten keuchend zurück, nachdem sie um die Baseball-Felder im Golden Gate Park getobt waren. Das Esszimmer war wieder ein Esszimmer und zeigte keine Anzeichen mehr unseres Versuchs, den Hund hier einzukerkern. In einem Boxkampf hätten die Ringrichter die

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