Komm zurueck, Como
zu Ende, eine unfertige Arbeit, deren Abschluss sich noch nicht abzeichnete.
» Ich habe schon mein ganzes Leben lang Hunde und arbeite beruflich seit zweiundzwanzig Jahren mit ihnen zusammen«, erzählte Sarah am Ende der vorletzten Stunde. » Man glaubt, man weiß eine Menge über sie, und dann passiert etwas, was einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Aber das ist das Tolle an Hunden. Man weiß nie hundertprozentig, was in ihren Köpfen vor sich geht. Man weiß eigentlich nie, was einen erwartet.«
Elf
Ein Leben in Gesellschaft
C omo wies in der Hundeschule des Tierschutzvereins keine Fehlzeiten auf und erhielt eine Bescheinigung, auf der ihm für die erfolgreiche Teilnahme an der Grundausbildung gratuliert wurde. Er hatte zwar nicht mit Auszeichnung abgeschlossen – sein Zeugnis wurde mit dem Vorschlag überreicht, ihn im Folgekurs mit dem Titel » Verhalten im Alltag« anzumelden –, hatte aber ein paar sinnvolle Befehle begriffen. Am bemerkenswertesten war, dass er auf Befehl stehen blieb.
Phoebe erwies sich als besonders geschickt darin, ihn auf der Stelle erstarren zu lassen. Am stolzesten war sie in der Hundeschule, als sie sich an die eine Seite des leeren Unterrichtsraums zurückzog, während er auf der gegenüberliegenden Seite stehen bleiben und auf ihren Befehl » komm« warten musste.
Dieses Schauspiel beobachtete ich mit einer Mischung aus Bewunderung und nervöser Sorge. Ich war stolz auf Phoebe, die mit Como die Übungen vor den anderen Teilnehmern aufführte, und froh, dass alles so gut klappte. Aber ich fühlte mich nicht wohl, Como in einem so großen, offenen Bereich ohne Leine zu sehen. Ständig behielt ich die beiden Türen im Blick, die immer wieder geöffnet wurden, weil die anderen Teilnehmer mit ihren Hunden hereinkamen oder hinausgingen. Eine Kleinigkeit hätte genügt, um Como zu erschrecken, dann wäre er durch die Tür geschossen wie ein geölter Blitz. Die Vorstellung, ihm in der Dunkelheit durch die fremden Straßen des Mission Districts hinterherzujagen, war unerträglich.
So froh, wie wir auch waren, ihn heil durch die Hundeschule bugsiert zu haben, nagte sein Triumph, allein sitzen geblieben zu sein, auch ein bisschen an mir. » Er hat ein perfektes Bild abgegeben«, erzählte ich Sally nach seiner hervorragenden Leistung. » Como ganz allein. Ist dir bewusst, dass er kaum was mit den anderen Hunden zu tun hat? Selbst dieser verrückte King-Charles-Spaniel mischt sich ansatzweise unter die anderen. Und dieser Boxer ist mit allen befreundet, außer mit Como.«
» Ja und?«, fragte sie. » Machst du dir um sein Sozialleben Sorgen?«
» Ja«, gab ich zu, » er muss mit anderen Hunden auskommen.«
Sally winkte ab und erinnerte mich an Lizzys Besuche. Sie war die quirlige, energiegeladene Zwergpudeldame, die Phoebes Freundin Marlena und ihren Eltern gehörte. Lizzy war so klein, dass sie in eine Handtasche passte, weswegen sie überallhin mitgenommen werden konnte. Wenn sie zum Abendessen kamen oder nach einem Fußballspiel noch kurz vorbeischauten, wurde Lizzy auf den Boden gesetzt, wo sie sich mit Como im gleichen Moment ein Wettrennen durchs Haus lieferte. Es war ein herrliches Schauspiel, wie es sich ein verrückter Choreograph oder ein Filmemacher einfallen lassen könnte.
Seite an Seite rannten die beiden Hunde im Erdgeschoss im Kreis, umrundeten den Kochblock in der Küche, sprangen über die Teppiche zwischen Ess- und Wohnzimmer und rannten nach oben. Es war weniger eine Jagd als vielmehr simultane Sportübungen, die durch den Kontrast zwischen Lizzys schwarzen Locken und Comos zotteligem, gebrochen weißem Fell noch eindrucksvoller wurden. Sie sprangen und umrundeten die Ecken gleichzeitig, nahmen die Haarnadelkurve am Fuß der Treppe und tauchten von oben gleichzeitig wieder auf, als wären sie miteinander verschraubt. Schließlich brachen sie keuchend neben dem Kamin zusammen und registrierten gelassen und zufrieden die Freude der Zuschauer.
All das war Lizzy gewohnt. Sie hielt sich regelmäßig in Parks auf, wo sie eifrig mit Hunden umhertanzte, die fünf Mal größer waren als sie. Gleichgültigkeit und Feindseligkeit ließ sie an sich abprallen und forderte einfach den Nächsten zum Spiel auf. Como dagegen war eine unvergleichliche Niete im Umgang mit anderen Hunden. Diejenigen, die ihn nicht erschreckten und keine Fluchtmechanismen in ihm auslösten, fertigte er kurz ab oder nahm sie kaum wahr. Es war peinlich, einem uns bekannten oder auch fremden
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