Komm zurueck, Como
Außer auf die Besuche von Lizzy, die wahrscheinlich seine beste und vielleicht einzig wahre Hundefreundin war, schien er sich zu freuen, wenn das Mutter-und-Sohn-Gespann von nebenan vorbeikam, Jessie und Riley, die beiden Welsh-Springer-Spaniel. Schon damals, vor der Ära Como, hatten sie das Haus mit einer unbändigen Energie erfüllt. Jetzt wirkten sie im Vergleich zu unserem kleinen, kompakten Terrier riesig, doch sie nutzten ihre Größe nicht, um ihn einzuschüchtern. Sie begrüßten Como mit wedelnden Schwänzen und zuckenden Schnauzen, bevor sie auf der Suche nach etwas Fressbarem oder einem Abenteuer durchs Haus stürmten. Como ließ sich wie ein ehrfürchtiger jüngerer Cousin mitziehen, neugierig, welche Dummheiten Jessie und Riley als Nächstes anstellen würden. Manchmal hörte ich oben leises Scharren, oder es wurde etwas umgestoßen, woraufhin fern des Tatorts ein rascher Kampf ausgetragen wurde.
» Was ist passiert, Phoebe?«, riefen Sally oder ich. » Alles in Ordnung da oben?«
» Ja, alles in Ordnung.«
Es war immer alles in Ordnung. In den Augen unserer Tochter traf Hunde nie eine Schuld. Sie brachten nur Freude und Zufriedenheit in die Welt. Im Falle von Riley, den ich mittlerweile von seiner stärker gemusterten Mutter unterscheiden konnte, stimmte ich zu. Seine träge, einfältige Art hatte etwas Unwiderstehliches für mich. Einen Hund wie ihn zu haben wäre so einfach gewesen. Ihm bräuchte man nur Futter und Wasser hinzustellen, den Pestosalat außer Reichweite aufzubewahren und ein paar Mal am Tag mit ihm Gassi zu gehen. Im Gegenzug dazu erhielt man die Zuneigung und Unterwürfigkeit eines Tieres, das sein Leben allein nach seinem Appetit ausrichtete. Como war im Vergleich dazu ein schwieriges psychologisches Rätsel, ein wirres Puzzle aus Phobien, Impulsen, plötzlichen Anfällen, Phasen, in denen er umgänglich war, und dem Trieb, alle ihm gesetzten Grenzen zu überwinden und abzuhauen.
Eines Morgens, als uns die Nachbarshunde einen Besuch abstatteten, kam Phoebe aus ihrem Zimmer herunter, während ich mit Riley kämpfte. Der Hund war so groß und kräftig, dass ich beide Arme um seinen Hals legen, ihn hin und her zerren und die Pfoten unter ihm fortstoßen konnte, sodass er auf den Boden knallte. Riley sprang dann sofort wieder auf, weil er noch nicht genug hatte. Phoebe beobachtete mich eine Weile von der Tür aus.
» Daddy, magst du Riley mehr als Como?«, fragte sie.
Ich ließ Riley los und erhob mich. » Nein, natürlich nicht, Schatz«, antwortete ich. » Wie kommst du darauf?«
» Na ja, du spielst mehr mit ihm als mit Como.«
» Como mag doch gar nicht mit mir raufen«, erwiderte ich. » Ich albere mit dem Kerl hier doch nur ein bisschen herum.« Riley blickte, einen silbernen Speichelfaden an seinen Lefzen, erwartungsvoll zu mir auf.
Ich überlegte, das Thema zu wechseln, beschloss aber, dass dies einer jener Momente war, den Eltern nicht verstreichen lassen sollten. » Setz dich kurz hin, Skidge«, forderte ich sie auf. Sie hockte sich unverbindlich auf die Armlehne des Sofas. Riley legte sich auf den Teppich, um ebenfalls meinen Worten zu lauschen.
In dem Versuch, die Sache nicht zu übertreiben, erzählte ich Phoebe, wie schwer es manchmal für mich sei, wenn Como Abstand zu mir hielt. Ich erinnerte sie daran, dass das Tierheim vermutete, Como wäre eventuell von einem oder mehreren Männern schlecht behandelt und vielleicht sogar geschlagen worden. » Das heißt aber nicht, dass ich ihn nicht mag und nicht möchte, dass er mich mag. Ich weiß, er mag dich und Mami. Bei mir braucht er vielleicht etwas länger. Aber wir haben doch schon große Fortschritte gemacht. Er geht doch jetzt ohne weiteres mit mir spazieren.«
Phoebe schwieg eine Weile, bevor sie antwortete: » Ich hoffe, du versuchst es wirklich. Ich schaue lieber nach, was Como und Jessie anstellen. Ich fürchte, sie haben meine Beanie Babies entdeckt.«
Unsere Tochter war kein sorgloses, hundenärrisches Kind mehr, das als Vegetarierin aufwachsen und ihr gesamtes Leben der Pflege bewundernswerter, kleiner Welpen widmen wollte. Sie hatte andere Interessen: Lesen, Klavierspielen, Fußball. Sie kam in der Schule gut zurecht, mochte aber auch einkaufen und mit ihren Freundinnen telefonieren, E-Mails schreiben oder chatten. Wenn sie sich zu einem ihrer Siebtklässler-Tanzveranstaltungen anzog, ihr Haar zusammenband und einen leicht glänzenden rosa Lippenstift auftrug, schien sie sich ins Teenageralter und noch
Weitere Kostenlose Bücher