Komm zurueck, Como
intensives Gespräch über einen Rapper vertieft waren, selbst normalerweise Unheil verkündende Männer, die mit in die Tasche gerammten Fäusten über die Lawton Street marschierten oder einem Bus hinterherrannten, weckten sein Interesse. Hoffnungsvoll mit dem Schwanz wedelnd, die Ohren gespitzt, um ein freundliches Wort aufzuschnappen, lief er auf dem Bürgersteig in ihre Richtung.
Viele Menschen gingen vorbei, ohne Como zu beachten oder seine Begrüßung zu erwidern. Andere blieben stehen, bückten sich und hielten ihre Hand zum Schnüffeln hin. Mütter fragten, ob es in Ordnung sei, wenn ihre Kinder ihn streichelten. » Ach, der beißt nicht«, beruhigte ich sie. » Er ist sehr freundlich.« Ich stand dann daneben, ein schwaches Lächeln in mein Gesicht gemeißelt, während Como mit völlig Fremden einen auf dicke Freundschaft machte. Ich wusste, ich war griesgrämig und kleinlich, doch ich konnte meinen Ärger nicht ganz unterdrücken. Wie kam es, dass die vorbeiziehende Menschenmenge auf der Straße, Männer gleichermaßen wie Frauen, besser von Como behandelt wurde als ich? Könnte es wirklich sein, dass er, wie es schien, viel lieber mit einem x-beliebigen Menschen nach Hause gehen würde als mit mir? An keinem anderen Ort kann ein Mensch mehr entehrt werden als in seinem eigenen Zuhause, dachte ich mit gallenbitterem Geschmack im Mund. Como verwandelte mich in einen grüblerischen Feld-Wald-und-Wiesen-Philosophen.
Ein Paar, das zu einem längeren Gespräch stehen blieb, wollte wissen, zu welcher Rasse Como gehörte, was wir ihm fütterten und wie oft wir am Tag mit ihm rausgehen mussten. Die beiden überlegten, sich einen Hund anzuschaffen, und wollten so viel in Erfahrung bringen wie möglich.
» Tun Sie es nicht«, platzte es aus mir heraus. Die Frau blickte mich verblüfft an, senkte den Blick zu Como und trat einen Schritt zurück. Ich sah ihr an, dass sie überlegte, ob ich durchgeknallt war.
» Was meinen Sie damit?«, fragte mich ihr hartnäckigerer Partner.
» Ach, das habe ich nicht so gemeint«, wehrte ich ab, ohne auf die näheren Hintergründe einzugehen. Como war ein hübscher Hund mit einem gewinnenden Wesen. Er hatte das Paar veranlasst, stehen zu bleiben und sich zu unterhalten. Mehr nicht. Es gab keinen Grund, ihr sonniges Leben zu verfinstern. » Sie werden es ganz toll machen«, sagte ich. » Sie werden einen tollen Hund finden und eine tolle Zeit mit ihm haben. Sie werden ein tolles Leben haben. Hunde sind echt was Tolles.« Jetzt nahm der Mann seine Freundin an der Hand und zog sie fort. Sie hatten mehr, aber auch weniger von mir erfahren, als sie gehofft hatten. Ich benahm mich echt wie ein toller Spinner.
Wenn wir anderen Hunden begegneten, verfügte Como über eine gleichermaßen unvorhersehbare Bandbreite an Reaktionen. Manchmal schlich er vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, andere Male duckte er sich, den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, und nutzte mich als Schutzschild. Wenn er sich entschied, sich einem anderen Hund Schnauze an Schnauze oder Schnauze an Schwanz anzunähern, war ich immer nervös, wie die Sache ausgehen würde.
Laut Expertenmeinung sendete ich damit genau die falsche Botschaft. Weil Hunde sehr feinfühlig sind, spüren sie die Nervosität des anderen, den Druck am anderen Ende der Leine, die leiseste Anspannung in der Stimme. All das war mir bewusst, doch ich konnte nicht verhindern, dass ich diese Signale meiner Unsicherheit aussandte. Ich wusste nie, ob Como in Panik geriet und sich die beiden Leinen hoffnungslos verhedderten, ob er in seiner hinterhältigen Weise aggressiv wurde oder einen seiner seltenen, aber bedrohlichen Knurrlaute ausstieß und sich vom Acker machte. Deswegen hielt ich ihn lieber auf Abstand zu anderen Hunden, auch wenn dies hieß, die Straßenseite zu wechseln und so zu tun, als kümmerten mich der sich nähernde Hund und sein Besitzer nicht. In diesen Momenten fuhr Como alle Antennen aus. Während er mit mir in die eine Richtung ging, drehte er den Kopf nach hinten, um den anderen Hund im Blick zu behalten– und schnurstracks gegen den Bordstein oder einen Briefkasten zu rennen. Einmal knallte er so heftig gegen die Radkappe eines Toyotas, dass seine Hundemarken wie eine Zimbel klimperten. In einem anderen Leben hätte er Stummfilmstar sein können, wo er Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Harold Lloyd in einer Nebenszene die Schau gestohlen hätte.
Gewöhnlich zog ich es vor, dass er sich zu Hause vergnügte.
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