Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
Vom Netzwerk:
geplatzt. Den Rest des Wochenendes behielten wir Como an der Leine.
    Etwa einen Monat später traf uns der nächste nur allzu vertraute Schlag, als Sally gegen Abend vom Einkaufen nach Hause kam. Ich war oben und zog mich fürs Theater um. Als ich nach unten kam, rannte Como zur Tür, die Sally hatte offen stehen lassen, um die Einkaufstüten hereinzubringen.
    » Hey! Pass auf!«, versuchte ich sie zu warnen. Zu spät. Como war bereits bis zum Bürgersteig gerannt. Dieses Theaterstück wollte ich mir nicht mit ansehen, geschweige denn noch einmal darin mitspielen. Vielleicht war es Sallys Fehler, weil sie die Tür nicht zugemacht hatte, doch es war auch gut, dass Sally da war. Mit ihren Überredungskünsten und ein paar Kartoffelchips, die sie aus einer der Einkaufstüten holte, konnte sie Como wieder einfangen.
    » Warte«, schnauzte ich, als sie ihn hereintrug. » Setz ihn ja nicht ab, bevor ich wieder drin bin.« Ich benahm mich wie ein Unteroffizier, der seinen Soldaten Befehle erteilte, und ging hinaus, um die restlichen Einkäufe hereinzuholen. Am Schluss verriegelte ich die Haustür hinter mir.
    » Darf ich ihn jetzt runterlassen, Sir?«, fragte Sally ausdruckslos.
    » Sehr lustig. Die nächste Katastrophe wäre vorprogrammiert gewesen.«
    Sobald sie Como auf den Boden gesetzt hatte, rannte er durchs Wohnzimmer und versteckte sich unter dem Esstisch. Ich folgte ihm, um zu sehen, was ihn so verrückt machte. War er während seiner kurzen Flucht in einen Ast getreten? Durchlebte er ein früheres Fluchttrauma? Was auch immer es war, er legte keinen Wert darauf, dass ich es herausfand. Sobald ich um den Kochblock herum auf den Tisch zukam, rannte er in die entgegengesetzte Richtung und die Treppe hinauf.
    » Mann, das ist ja super!«, stöhnte ich und sank auf die gepolsterte Bank am Küchentisch. » Jetzt fängt alles wieder von vorn an.« Sally räumte die Lebensmittel weg und setzte sich zu mir an den Tisch. Sie stritt nicht mit mir, sondern blickte mich mitfühlend an. Eine Weile blieben wir schweigend sitzen, bis sie wieder aufstehen wollte, um einen Stapel Papiere durchzusehen.
    » Sind die neu?«, fragte sie, den Blick auf den Boden gerichtet.
    » Was?«
    » Deine Schuhe. Hast du die schon einmal angehabt?«
    » Nein, warum?« Beide blickten wir zu den glänzenden, schwarzen Anzugschuhen, die ich vor ein paar Monaten gekauft und bis zu diesem Abend vergessen hatte.
    » Das könnte es sein«, überlegte Sally. » Er hat Angst vor den Schuhen. Sie müssen ihn an etwas erinnern.«
    Da wir seit fast einem Jahr mit Como zusammenlebten, hatte ich keine Probleme damit, ihre Theorie auf die Probe zu stellen. Ich zog meine Schuhe aus und ging hinauf, um den Hund zu suchen. Er lag in Habtachtstellung am Fußende von Phoebes Bett, blieb aber, wo er war, vielleicht, weil ich nur Socken trug. Ich legte mich neben ihn und streichelte ihn.
    » Como, du bist ja so was von bescheuert«, stellte ich fest und drehte ihn auf den Rücken, um seinen Bauch zu kraulen. » Diese Schuhe haben hundertvierzig Dollar gekostet, und wegen dir kann ich sie nur fünf Minuten anziehen. Vielleicht kann ich sie noch umtauschen, wahrscheinlich aber nicht, weil es zu lange her ist.«
    Como liebt es, sich den Bauch kraulen zu lassen, doch aus irgendwelchen Gründen bekommt er, wenn er auf dem Rücken liegt, einen Niesanfall. So auch jetzt. Er drehte sich um und sprang vom Bett. Ich blieb noch einen Moment liegen und betrachtete mir die Unordnung aus herumliegenden Kleidern, Büchern und Papieren in Phoebes Zimmer und bedauerte, hundertvierzig Dollar offenbar zum Fenster hinausgeworfen zu haben. Im Moment konnte es noch niemand wissen, doch schon bald würde diese Summe, die auf Comos Konto ging, eine Kleinigkeit sein im Vergleich zu dem, was uns noch erwartete.

Zwölf
    Der Ausreißer
    D as Klopfen und rhythmische Schlagen begann morgens kurz nach acht. Als die Schlaginstrumente einen Moment nachließen, kam es aber noch schlimmer – ein schrilles Motorengeheul und ein tiefes, mahlendes Grummeln, ein Quietschen, als Latten und Gipskarton von Wandbolzen gerissen wurden, ein heftiger Schlag, als etwas Schweres auf den Boden fiel. Die derben Sprüche von Männern wurden untermalt vom Klirren zerbrechenden Glases und ergänzt von dem aggressiven Geplapper eines Radiosenders.
    Es war der 11 . Januar 2005 . Auf den Tag genau lebte Como sechzehn Monate bei uns. Der Hund und ich hatten uns in mein Arbeitszimmer verschanzt und die Tür fest hinter uns

Weitere Kostenlose Bücher