Komm zurueck, Como
nachzudenken und sich zu beruhigen. Meine Familie könne niemals den Mund halten, hatte sie mehrmals betont. Als wir die Klinik erreichten, parkten wir um die Ecke des Haupteingangs.
Die Dame an der Rezeption telefonierte, als wir auf den Schalter zugingen, einem aufsehenerregenden Holzteil in der Form eines polierten Schiffsrumpfes. Dahinter erhoben sich Regale mit Ordnern vor einer nackten Backsteinwand. Männer und Frauen, die ich für Ärzte, Pfleger oder Tiersanitäter hielt und von denen viele in blaue oder grüne Overalls gekleidet waren, kamen und gingen durch eine Tür, die in den Untersuchungs- und OP-Bereich zu führen schien. Die Mitarbeiter sahen jung und überaus engagiert aus; sie hätten Schauspieler in einer Arztserie im Fernsehen sein können. Die Telefone piepsten. Andere Leute kamen herein und stellten sich mit ihren Hunden und Katzen neben uns. Trotz des regen Treibens hatte dieser offene Bereich, bei dem mit Sicherheit ein Innenarchitekt seine Hand im Spiel gehabt hatte, etwas Besänftigendes.
» Und wessen Familie sind Sie?«, fragte uns die Empfangsdame mit einem herzlichen Lächeln, als sie das Telefonat endlich beendet hatte.
» Comos«, antwortete Phoebe, die die Frage schneller verstanden hatte als ich.
» Ach ja. Er müsste jeden Moment hier eintreffen«, informierte uns die Dame. » Bitte, setzen Sie sich.« Wir ließen uns im Wartebereich auf zwei hübsch gestreifte Sofas nieder.
Ich war etwas überrascht, dass der Krankenwagen nicht vor uns eingetroffen war. Er hatte vor der Tierarztpraxis geparkt, als wir dort vor fast einer Dreiviertelstunde auf dem Weg zu Phoebes Schule vorbeigefahren waren. Eine weitere Viertelstunde verging. Und die nächste. Schließlich fragte ich die Dame am Empfang, ob sie etwas über Como gehört habe. Sie zuckte mitfühlend ihre Schultern und entschuldigte sich, weil sie hinten etwas zu erledigen habe.
Als der Krankenwagen endlich vorfuhr, konnte ich das Geschehen zufällig vom Eingang aus beobachten. Der Fahrer und sein Begleiter ließen sich Zeit, um die Hecktüren zu öffnen und Como auf eine Rolltrage zu legen. Sie polterten durch den Eingang und gingen zum Empfang, wo Papiere hin und her gereicht wurden. Sally und Phoebe ließen Como nicht aus den Augen, der ein Mal seinen Kopf hob und sich umblickte, bevor er von zwei mit Overalls bekleideten Mitarbeitern nach hinten gerollt wurde. Ich drückte mich am Empfang herum, um das Gespräch zu belauschen.
» Wir wären ja schon viel eher da gewesen, wenn wir gewusst hätten, wie man euch findet«, sagte der Fahrer.
» Ja, als wir endlich kapierten, wo’s langgeht, mussten wir auf der Valencia Street verbotenerweise nach links abbiegen, sonst hätten wir noch länger gebraucht«, ergänzte sein Partner. » Wie lautet eigentlich die genaue Adresse?«
Ich zwang mich, der Empfangsdame nicht die Rechnung aus der Hand zu reißen und wegen der Inkompetenz der Fahrer einen Rabatt zu verlangen. Ich sagte mir, als ich mich entfernte, dass wir alles tun mussten, um sicherzustellen, dass Como die bestmögliche Behandlung erhielt. Sich die allmächtigen Mitarbeiter am Empfang zum Feind zu machen, das wäre keine gute Idee. Also setzte ich mich wieder zwischen Phoebe und Sally und wartete.
Der Arzt, der eine Stunde später den Wartebereich betrat, war von beeindruckender Gestalt– groß, kantiges Gesicht und mächtige Statur. Die kurzen Ärmel seines grünen Kittels spannten sich um seine Armmuskeln. Er nannte uns seinen Namen– Dr. Watt– und schüttelte jedem von uns kurz, aber kräftig die Hand. Anschließend fasste er mit breitem australischem Akzent Comos Zustand zusammen und unterbreitete uns seinen Behandlungsvorschlag. Er begann seine Erklärungen mit den guten Nachrichten: Es liege kein Schaden an den Organen und, weil Como seine Beine etwas bewegen konnte, auch kein größerer Schaden an den Nerven vor. Die Beckenbrüche seien ernst, aber behandelbar.
Dann kamen die Einschränkungen: Como war seit dem Unfall offenbar in einem Schockzustand, sodass seine vitalen Lebenszeichen auf ein sehr niedriges Niveau gesunken waren– wahrscheinlich während dieser gemütlichen Krankenwagenfahrt, wütete ich innerlich. Dr. Watt wollte uns indirekt damit sagen, dass Como noch längst nicht über dem Berg war. Dennoch hoffte er, ihn bis zum nächsten Morgen vollständig zu stabilisieren, um ihn dann operieren zu können.
Sally, Phoebe und ich warfen uns rasche, strahlende Blicke zu, bevor wir uns wieder dem Arzt
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