Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
Vom Netzwerk:
Ich hatte Angst davor, was ich zu Manny oder einem seiner Kollegen sagen könnte, wenn sie fragten, was mit dem Hund passiert sei.
    Sally war noch im Krankenhaus, als ich dort aufkreuzte. Sobald wir Como sahen, begannen wir zu kichern. Jetzt, mit der bis auf die graue Haut abgeschorenen hinteren Fellhälfte, während Schwanz und Vorderteil, die unberührt waren, im Vergleich dazu üppig wirkten, sah er völlig ulkig aus. Sally nannte ihn » Frankentier«, Frankensteins monsterhaftes Schoßhündchen. Für mich sah er eher wie ein russischer Graf aus, der sich mitten im Winter nur einen weißen Fuchspelz übergezogen hatte und ansonsten nackt war. Como war ziemlich lebhaft, stellte sich auf seine spindeldürren Hinterbeine und wedelte sogar mit dem Schwanz. Wir sagten uns, wir würden mit ihm, nicht über ihn lachen. Wir mussten wohl nur etwas Spannung abbauen.
    Dr. Watt schlenderte auf uns zu. » Er hat diesen › Nimm mich mit nach Hause ‹ -Blick«, stellte er fest.
    » Wenn wir das nur könnten«, sagte ich. » Aber er scheint für seinen großen Tag morgen bereit zu sein.«
    » Ist er«, bestätigte Dr. Watt. » Das ist er.«
    Wir sahen Dr. Watt an diesem Tag noch einmal, als wir Phoebe zu unserem letzten präoperativen Besuch mitbrachten. Bevor wir zu Como hineingingen, marschierte unser Chirurg mit einem voll ausgewachsenen Dobermann unter dem Arm am Empfang vorbei und zur Tür hinaus. Im Vergleich zu seiner kräftigen Statur wirkte der Dobermann wie ein Mops oder Zwergpudel.
    » Da geht er hin, unser australischer Muskelprotz«, schmachtete Phoebe. Bei diesen Worten brachen Sally und ich zum zweiten Mal an diesem Tag in Lachen aus. Echt ein Megaerfolg.
    Como wiederholte seine Vorstellung vom Nachmittag. Wieder stand er auf und wedelte mit dem Schwanz. Einmal wurde er so munter, dass ich befürchtete, er könnte den Schlauch aus seiner Vorderpfote ziehen, die mittlerweile, passend zu seinen Hinterpfoten, ebenfalls geschoren war. Außerdem winselte er gotterbärmlich, und wir mussten ihm mit der Hand das gekochte Huhn füttern, das wir ihm von Gordo’s mitgebracht hatten. Phoebe kam die meiste Ehre des Fütterns zu. Als jemand, der im Lauf seines Lebens genügend schlechte Schauspieler gesehen hatte, gab ich Como vier Sterne für seine Aufführung. Gut gelaunt gingen wir nach Hause. Diesmal wählte ich eine Route, die uns an großen viktorianischen Häusern, einige davon in leuchtenden Farben, entlang des » Pfannenstiels« vorbeiführte, der zusammen mit dem Golden Gate Park von oben wie eine Pfanne aussah.
    Der Anruf erreichte mich am nächsten Morgen um zehn Uhr. Eine Klinikmitarbeiterin, deren Namen ich nicht verstand und die ich, soweit ich mich erinnerte, auch noch nicht kennengelernt hatte, sagte, die OP sei erneut verschoben worden. » Como hat die Narkose nicht gut vertragen, deswegen hat Dr. Watt beschlossen, nicht weiterzumachen. Er wird sich später noch persönlich bei Ihnen melden und Ihnen alles Weitere erklären. Im Moment führt er eine andere Operation durch, wollte Sie aber wissen lassen, dass es Como gut geht. Como geht es jetzt gut.« Sie erzählte noch einiges mehr, beantwortete die Fragen, die mir spontan einfielen, und legte auf.
    Das wichtigste Wort in dieser kurzen Unterhaltung war » jetzt« gewesen– » Como geht es jetzt gut«. Es dauerte noch eine Weile, bis wir es erfuhren, aber Como war es bis dahin alles andere als gut gegangen. Als am Freitagmorgen unser Hund betäubt wurde und unter Dr. Watts Messer kommen sollte, füllten sich seine Lungen erneut mit Blut. Bis dahin wäre die Operation seiner Hüfte das geringste Problem gewesen. In dem kleinen Operationsraum arbeiteten Dr. Watt und seine Assistenten so rasch und effizient wie möglich, um Comos Lungen zu reinigen. Sie mussten seine Atmung aufrechterhalten, da er in seinem eigenen Blut zu ertrinken drohte.
    Doch je länger die Operation hinausgezögert werde, desto schwieriger werde sie, da sich Comos Muskeln und Nerven nach und nach um das gebrochene Becken spannen und eine Wiederherstellung riskant, wenn nicht unmöglich machen würden. Die Zeit arbeite gegen uns. Jeder Tag sei wichtig.
    Ach was, jeder Tag! Die Zeit wurde bereits in Sekunden gemessen. Comos Lungen waren voller Blut. Er stand genau auf der Kippe, war dem Tod noch nie so nahe gewesen wie jetzt.

Vierzehn
    The Magic Kingdom
    P hoebe überraschte uns, als ich sie an diesem Freitagnachmittag von der Schule abholte: Sie verkündete, sie werde nach Disneyland

Weitere Kostenlose Bücher