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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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sind beide blond.«
    Sie wies mich an, mich zu setzen, während sie zum Empfang ging und Nummer zwei sie zu Como führte. Sie waren eine ganze Weile fort. Weitere Hunde und Katzen und ein Papagei wurden zur Behandlung gebracht. Als Sally wieder herauskam, unterhielt sie sich mit Nummer zwei und nickte. Einmal blickten sie in meine Richtung und lächelten. Ich kam mir wie ein Patient vor, der in selbstgewählter Krankenhauskleidung auf ein Testergebnis wartete. Die Ärztin trat zu mir und blickte mir wie zuvor schon direkt in die Augen.
    » Sie sollten nach Hause gehen«, sagte sie. » Sally kann Sie nach Hause fahren. Como geht es im Moment gut. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Gehen Sie nach Hause und ruhen Sie sich aus.«
    Ich nickte und setzte mich wieder, während die beiden zum Empfang gingen, wo sie wahrscheinlich die Einzelheiten besprachen und den Schreibkram erledigten. Sie sahen wie alte Freundinnen aus, die sich viel zu erzählen hatten. Ich kam mir elend und fantasielos vor, und die Schuld lastete so schwer auf meinen Schultern, dass ich auf die Bauarbeiter nicht wütend sein konnte, von denen einer die Schiebetür nicht geschlossen hatte. Mittlerweile pochte die Wunde in meiner Hand, wurde mir bewusst, und mein Schienbein tat weh.
    Noch eine letzte Sache musste geregelt werden, bevor wir Como der Obhut der Tierärztinnen überließen und nach Hause gingen, um zu entscheiden, was als Nächstes getan werden musste. Um absolut sicher zu sein und um keine Risiken einzugehen, sollten wir, wie Nummer eins sagte, Como mit einem Haustierkrankenwagen quer durch die Stadt in die Tierklinik fahren lassen. Von so einer Sache hatte ich noch nie gehört und fragte, was es koste. Der Betrag, den sie nannte, war nicht erheiternd, aber zum ersten Mal an diesem Tag musste ich lachen.

Dreizehn
    Stadtdurchquerung
    E rst um kurz vor eins verließen wir die Tierarztpraxis. Auf den Bürgersteigen der Ninth Avenue und der Irving Street wimmelte es von Menschen, die auf dem Weg zum Mittagessen waren oder schon gegessen hatten, in der Pause rasch etwas erledigten oder zum Golden Gate Park eilten, um die Sonne in der kristallklaren Januarluft zu genießen.
    Nach dem Drama, das ich am Morgen erlebt hatte, wirkte das geschäftige Treiben auf surreale Weise gewöhnlich, und ich schien getrödelt zu haben, um es auf mich wirken zu lassen. Als ich mich umdrehte, weil ich Sally etwas sagen wollte, war sie bereits gute zehn Meter vor mir.
    » Was, ist es dir peinlich, dich mit mir sehen zu lassen?«, fragte ich, als ich sie an der nächsten Ecke eingeholt hatte.
    Sie blickte auf meine nackten Füße mit den nicht gerade spektakulären Fußnägeln hinab und biss sich an der roten Fußgängerampel auf die Lippen, um ein Lächeln zu unterdrücken. » Hast du zufällig dein Haar gesehen?«, fragte sie zurück.
    Sie fragte mich noch etwas anderes, das zu verstehen ich mir nicht die Mühe machte. Sofern ich noch über ein Quäntchen Stolz und Selbstachtung wegen der morgendlichen Ereignisse verfügt hatte, war dieses längst aufgebraucht. Ich wusste, ich sah lächerlich aus, und spürte es ohne fliehenden oder flach liegenden Hund, der eine Rechtfertigung für meine Frühstücksaufmachung gewesen wäre. Ich spürte auch, dass ich so ungefähr alles falsch gemacht hatte– ich hatte Como aus dem Arbeitszimmer entwischen lassen und dem wendigen Julio nicht die Möglichkeit gegeben, den Hund zu schnappen; den Hund nach Hause zurück und dann in den dichten Verkehr auf der Tenth Avenue und auf die Straße gejagt, als ich nach Hilfe gerufen hatte. Würde Como sterben– und niemand hatte gesagt, er werde überleben–, wäre es mein Fehler.
    » Weißt du«, sagte ich, als die Ampel auf Grün schaltete, » ich würde jetzt wirklich gerne nach Hause fahren.«
    » Ich weiß, Schatz.« Sie drückte meine nicht blutende Hand. » Es muss furchtbar gewesen sein. Ich weiß nicht, ob ich anders gehandelt hätte. Du hast das ganz toll gemacht.« Wir wussten beide, dass das nicht stimmte, doch es war lieb von ihr, das zu sagen. Den Rest des Weges bis zum Wagen hielt sie es solidarisch an meiner Seite aus.
    Die Haustür war wieder eingehängt, und die Arbeiter konnten wir nirgends finden. Sie waren entweder in die Mittagspause gegangen oder versteckten sich nach der Flucht des Hundes. Auf dem Weg nach oben ins nicht demolierte Badezimmer entsorgte ich meinen blutigen, vom Kampf ramponierten Bademantel im Wäschekorb. Als ich aus der Dusche kam,

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