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Komm zurueck, Como

Titel: Komm zurueck, Como Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Winn
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bekommen.
    Gegen acht Uhr gingen Sally, Phoebe und ich hinüber, um von Riley Abschied zu nehmen. Zunächst schien alles wie bei einem normalen Besuch zu sein. Riley und seine Mutter, Jessie, lärmten, als wir klingelten, und begrüßten uns wie sonst auch an der Tür. Doch wie sich gleich darauf zeigte, hatten sich die Spielregeln geändert. Jessie eilte mit über den Boden klappernden Krallen in die Küche, Riley setzte sich schwerfällig hin und sackte in sich zusammen. Phoebe kniete sich zu ihm nieder und legte ihre Arme um seinen Hals.
    » Es ist alles in Ordnung, Riley. Wir sind jetzt hier, mein Junge.«
    Cheryl, die schnell mal einen Witz reißen konnte, blickte mich und Sally an und blinzelte ihre Tränen fort. » Ich hole Pam«, sagte sie und ging nach oben. Sally und ich setzten uns zu Phoebe auf den Boden.
    » Hey, mein kleiner Riley«, säuselte Sally und streichelte seine langen, weichen Ohren. » Na, Junge? Was sagst du, hm?«
    Ich lehnte mit dem Rücken gegen die Eingangstür, um ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden.
    » Riley, mein Freund, das ist aber gar nicht gut, was du da machst.« Er riss seinen Kopf herum, um mich anzuschauen. Geschmeichelt von seiner Anstrengung und seiner Aufmerksamkeit, befiel mich Trauer beim Blick in seine fahlen, braunen Augen. Dass ich für Riley kein besonderer Mensch war, dass ich einfach in seiner unterschiedlosen Liebe für das Universum inbegriffen war, minderte nicht die Freude, die mir seine Gesellschaft über die Jahre hinweg bereitet hatte. Er mochte mich, und das bedingungslos. Er mochte alles und jeden. Und morgen würde er nicht mehr unter uns sein. Wir erhoben uns, als Pam, gefolgt von Cheryl, die Treppe herunterkam.
    » Das ist echt hart«, sagte Sally, die nicht immer eine begabte Gesprächspartnerin ist, aber in Momenten wie diesem genau weiß, was sie sagen muss. » Er hat ein so tolles Wesen.« Wir nahmen uns erst einmal alle in die Arme.
    » Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte Pam, die unermüdlich gute Gastgeberin.
    » Das ist doch selbstverständlich«, versicherte ich ihr, wusste aber nicht, was ich sonst noch sagen sollte. Wir setzten uns um Riley herum auf den Flurboden. Nachdem wir ihn in respektvollem Schweigen gestreichelt und ihn umsorgt hatten, erzählte Pam noch einmal den Krankheitsverlauf des Hundes, während Cheryl hier und da ihre Geschichte taktvoll korrigierte.
    » Das war, bevor man angeboten hat, ihn einer Chemo zu unterziehen«, sagte sie.
    » Ja?«, fragte Pam zurück. Riley wurde kurz vor seinem Ableben ein Teil ihrer und unserer Vergangenheit.
    Und ganz plötzlich schien das Trauerspiel ein Ende zu haben. Jeder von uns konnte Geschichten über Rileys Verrücktheiten erzählen, und jeder wollte der Erste sein. Sally und ich redeten darüber, wie sehr wir es geliebt hatten, wenn Riley und Jessie bei ihren vielen Besuchen durch unser Haus getobt waren. Cheryl erinnerte sich an Riley als achtwöchigen Welpen, der schon damals unverbesserlich gewesen war. Pam zählte einige Hundesitter auf, die Riley mit seiner Kraft aufgearbeitet hatte. Wir erfuhren auch, dass er, ebenso wie Como, mehrmals abgehauen und einmal sogar auf die Straße gerannt war. Selbstverständlich war er unverletzt geblieben. Phoebe erzählte zum ersten Mal unsere Geschichte von dem gestohlenen Pestosalat– » Rileys Pestosalat«, wie sie betonte. » Wir dachten, ihr könntet sauer sein, weil er bei uns so viel gefressen hat«, sagte sie. Pam, die bisher noch nicht geweint hatte, liefen vor Lachen die Tränen übers Gesicht.
    In dem Moment hob Riley den Kopf und schlug ein paar Mal mit dem Schwanz auf den Boden. Pam sog kräftig die Luft ein. » Jetzt schaut ihn euch an.« Neue Tränen liefen über ihr Gesicht. » Zwischendrin ist er immer mal wieder völlig normal, dann denke ich: Wie können wir so was tun? Was tun wir überhaupt?« Cheryl umfasste Pams Schultern und zog sie zu sich heran. Riley ließ den Kopf wieder auf den Boden sinken.
    Wir blieben noch ein paar Minuten, tauschten Anekdoten über Rileys unvergessliche Nummern aus und sprachen darüber, wie dünn und knochig er jetzt war.
    » Es ist Zeit«, sagte Sally.
    Als wir im Flur standen und ich bereits meine Hand auf den Türknauf gelegt hatte, erkundigte sich Cheryl nach Comos Genesung.
    Wieder fand ich keine Worte. Es fühlte sich nicht gut an, Comos Genesung zu feiern, während Riley, mit seinen zehn Jahren noch viel zu jung, von uns ging. Cheryl sah, dass ich nach einer Möglichkeit suchte, die

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