Komm zurueck, Como
musikalische Ebene. Aus Spaß begannen wir, die zweite Silbe zu betonen: » Him-SIE.« Phoebe mit ihren jüngeren, noch unverbrauchteren Ohren verstand den Namen weniger wörtlich als ich. In einer Anwandlung, die ich später als Wendepunkt in der Familienkorrespondenz sah, hinterließ sie mir eines Tages auf dem Küchenschrank eine Nachricht, in der sie mir mitteilte, ob sie am Mittag mit dem Hund spazieren war oder nicht. Sie schrieb den Namen » Him-Z«.
Genau dieser zufällige Durchbruch schien der vorherbestimmte Geniestreich zu sein. Der nächste Schritt war klar, schrie in seiner Logik praktisch schon zum Himmel. Ich konnte nicht abwarten, bis Phoebe von ihrer Freundin Jeanne nach Hause kam.
» Du warst es, Skidge«, rief ich, als sie durch die Tür trat.
» Was? Was habe ich getan?« Als sie nervös die Augen verdrehte, fragte ich mich einen Moment, was sie vor mir verbarg. Doch ich freute mich viel zu sehr, als dass ich ihr etwas übel nehmen konnte.
» Du hast ihn gefunden«, erklärte ich. » Seinen Namen: Z. Der letzte Buchstabe, das letzte Wort im Hundereich. Das ultimative Tier. Z! Z! Der geheimnisvolle, wunderbare Z! Der maskierte Mann! Zorros Zeichen!«
Phoebe warf mir ein zurückhaltendes Lächeln zu. Ja, sie freute sich, dass sie mir eine Freude gemacht hatte, auch wenn sie nicht genau wusste, womit. Vielleicht wusste sie auch gar nicht, wer Zorro war. » Ich gehe erst mal nach oben und räume meine Sachen weg«, sagte sie und kam einige Minuten später mit dem Hund auf dem Arm zurück.
» Z«, sagte ich dankbar. Der Name klang jetzt, da Como bei uns im Zimmer war, sogar noch besser. Er hatte etwas Zenmäßiges, dieser einzelne Buchstabe, auf den er sich unwissentlich hinbewegt hatte. Nach dem X war dies der seltsamste, eigenwilligste, einfältigste Buchstabe im Alphabet. Er war wie unser Hund, abgefeilt auf das Wesentliche, das sich, schwer fassbar, im Zickzackkurs fortbewegte. Phoebe drehte sich um und blickte dem frisch getauften Hund ins Gesicht.
» Z«, wiederholte sie. » Kleiner Hund Z.«
» Genau«, bestätigte ich. » Z.«
In den folgenden Monaten wurde der Name noch mehrmals überarbeitet. Nachdem uns eine Freundin von Phoebe nach einer Reise in den mexikanischen Bundesstaat Guerrero besuchte, feierten wir ihre Rückkehr kurzzeitig durch die Veränderung von » Z« auf » Der Zihuatenejan«. » Das vergisst man viel zu schnell«, hielt Sally dagegen. » Und es lässt sich kaum schreiben.« Sie hatte mit beidem recht.
Einmal fuhren wir von Point Reyes, wo wir übernachtet hatten, wieder nach Hause. Phoebe und ich saßen vorn, Sally, erschöpft von unserer Wanderung am stürmischen Strand, schlief auf der Rückbank. Da Como uns fehlte, der bei seiner Hundesitterin Marianna Unterschlupf gefunden hatte, stellten Phoebe und ich uns Como in alten Kostümen vor– als viktorianischen Entdecker, ägyptischen Pharao, Musketier mit großer Feder am Hut und Pirat mit Augenklappe und einem Haken an einer seiner Pfoten. Bei diesem Bild lachten wir so heftig, dass ich beinahe am Straßenrand halten musste.
Unsere Fantasiewelt baute auf Wishbone, einer Fernsehserie mit einem Jack Russell, der, entsprechend verkleidet, in gekürzten Fassungen klassischer Stücke wie Robin Hood und Don Quichotte auftrat. Mit einem Hund als Helden hatte Wishbone zu Phoebes Lieblingssendungen gehört, als sie sechs oder sieben Jahre alt gewesen war. Als wir uns auf dem Highway 1 zwischen den grünen Hügeln hindurchschlängelten, stellten wir uns die Folgen mit Como als Star vor. Phoebe beschwor ihn als Kapitän in hübscher, dunkelblauer Jacke mit Messingknöpfen und einer mit einer goldfarbenen Kordel geschmückten Kapitänsmütze herauf.
» Er ist Z, Z, der Pirat der Weltenmeere«, rief ich. Phoebe musste so laut lachen, dass Sally aufwachte.
» Was ist da vorn so lustig?«, fragte sie schlaftrunken.
» Weiß ich nicht genau«, antwortete ich und versuchte, den Wagen sauber durch eine Kurve zu lenken.
» Z«, rief Phoebe, » der Pirat der Weltenmeere.« Und wieder grölten wir los. Diesmal musste ich tatsächlich am Straßenrand anhalten, bis die Lachsalve abgeebbt war.
» Ihr seid ja verrückt«, beschwerte sich Sally. » Ich schlafe ein, und schon bricht die Hölle los.« Sie ließ sich gegen das Fenster sinken und wartete, bis wir in der Lage waren, weiterzufahren.
Phoebe begann mit der Highschool im Herbst 2005 . Sally und ich konnten kaum glauben, dass unsere schüchterne, leise sprechende Tochter
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