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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Sicherheit.
    »Dexter«, sagte Astor mit leicht zittriger Stimme.
    »Wir sind im Polizeihauptquartier«, beruhigte ich sie. »Wir sind vollkommen sicher.«
    BUMM .
    Es verstummte ganz in der Nähe. Mir sträubten sich die Nackenhaare, und ich wandte mich zur Tür, die langsam aufschwang.
    Sergeant Doakes. Er stand mit zornigem Blick im Türrahmen, ein Ausdruck, der mittlerweile offensichtlich typisch für ihn geworden war.
    »Du«, sagte er, und der Klang, der seinem zungenlosen Mund entwich, war kaum weniger beunruhigend als sein Erscheinen.
    »Ja, warum, ich bin’s«, bestätigte ich. »Schön, dass Sie sich erinnern.«
    Er klumpte einen weiteren Schritt in den Raum, und Astor rutschte von ihrem Stuhl und huschte zum Fenster, so weit wie möglich weg von der Tür. Doakes blieb stehen und musterte sie. Dann glitt sein Blick zu Cody, der von seinem Hocker rutschte, daneben stehen blieb und ungerührt Doakes betrachtete.
    Doakes starrte Cody an. Cody starrte zurück, und Doakes holte, ich kann es nicht anders nennen, Darth-Vader-mäßig Luft. Dann ruckte sein Kopf zu mir herum, und er klumpte einen schnellen Schritt näher, wobei er fast das Gleichgewicht verlor. »Du«, sagte er erneut, diesmal zischend. »Kinna!«
    »Kinna?«, wiederholte ich. Ich war aufrichtig verwirrt und versuchte keineswegs, ihn zu provozieren. Ich meine, wenn er darauf bestand, umherzustapfen und Kinder zu erschrecken, sollte er doch wenigstens Notizblock und Bleistift mitnehmen, um sich verständigen zu können.
    Offensichtlich lag ihm eine solch umsichtige Geste fern. Stattdessen zog er noch einmal seine Darth-Vader-Nummer ab und zeigte mit einer stählernen Klaue auf Cody. »Kinna«, wiederholte er, die Lefzen zu einem Knurren gebleckt.
    »Er meint mich«, erklärte Cody. Ich drehte mich zu ihm um, überrascht, dass er redete, obwohl Doakes wie ein zum Leben erwachter Alptraum direkt vor ihm stand. Doch natürlich kannte Cody keine Alpträume. Er betrachtete Doakes einfach.
    »Was ist denn mit dir, Cody?«, fragte ich.
    »Er hat meinen Schatten gesehen«, erwiderte Cody.
    Sergeant Doakes machte einen weiteren wackligen Schritt auf mich zu. Seine rechte Klaue schnappte, als hätte sie auf eigene Faust beschlossen, mich anzugreifen.
    Ganz offensichtlich wollte er etwas Bestimmtes von mir,
    musste es aber bei seinen wütenden Blicken belassen, denn es war nahezu unmöglich, die zähflüssigen Silben zu entziffern, die sein zerstörter Mund hervorbrachte.
    »Waf haf ddugan«, zischte er, und es war so eine eindeutige Verdammung all dessen, was Dexter ausmachte, dass ich endlich begriff. Er klagte mich an.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich. »Ich habe nichts getan.«
    »Juhe«, sagte er und zeigte auf Cody.
    »Was, wie«, sagte ich. »Nein, eigentlich Methodist.« Ich gebe zu, dass ich ihn absichtlich falsch verstand; er sagte »Junge«, und es kam als »Juhe« heraus, weil er keine Zunge besaß, doch ehrlich, man kann nicht immer nur einstecken. Es hätte Doakes vollkommen klar sein müssen, dass seine Versuche verbaler Kommunikation nur eingeschränkten Erfolg haben konnten, und doch bestand er darauf. Hatte der Mann denn gar kein Gefühl für Anstand?
    Zum Glück für uns alle wurden wir von einem Klappern im Flur unterbrochen, und Deborah stürmte in den Raum. »Dexter«, rief sie. Beim Anblick des wüsten Tableaus blieb sie abrupt stehen; Doakes, der seine Klaue gegen mich erhob, Astor, die sich am Fenster zusammenkrümmte, und Cody, der ein Skalpell von der Laborbank nahm, das er gegen Doakes einsetzen wollte. »Was, zum Teufel«, blaffte Deborah. »Doakes?«
    Langsam ließ er den Arm sinken, doch sein Blick ruhte weiterhin unverwandt auf mir.
    »Ich habe dich gesucht, Dexter. Wo hast du gesteckt?«
    Ich war so dankbar für ihr rechtzeitiges Erscheinen, dass ich mir den Hinweis ersparte, wie idiotisch diese Frage war. »Wieso, ich war direkt hier, habe die Kinder herumgeführt«, antwortete ich. »Wo warst du?«
    »Auf dem Weg nach Dinner Key«, sagte sie. »Sie haben Kurt Wagners Leiche gefunden.«

[home]
    33
    D eborah wirbelte uns mit Evel-Knievel-über-den-Canyon-Tempo durch den Verkehr. Ich versuchte, mir eine höfliche Formulierung für den Hinweis einfallen zu lassen, dass wir unterwegs zu einer Leiche waren, die vermutlich nicht abhauen würde, also würde sie bitte langsamer fahren, doch mir fiel absolut keine Bemerkung ein, die sie nicht dazu veranlasst hätte, die Hände vom Steuer zu nehmen und um meinen Hals zu

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