Komm zurück, mein dunkler Bruder
Hände und strahlte mich glücklich an. »Doch nicht Manny Borque!«, rief sie. »Vince kennt Manny Borque?«
Selbstverständlich war bereits an diesem Punkt alles verloren, doch Dexter, der Unverzagte, gibt sich nicht kampflos geschlagen, wie schlecht auch immer die Chancen stehen. »Habe ich bereits erwähnt, wie außerordentlich teuer er ist?«, fragte ich hoffnungsvoll.
»Oh Dexter, du kannst doch bei einem Anlass wie diesem nicht an Geld denken.«
»Oh doch, das kann ich. Ich tue es.«
»Nicht, wenn die Möglichkeit besteht, Manny Borque zu bekommen«, sagte sie, und in ihrer Stimme lag ein überraschend bestimmter Ton, den ich bis jetzt nur gehört hatte, wenn sie wütend auf Cody oder Astor war.
»Ja aber, Rita«, protestierte ich, »es ist doch unvernünftig, nur für den Caterer so einen Haufen Geld auszugeben.«
»Das hat mit Vernunft überhaupt nichts zu tun«, sagte sie, und ich gebe zu, dass ich an diesem Punkt ihrer Meinung war. »Wenn wir Manny Borque für unsere Hochzeit haben können, wären wir verrückt, es nicht zu tun.«
»Aber«, wandte ich ein und hielt dann inne, denn abgesehen von der Tatsache, dass es idiotisch schien, eine Riesensumme auszugeben für Cracker mit Endivien, handverziert mit Rhabarbersaft und geformt wie Jennifer Lopez, fiel mir kein weiteres Gegenargument ein. Ich meine, war das nicht mehr als genug?
Anscheinend nicht. »Dexter«, sagte sie, »wie oft heiraten wir denn schon?« Und es gereicht mir außerordentlich zur Ehre, dass ich in diesem Moment wachsam war und den Drang, »In deinem Fall mindestens zweimal« zu erwidern, unterdrücken konnte, was vermutlich sehr weise war.
Rasch änderte ich den Kurs und wandte die Strategie an, die ich mir in den langen Jahren des Vortäuschens menschlicher Verhaltensweisen erworben hatte. »Rita«, sagte ich, »das einzig Wichtige der Hochzeit ist der Moment, in dem ich den Ring auf deinen Finger stecke. Was wir hinterher essen, ist mir vollkommen egal.«
»Das ist so lieb von dir«, jauchzte sie. »Dann hast du nichts dagegen, wenn wir Manny Borque beauftragen?«
Wieder einmal hatte ich eine Auseinandersetzung verloren, ehe ich überhaupt wusste, auf welcher Seite ich stand. Mir wurde bewusst, wie ausgetrocknet mein Mund war – was sicherlich daran lag, dass er weit offen stand, während mein Verstand zu ergründen versuchte, was soeben passiert war, und dann nach einer cleveren Antwort suchte, mit der ich Boden gutmachen könnte.
Aber es war viel zu spät. »Ich rufe Vince an«, sagte sie und beugte sich zu mir herüber, um mich auf die Wange zu küssen. »Oh, ist das aufregend. Danke, Dexter.«
Nun, liegt das Wesen einer Ehe nicht im Kompromiss?
[home]
7
S elbstverständlich lebte Manny Borque in South Beach. Er wohnte im obersten Stock eines dieser neuen Hochhäuser, die rund um Miami aus dem Boden schießen wie Pilze nach einem heftigen Regenfall. An dieser Stelle war einst ein einsamer Strand gewesen, an den Harry Debs und mich am frühen Samstagmorgen immer zu Strandläufen mitgenommen hatte. Wir fanden dort alte Schwimmringe, geheimnisvolle Plankenteile irgendeines unglücklichen Boots, Halterungen von Hummerfangkörben, Fetzen alter Fischernetze, und an einem aufregenden Morgen trieb eine überaus tote menschliche Leiche in der Brandung. Das gehörte zu meinen kostbarsten Jugenderinnerungen, und ich fand es absolut abscheulich, dass man dort diesen glänzenden, billigen Turm errichtet hatte.
Am nächsten Morgen um zehn fuhren Vince und ich von der Arbeit gemeinsam zu dem schrecklichen neuen Gebäude, das den Schauplatz meiner jugendlichen Freuden okkupiert hatte. Im Aufzug nach oben schwieg ich und beobachtete Vince, der herumzappelte und zwinkerte. Warum er nervös war, weil er jemanden traf, der aus gehackter Leber Skulpturen formte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, wusste ich nicht, aber er war es eindeutig. Ein Schweißtropfen rollte seine Wange hinunter. und er schluckte krampfhaft, zweimal.
»Er ist ein Caterer, Vince«, erklärte ich ihm. »Er ist nicht gefährlich. Er kann nicht einmal deinen Bibliotheksausweis einziehen.«
Vince sah mich an und schluckte wieder. »Er hat echt Temperament«, sagte er. »Er kann sehr anstrengend sein.«
»Wenn das so ist«, erwiderte ich gutgelaunt. »Dann suchen wir eben einen anderen, der vernünftiger ist.«
Er biss die Kiefer zusammen wie ein Mann vor dem Erschießungskommando und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er tapfer. »Das ziehen wir jetzt
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