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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Farbe, als am hinteren Ende der Sackgasse jemand in ein Auto stieg. Es war ein kleiner blauer Wagen, kein weißer Avalon – doch als das Auto auf die Hauptstraße einbog, bemerkte ich einen vertrauten Fleck zusätzlicher Farbe, der vom Rückspiegel baumelte. Und auch wenn man es nur schwer beurteilen konnte, war ich doch relativ sicher, dass es sich um einen Parkausweis der University of Miami handelte.
    Ich drehte mich wieder zu Astor um. »Nun, jetzt ist er fort. Warum meint ihr, er wäre unheimlich?«
    »
Er
sagt das«, antwortete Astor und zeigte auf Cody. Cody nickte.
    »War er«, bestätigte er beinahe im Flüsterton. »Er hat einen großen Schatten.«
    »Tut mir leid, dass er dir Angst gemacht hat«, sagte ich. »Aber jetzt ist er weg.«
    Cody nickte. »Dürfen wir uns die Köpfe anschauen?«
    Kinder sind so interessant, nicht wahr? Soeben hatte sich Cody noch vor etwas so Immateriellen wie jemandes Schatten gefürchtet, und nun war er begieriger, als ich ihn jemals erlebt hatte, einen näheren Blick auf ein konkretes Beispiel für Mord, Schrecken und menschliche Sterblichkeit zu werfen. Selbstverständlich machte ich ihm keinen Vorwurf, weil er einen verstohlenen Blick riskieren wollte, aber ich glaubte nicht, dass ich ihm das offiziell erlauben konnte. Andererseits hatte ich absolut keine Ahnung, wie ich ihnen das alles erklären sollte. Man hat mir versichert, dass zum Beispiel das Türkische Bedeutungsebenen kennt, die ich mir nicht vorstellen kann, doch Englisch war für eine angemessene Antwort definitiv nicht geeignet.
    Zu meinem Glück kehrte in diesem Moment Deborah zurück, die murmelte: »Ich werde mich nie wieder über den Captain beschweren.« Höchst unwahrscheinlich, doch schien es nicht höflich, dies laut zu äußern. »Er kann diese blutsaugenden Mistkerle von den Medien
behalten

    »Vielleicht bist du einfach keine volksnahe Persönlichkeit«, bemerkte ich.
    »Diese Arschlöcher sind nicht das Volk«, sagte sie. »Die wollen einfach nur irgendwelche verdammten Aufnahmen von ihren scheißperfekten Frisuren, während sie vor den Köpfen stehen, damit sie ihre Bänder an den Sender schicken können. Welche Tiere wollen so was sehen?«
    Ich kannte die Antwort auf diese Frage, da ich momentan zwei davon hütete und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, selbst als ein solches betrachtet werden konnte. Aber mir schien, ich sollte diese Frage lieber übergehen und versuchen, unsere Konzentration auf das anliegende Problem zu richten. Deshalb grübelte ich darüber nach, was an Codys unheimlichem Typen unheimlich gewesen war, und über die Tatsache, warum dieser etwas besessen hatte, das einem Parkausweis der Universität außerordentlich ähnelte.
    »Ich habe nachgedacht«, wandte ich mich an Deborah, und angesichts der Weise, in der ihr Kopf herumschnellte, hätte man denken können, sie stünde auf einer Python. »Aber es passt nicht so richtig in deine Zahnarzt-als-Drogenbaron-Theorie«, warnte ich.
    »Raus damit«, knirschte sie durch zusammengebissene Zähne.
    »Jemand war hier und hat die Kinder erschreckt. Er ist in einem Auto mit einem Parkausweis der Uni weggefahren.«
    Deborah starrte mich an, ihr Blick war hart und undurchsichtig. »Scheiße«, sagte sie leise. »Der Typ, von dem Halpern gesprochen hat, wie heißt der noch mal?«
    »Wilkins«, sagte ich.
    »Nein«, erwiderte sie. »Unmöglich. Nur weil die Kinder behaupten, jemand hätte sie erschreckt? Nein.«
    »Er hat ein Motiv«, stellte ich fest.
    »Die Festanstellung? Um Himmels willen, ich bitte dich, Dexter.«
    »Wir müssen sie nicht für wichtig halten«, sagte ich. »
Sie
tun es.«
    »Also wegen einer Festanstellung«, meinte sie kopfschüttelnd, »bricht er in Halperns Appartement ein, entwendet dessen Kleidung, tötet zwei Mädchen …«
    »Und schickt uns zu Halpern«, fügte ich hinzu, weil ich mich erinnerte, wie er in jenem Flur gestanden und uns auf ihn aufmerksam gemacht hatte.
    Deborahs Kopf fuhr zu mir herum. »Scheiße«, fluchte sie. »Das hat er, nicht wahr? Uns gesagt, wir sollen zu Halpern fahren.«
    »Und wie schwach das Motiv Festanstellung auch scheinen mag«, sagte ich, »ergibt es doch mehr Sinn als Danny Rollins und Ted Bundy bei einem gemeinsamen kleinen Projekt, oder?«
    Deborah strich sich die Haare glatt, eine seltsam feminine Geste bei jemandem, den ich im Geist als Sergeant Fels bezeichnete. »Könnte sein«, sagte sie schließlich. »Ich weiß nicht genug über Wilkins, um sicher sein zu

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