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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Weise passte die zeremonielle Zurschaustellung der beiden Köpfe zu dem Zustand, in dem die beiden Leichen zurückgelassen worden waren – zwei Teile desselben Rituals.
    »Das scheint nicht richtig«, sagte ich.
    »Okay, aber was dann?«
    Ich betrachtete die Köpfe, die so sorgsam auf den Lampen befestigt worden waren. Sie waren natürlich in demselben Feuer verbrannt, das die Leichen geröstet hatte, und es gab keine sichtbaren Blutspuren. Die Hälse schienen sehr sauber durchtrennt worden zu sein. Abgesehen davon hatte ich keinen tieferen Einblick in irgendetwas – und da stand Deborah und sah mich erwartungsvoll an. Es ist schwer, wenn man den Ruf genießt, in das Herz der Mysterien blicken zu können, während diese traurige Berühmtheit auf der schattenhaften Führung einer inneren Stimme beruht, die im Augenblick anderswo steckte. Ich fühlte mich wie eine Bauchrednerpuppe, die plötzlich aufgerufen wird, die Nummer ganz allein vorzuführen.
    »Beide Köpfe sind hier«, sagte ich, weil ich eindeutig etwas sagen musste. »Warum nicht vor dem Haus des anderen Mädchens? Der mit dem Freund?«
    »Ihre Familie lebt in Massachusetts«, sagte Deborah. »Das hier war einfacher.«
    »Und du hast ihn überprüft, oder?«
    »Wen?«
    »Den Freund des verstorbenen Mädchens«, artikulierte ich langsam und deutlich. »Den Burschen mit der Tätowierung im Nacken.«
    »Himmel, Dexter, natürlich überprüfen wir ihn. Wir überprüfen jeden, der sich den beiden Mädchen in ihrem scheißtraurigen kurzen Leben auch nur auf eine halbe Meile genähert hat, und du …« Sie holte tief Luft, aber es schien sie nicht sonderlich zu beruhigen. »Hör mal, ich brauche keine Hilfe bei der polizeilichen Basisarbeit, okay? Ich brauche deine Hilfe bei diesem unheimlichen, gruseligen Scheiß, für den du als Experte giltst.«
    Es war nett, meinen Ruf als König des unheimlichen gruseligen Scheiß bestätigt zu bekommen, doch fragte ich mich, wie lange er ohne meine dunkle Krone Bestand haben würde. Da meine Reputation auf dem Spiel stand, musste ich wagen, eine einfühlsame Meinung zu äußern, deshalb machte ich einen kleinen, blutleeren Versuch.
    »Also gut«, sagte ich. »Aus einem unheimlichen, gruseligen Blickwinkel betrachtet, ergeben zwei verschiedene Mörder, die dasselbe Ritual befolgen, keinerlei Sinn. Entweder hat Halpern sie umgebracht und jemand fand die Köpfe und dachte sich, scheiß drauf, häng ich sie halt auf – oder der falsche Typ sitzt im Gefängnis.«
    »Vergiss es«, sagte sie.
    »Welchen Teil?«
    »Beide, verdammt!«, fauchte sie. »Eine Möglichkeit ist so schlecht wie die andere.«
    »Ach, Scheiße«, sagte ich, was uns beide überraschte. Ich war gereizt, am Ende meiner Geduld mit Deborah, mit mir, mit dieser ganzen Verbrannte-Leichen-ohne-Köpfe-Angelegenheit, darum unternahm ich den einzig folgerichtigen vernünftigen Schritt und trat gegen eine Kokosnuss.
    Viel besser. Jetzt schmerzte mein Fuß ebenfalls.
    »Ich lasse Goldmans Hintergrund überprüfen«, sagte sie unvermittelt mit einem Nicken in Richtung Haus. »Bis jetzt ist er nur ein Zahnarzt. Besitzt ein Bürogebäude in Davie. Aber das hier – das riecht nach den Kokain-Cowboys. Und auch das ergibt keinen Sinn. Verdammt, Dexter. Liefer mir was.«
    Ich sah Deborah überrascht an. Irgendwie war es ihr gelungen, den Schwarzen Peter erneut mir zuzuschieben, und ich hatte nichts außer der wilden Hoffnung, dass Goldman sich als Drogenbaron entpuppte, der sich nur als Zahnarzt tarnte. »Ich bin vollkommen leer«, sagte ich, traurig, aber viel zu wahr.
    »Oh, Mist«, sagte sie, während sie an mir vorbei zum Rand der sich sammelnden Menge schaute. Der erste Übertragungswagen war eingetroffen, und noch ehe der Wagen anhielt, sprang der Reporter heraus und begann seinen Kameramann herumzuschubsen, schob ihn in die richtige Position für eine Totale. »Verdammt«, schimpfte Deborah und hastete hinüber, um sich mit ihnen zu befassen.
    »Der Typ ist unheimlich, Dexter«, sagte eine leise Stimme hinter mir, und ich drehte mich rasch um. Wieder einmal hatten sich Cody und Astor unbemerkt angeschlichen. Sie standen nebeneinander. Cody wies mit dem Kopf in Richtung der kleinen Menge, die sich jenseits des Absperrbands gesammelt hatte.
    »Welcher Typ ist unheimlich?«, fragte ich, und Astor antwortete: »Dort drüben. Im orangefarbenen Hemd. Ich will nicht hinzeigen, er guckt her.«
    Ich suchte nach einem orangefarbenen Hemd und sah nur das Aufblitzen von

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