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Komm zurück, mein dunkler Bruder

Komm zurück, mein dunkler Bruder

Titel: Komm zurück, mein dunkler Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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umso dringender alles darüber erfahren.
    Lange Zeit verging, und ES begann wieder mürrisch zu werden. Die Affendinger waren einfach zu schlicht, und was immer ES mit ihnen anstellte, es war nie genug. ES begann ihre dumme, sinnlose, sich endlos wiederholende Existenz übelzunehmen. Ein- oder zweimal rutschte ES die Hand aus, er wollte sie für ihr dumpfes, einfallsloses Leiden bestrafen, und so trieb ES seinen Wirt dazu, ganze Familien zu töten, ganze Stämme dieser Dinger. Und während sie alle starben, hing diese wunderbare Andeutung von etwas anderem in der Luft, direkt außerhalb der Reichweite, und legte sich dann wieder zur Ruhe.
    Es war wahnsinnig frustrierend; es musste eine Möglichkeit existieren, durchzubrechen, herauszufinden, was dieses schwer fassbare Etwas war, und in die Existenz zu zerren.
    Doch schließlich begannen sich die Affendinger zu verändern. Am Anfang geschah das nur langsam, so langsam, dass ES nicht bewusst wurde, was gerade geschah, ehe der Prozess in vollem Gange war. Und eines wunderbaren Tages, als ES sich in einem neuen Wirt einnistete, erhob sich das Ding auf seine Hinterbeine, und während ES sich noch fragte, was gerade geschah, fragte das Ding: »Wer bist du?«
    Dem extremen Schock des Augenblicks folgte extreme Freude.
    ES war nicht länger allein.

[home]
    18
    D ie Fahrt zur Haftanstalt verlief reibungslos, was mit Deborah am Steuer indes nur bedeutete, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Sie hatte es eilig, und in erster Linie war sie eine Polizistin in Miami, die das Fahren von Polizisten in Miami gelernt hatte. Was wiederum hieß, dass sie der Vorstellung unterlag, Verkehr wäre von Natur aus fließend. Sie schnitt hindurch wie ein heißes Messer durch Butter, schleuderte durch Lücken, die es eigentlich gar nicht gab. Ihre Botschaft an alle übrigen Fahrer war eindeutig: Platz da oder Tod!
    Cody und Astor auf ihren mit Gurten gesicherten Plätzen auf der Rückbank waren selbstverständlich begeistert. Sie saßen so aufrecht wie möglich und reckten sich, um hinausschauen zu können. Und, welch seltener Anblick, Cody lächelte sogar kurz, als wir einen 350-Pfund-Mann auf seinem Motorrad nur knapp verfehlten.
    »Stell die Sirene an«, verlangte Astor.
    »Das hier ist kein verdammtes Spiel«, schnauzte Deborah.
    »Muss es denn ein verdammtes Spiel sein, damit man die Sirene einschaltet?«, fragte Astor, und Deborah wurde knallrot und riss das Steuer herum, um von der U. S. 1 abzufahren, wobei sie beinahe einen verbeulten Honda auf vier großen Ballonreifen rammte.
    »Astor«, mahnte ich, »nicht dieses Wort.«
    »Sie sagt das andauernd«, maulte Astor.
    »Wenn du so alt bist wie sie, darfst du es auch benutzen, wenn du willst. Aber nicht mit zehn Jahren.«
    »Das ist doof«, schimpfte sie. »Wenn es ein schlimmes Wort ist, ist es doch egal, wie alt man ist.«
    »Da hast du absolut recht«, bestätigte ich. »Aber ich kann Sergeant Deborah nicht vorschreiben, was sie sagen darf.«
    »Das ist doof«, wiederholte Astor und wechselte dann das Thema, indem sie hinzufügte: »Ist sie wirklich Sergeant? Ist das besser als Polizist?«
    »Es bedeutet, dass sie der Chefpolizist ist«, erklärte ich.
    »Sie kann denen in den blauen Uniformen sagen, was sie tun sollen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Und eine Waffe hat sie auch?«
    »Ja.«
    Astor beugte sich so weit vor, wie es ihr Sicherheitsgurt zuließ, und starrte Deborah mit etwas wie Respekt an, ein Ausdruck, den ich auf ihrem Gesicht nicht allzu häufig sah. »Ich wusste nicht, dass Mädchen Waffen tragen und Chefpolizist sein können«, sagte sie.
    »Mädchen können jede verd … alles, was Jungs auch können«, blaffte Deborah. »Meistens besser.«
    Astor sah erst Cody und dann mich an. »Alles?«, fragte sie.
    »Fast alles«, sagte ich. »Profi-Football gehört vermutlich nicht dazu.«
    »Erschießt du Leute?«, fragte Astor Deborah.
    »Um Himmels willen, Dexter«, stöhnte Deborah.
    »Manchmal erschießt sie Leute«, erzählte ich Astor, »aber sie spricht nicht gern darüber.«
    »Warum nicht?«
    »Jemanden zu erschießen ist eine sehr private Angelegenheit«, erklärte ich, »und ich glaube, sie hat das Gefühl, dass das nicht jeden etwas angeht.«
    »Hört auf, über mich zu reden, als wäre ich gar nicht da, um Himmels willen«, schnauzte Deborah, »ich sitze direkt neben euch.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Astor. »Erzählst du uns, wen du erschossen hast?«
    Deborahs Antwort bestand darin, mit quietschenden Reifen

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