Komm zurück, mein dunkler Bruder
zu halten, statt mit quietschenden Reifen anzuhalten und meine Zähne in das Hähnchen zu schlagen.
Auf dem Parkplatz überwältigte es mich schließlich, und als ich zum Eingang lief, musste ich mit fettigen Fingern meinen Ausweis aus der Tasche fummeln und ließ dabei fast alles fallen. Als ich endlich vor meinem Computer saß, war ich ein wesentlich fröhlicherer Junge und das Hühnchen nur mehr eine Tüte Knochen und eine angenehme Erinnerung.
Wie stets, wenn mein Magen voll und mein Gewissen rein ist, fiel es mir nun sehr viel leichter, meinen mächtigen Verstand auf Hochtouren zu bringen und über das Problem nachzudenken. Der Dunkle Passagier war verschwunden; das schien zu implizieren, dass er eine von mir unabhängige Existenz führte. Was wiederum bedeutete, dass er von irgendwoher stammen musste und ziemlich wahrscheinlich dorthin zurückgekehrt war. Mein erstes Problem bestand demnach darin, so viel wie möglich darüber herauszufinden, woher er kam.
Ich wusste sehr gut, dass der meine nicht der einzige Passagier auf Erden war. Im Verlauf meiner langen und einträglichen Laufbahn war ich einigen anderen Raubtieren begegnet, die von der unsichtbaren schwarzen Wolke umwabert wurden, die auf einen Mitfahrer wie den meinen hinwies. Und es war nur einleuchtend, dass sie irgendwo und irgendwann einen Ursprung haben mussten, nicht nur bei mir und in meiner Zeit. Peinlich genug, ich hatte nie gefragt, warum oder woher diese inneren Stimmen kamen. Nun, da sich die ganze Nacht in der Ruhe und dem Frieden des kriminaltechnischen Labors vor mir erstreckte, konnte ich dieses tragische Versäumnis nachholen.
Und so stürzte ich mich ohne Rücksicht auf meine persönliche Sicherheit ins Internet. Selbstverständlich fand sich nichts Hilfreiches, als ich »Dunkler Passagier« eingab. Schließlich war dies meine persönliche Bezeichnung. Ich versuchte es trotzdem, nur zur Sicherheit, und fand nichts außer ein paar Online-Spielen und einigen Blogs, die wirklich jemand bei den zuständigen Behörden melden sollte, wer auch immer die polizeiliche Verantwortung für Teenager-Ängste trug.
Ich suchte nach »innerer Gefährte«, »innerer Freund« und sogar »geistiger Führer«. Wieder einige sehr interessante Resultate, bei denen man sich fragte, was aus dieser alten, müden Welt werden sollte, aber nichts, das mein Problem erhellte. Doch soweit ich wusste, hatte noch nie etwas einzeln existiert, und die Chancen standen nicht schlecht, dass ich einfach nur nicht mit den richtigen Begriffen nach dem suchte, was ich brauchte.
Nun gut. »Innerer Führer«, »interner Berater«, »verborgener Helfer«; ich probierte alle Kombinationen, die mir einfielen, stellte die Adjektive um, ließ Listen von Synonymen durchlaufen und staunte wie stets, in welchem Ausmaß die New-Age-Pseudophilosophie das Internet übernommen hatte. Und doch hatte ich am Ende nicht mehr in der Hand als eine Möglichkeit, mein mächtiges Unterbewusstsein anzuzapfen, um ein Vermögen in Immobilien zu machen.
Es gab jedoch einen sehr interessanten Verweis auf den biblischen Salomon, in dem behauptet wurde, der alte Weise hätte einige geheime Hinweise auf eine Art inneren König hinterlassen. Ich suchte nach Informationshäppchen über Salomon. Wer hätte gedacht, dass dieser Bibelkram interessant und relevant war? Denn wenn wir an ihn als einen weisen fröhlichen alten Knaben mit Bart denken, der anbot, nur zum Scherz ein Baby in zwei Hälften zu hacken, entgehen uns anscheinend die ganzen guten Sachen.
Zum Beispiel baute Salomon einen Tempel für den sogenannten Moloch, anscheinend einer der fiesen älteren Götter, und er tötete seinen Bruder wegen der »Bosheit«, die in ihm wohnte. Selbstverständlich erkannte ich, dass aus biblischer Sicht innere Bosheit eine ausgezeichnete Beschreibung eines Dunklen Passagiers ist. Doch wenn diese Verbindung bestand, ergab es dann wirklich Sinn, dass jemand mit einem »inneren König« einen anderen tötete, der von Bosheit bewohnt wurde?
Mein Kopf begann zu schwirren. Sollte ich glauben, dass König Salomon persönlich einen eigenen Dunklen Passagier hatte? Oder musste ich, weil er zu den guten Jungs in der Bibel gehört, das Ganze so interpretieren, dass er einen in seinem Bruder entdeckte und diesen deshalb tötete? Und im Gegensatz zu dem, was man uns allen zu glauben beigebracht hatte: War es sein Ernst, als er anbot, das Baby in zwei Hälften zu hacken?
Und, am allerwichtigsten, war es wirklich von
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